Der kranke Raum
' Theater Phönix
Theater Phönix
Das Inhaltliche und Ausführungskonzept
a) Allgemein Dieses Projekt im Rahmen der Ars Electronica 91 ist ein experimenteller Beitrag des Theater Phönix, der sowohl starre Mechanismen der Gesellschaft, als auch konventionelle künstlerische Ideologien im eigenen Haus diskutiert und in Frage stellt. Es ist der erste Beitrag vom Theater Phönix bei einer Ars Electronica und damit auch ein Stück unbetretenen Terrains, gleichzeitig aber auch ein Projekt bisheriger Erfahrungen und Geschichten. "Der kranke Raum" – so der vorläufige Titel – ist ein Projekt in mehreren Teilen. Ein Kunst-Stück zu Tages- und Nachtzeiten.
b) Mitarbeiter Im Zeitraum vom Dezember '90 bis September '91 betreiben alle Beteiligten Versuche und Untersuchungen zu diesem Thema. Reagieren auf individuelle Erfahrungen und Erlebnisse. Die Mitarbeiter haben zwar Spezifikationen wie Musik, Licht, Ton, Bühne, Text etc., doch das Ergebnis sprengt diese traditionellen Spezifikationen. Die Mitarbeiter verstehen sich selbst als Thermometer der Umgebung, als Meßinstrumente für eine komplexe und undurchschaubare Umwelt. Die Tätigkeiten und Arbeiten aller Mitwirkenden fließen in diese Arbeit ein. "Der kranke Raum" soll traditionelle Darstellungskunst hinterfragen. Die Akteure werden zu Kritikern der eigenen jahrelangen Theaterarbeit und Ideologie.
c) Arbeitsprozeß Die Vorbereitung zu diesem Beitrag bei der Ars Electronica sind nicht zu vergleichen mit den herkömmlichen Proben für einen Theaterabend. Vielmehr ist es ein Sammeln von Eindrücken, ein Reagieren auf die Umwelt, ein Abstrahlen von Einflüssen. Vielleicht am ehesten erklärbar mit dem Begriff Labor. Ein Raum-, Sprach- und Tonlabor. Die Vorbereitung zu diesem Projekt ist ein interaktives Arbeiten, mit der Zielsetzung, aus der gelebten Selbstbeobachtung Konflikte und Reibungspunkte zu erzeugen.
d) Ergebnis Wie aus der bisherigen Projektbeschreibung hervorgeht, ist das Ergebnis kein traditioneller Theaterabend. Es ist ein Projekt in mehreren Teilen, ein Versuch, verschiedene Sparten der Kunst in einer multivisionellen Darstellung zu kombinieren. Das Ergebnis soll beim Zuschauer, Zuhörer und Beteiligten Verunsicherung auslösen, bisherige Beobachtungs- und Rezeptionsgewohnheiten in Frage stellen und Erinnerungsgewohnheiten durcheinanderbringen. Die aktuellsten und modernsten Medien und Informationsträger drängen den Konsumenten in eine sehr einseitige und eingeschränkte Aufnahmeposition. Gerade in diese Richtung zielt unser Ars-Projekt. Es ist ein Gegengewicht zu all diesen bereits schon wieder zur Gewohnheit gewordenen neuesten Form des Informationsflusses. Das Projekt ist ein Widerstand gegen die übliche Aufbereitung durch die Medien gegenüber der Informationsvermittlung von Facts und Interpretationen aus aktuellen Ereignissen. Die Komplexität der Informationen in der heutigen Mediengesellschaft drängt den Konsumenten in eine sehr eingeschränkte passive Funktion. Auf diese Zustände soll das Projekt hinweisen. Dieses Projekt wird nicht nur in einem traditionellen Raum (Theaterraum) stattfinden, sondern in mehreren Räumen installiert werden, d.h. der Zuschauer wird gezwungen sein, die traditionellen Seh- und Hörgewohnheiten zu durchbrechen. Er wird sich in mehrere Räume bewegen müssen, um überhaupt die einzelnen Informationen mitzubekommen, d.h. Zeit und Raum sollen direkt an Ort und Stelle erfahrbar werden. Inhalt ist das, was an Ort und Stelle direkt erlebt wird. Kein ideeller Überbau, sondern direkte Konfrontation mit räumlichen und zeitlichen Eindrücken.
e) Die Öffnung für ein Publikum Während der vier Tage und Nächte des öffentlichen Zuganges zu den Raum- und Zeitinstallationen werden auch zu bestimmten Tag- und Nachtzeiten theatralische, musikalische und cinematografische Hör- und Seherlebnisse für das Publikum wahrnehmbar dargestellt werden. Die Intensität der Eindrücke wird auch vor der Abenteuerbereitschaft und Spürlust des Besuchers abhängen.
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