Vorwort
'Karl Gerbel
Karl Gerbel
Vorstandsdirektor der LIVA Ars Electronica 91
Dieses Festival mit dem Namen "Out of Control" unterscheidet sich in der Themenstellung gravierend von den bisherigen und kommenden, indem es die grundsätzliche Frage stellt, ob die technologische Entwicklung tatsächlich nur positive Aspekte aufweist, wie es die Technokraten glauben machen wollen.
Es scheint, daß dieses Thema einen bloßliegenden Nerv der Zeit getroffen hat, wobei der Hinweis auf das Szenario der Gewalt in diesem Jahr, und auf die Rolle der Elektronik als Waffe, nachgerade müßig geworden ist.
Die Kulturgeschichte lehrt uns, daß Künstler ein besonderes Sensorium für gesellschaftliche Repressionen besitzen und daß sie auf individuelle, werkimmanente Weise Kritik äußern. Sie haben sich in vielen Fällen als unkorrumpierbar erwiesen. Wir sollten auf ihre Stimmen hören, auch wenn sie provokant klingen und manchmal verletzend sind.
Ars Electronica 91 ist kein ästhetisch "schönes" Festival, sondern will aggressiv, provozierend, kritisch, störend sein. Weil jedoch die Kunst mit der Realität nicht konkurrieren kann, wird es auch hochtheatralisch und, hoffentlich, aufregend sein.
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