www.aec.at  
Ars Electronica 1991
Festival-Programm 1991
Back to:
Festival 1979-2007
 

 

Leaves


'Arthur Elsenaar Arthur Elsenaar

WHAT'S IN IT – WAS HEISST DAS SCHON
Wir alle wissen es, der Computer ist eine Differentialmaschine, die mit Einsern und Nullen operiert. Wollte man einen Überblick über das gesamte System, dann könnte man es integrieren. Dann würden die Einser und Nullen in eine Röhre verwandelt. Die Einstellung gegenüber dem Beobachter bestimmt, ob es eine 1 oder eine 0 ist. Im digitalen Zeitalter scheint die Welt erbaut aus diesen Einsern und Nullen; man versuche sie zu sehen, als bestünde sie aus verschiedenen Röhrenansichten. Man versenke sich in das Material (die Leiterplatte) für eine Sekunde (24 Seiten) und siehe, das Digitale wird analog. Die Dimensionen aller Nullen und Einser in diesem Buch stehen im Verhältnis 1:e (2.71828…), da das effizienteste Zahlensystem auf der Mächtigkeit von e basieren sollte. Dem e am nächsten ist three – drei; so erschien das Buch in 23 = 8 Bits oder ein Byte. Was also heißt schon Logik …?
LEAVES
Mit "LEAVES" habe ich versucht, den Leuten klarzumachen, daß der massive Einsatz der Technologie Umweltverschmutzung hervorruft. Mit anderen Worten, Sie und ich, wir sind dafür verantwortlich, wenn wir die Technologie einsetzen. In der heutigen Gesellschaft ist es sehr schwer – wenn nicht gar unmöglich – keine Technologie zu verwenden; die Gesellschaft ist süchtig und abhängig von ihren eigenen Schöpfungen geworden. Der Arzt und Wissenschaftler Paracelsus sagte schon: "Alles, was zu viel ist, ist Gift". So sollte man auch die Relationen beachten: Es ist egal, was man in der Natur wegwirft, auf die Menge kommt es an. Früher war die Natur ein dominanter Faktor in dieser Welt, heute ist es der Mensch. Die Blätter in meinem Werk stehen für die Natur, die Einstellung einer Person zu deren Zerstörung; je näher der Mensch drankommt, umso heftiger schütteln sie sich und umso lauter rascheln sie. Aber wenn man sanft seine Hand darüber schwenkt, so geben sie ein singendes Geräusch von sich.

Das Grundprinzip von 'Leaves' ist die Umsetzung einer (menschlichen) Bewegung in eine andere (mechanische) Bewegung. Die von mir verwendete Methode ist recht einfach: Der Bewegungsdetektor kann als kleines Radar angesehen werden – das Gerät sendet ständig elektromagnetische Wellen aus und empfängt gleichzeitig die reflektierten Wellen. Wegen dieses gleichzeitigen Sendens/Empfangens stehen die Wellen in einem bestimmten Verhältnis zueinander, in einer Phasenbeziehung. Wenn ein bewegtes Objekt in den überwachten Raum eindringt, so wird diese Phasengleichheit zwischen gesendeten und empfangenen Wellen gestört. Die Phasendifferenz steht in direktem Zusammenhang mit der Bewegung des Objekts. Und je näher ein Objekt sich bewegt, umso größer ist die Amplitude des Phasensignals. Dieses Phasensignal wird durch einen gewöhnlichen Audio-Verstärker verstärkt, große Woofer-Boxen vervollständigen die Bewegungsumwandlung. Nur noch ein paar getrocknete Blätter darübergeworfen (für den raschelnden Klang) …
ANDERE ARBEITEN:
General : In meiner neuesten Arbeit tritt konsequent ein Teilnehmer auf, das habe ich nicht willkürlich so gewählt, sondern es ergibt sich als Konsequenz meiner Wahrnehmung der Wirklichkeit.

The "DIGILOG" book ist ein leiterplattenartiges Flipbook, das von einer sich drehenden Röhre zusammengehalten wird. Es ist umkehrbar, d.h. man kann von 1 zu 0 flippen oder umgekehrt. Siehe auch den Text "What's In It", der in der Röhre steckt, die die Seiten zusammenhält.

Tracks in the Station: Eine akustische Reise, bei der man zwischen zwei vorbeifahrenden Zügen zu stecken meint. In der Abfahrtshalle eines Bahnhofes sieht man die Züge aneinander vorbeifahren. Synchron zum Gesehenen hört man auf beiden Seiten die Gleise singen. Das symbolisieren zwei Haufen Steine, die die Gleise darstellen und unter denen die Lautsprecher versteckt sind.
Bei dieser Arbeit sind es zwei Maschinen, die interagieren und zwar jeweils auf die Geräusche der anderen. Der Mensch ist hier nur Beobachter, der dies miterlebt.

The TIE(d-up) oder – wenn du hören könntest, was du gerade sagst … – Eine eigens angefertigte Krawatte nimmt auf, wenn jemand spricht und läßt das Aufgenommene sofort wieder, aus dem Zusammenhang gerissen, ertönen. Man wird also direkt mit sich selbst konfrontiert! Besonders betroffen ist man aber, wenn man mit der ersten spontanen Reaktion, die auch wieder aufgenommen wurde und im Play-back ertönt, konfrontiert wird!! Ehrlich gestanden, dies wurde ursprünglich für die Schüler-Lehrer-Situation erdacht (wer fesselt wen?). Und die Arbeit hieß zunächst "ST(R)OPDAS" – entstanden aus dem holländischen Wort für 'Krawatte' und dem deutschen 'stop das'. Auch die erotische Form eines Hornes wurde vom holländischen Wort für Unsinn reden (=lullen) beeinflußt.