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Ars Electronica 1990
Festival-Programm 1990
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Festival 1979-2007
 

 

Golem
Eine interaktive Oper

'Richard Teitelbaum Richard Teitelbaum

Shelley Hirsch: Stimme
Ned Rothenberg: Blasinstrumente
Carlos Zingaro: Violine und Elektronik
Mary Oliver: Violine, Viola
Samm Bennett: Percussion
Richard Teitelbaum: Synthesizer, Computer, Robot Pianos
Alvin Curran: Shofar

Composer/Artistic Director: Richard Teitelbaum
Stage Director/Set: Roy Faudree
Video Production/Performance: Joan Jonas
Technical Director/Video Post Production: Ben Rubin
Computer Programming: Joe Chung
Camera (Prager Aufnahmen): Jiri Pechar, Joan Jonas, Richard Teitelbaum

Original Filmaufnahmen aus: "Der Golem: Wie er in die Welt kam", von Paul Wegener (1920)

Production Assistant: Jana Cernikova
Producer: Barbara Mayfield

The composer wishes to thank the participants of the original New York premiere showing at the Jewish Museum: Kit Fitzgerald, Nik Williams, Joe Chung, George Lewis, Shelley Hirsch and Samm Bennett.

Special thanks to Cantor Victor Feuerlicht and the Jewish community of Prague, the congregation of the Altneuschul, Mrs. Smekolova and the Prague Jewish Museum, Tom Kotik, Norman Manca, Melissa Gould, Branda Miller, Neil Strauss, Wendy Lindbergh, Liam Nelson, Susan Ray, Vit, Frank E. Hurd, and many others.

Grateful acknowledgement to the Yamaha Corporation, Bösendorfer Klavier AG, Arts International, the United States Information Service, the National Endowment for the Arts, Pioneer Communications of America, Inc., the Barendorf Studio in Prague, and Montage in New York.


Die Idee des Golem ist alt: Biblischen Ursprungs als Adams ungeformte, vorerst seelenlose Materie, wurde er später der künstliche Mensch, der moderne Roboter. R. Teitelbaum sieht in ihm die Entsprechung seiner Bemühungen, einen intelligenten, interaktiven, künstlichen "Pianisten" zu erfinden. Ebenso sieht er ihn als Symbol für die Verheißungen und Gefahren unserer technologischen Gesellschaft. Rabbi Loew hat seinen Golem im 16. Jh. an den Ufern der Moldau erschaffen, damit er das jüdische Volk im Ghetto von Prag vor großer Gefahr schützen solle. Er tat dies, wurde aber dann zu stark und mächtig und mußte wieder zerstört werden. So ist er heute für uns eine Metapher für die ungehemmte Machtausübung in ihren verschiedenen Erscheinungsformen: der technologischen und militärischen, aber auch der politischen und sozialen.

In der Überlieferung ist ein Golem eine menschenähnliche Figur aus Ton, die durch die Zauberkraft von magischen Sprüchen aus der Kabbala zum Leben erweckt wird. Der Klang der Moldauufer in Prag und jene hebräischen Zeichen und Zahlen, die dem kabbalistischen "Buch der Schöpfung" entstammen, wurden gesampelt und werden als "Musikmuster" auf Keyboards gespielt (oder durch Gesang ausgelöst), über MIDI in den Computer gespeichert und geordnet, kombiniert und vertauscht. Live audio signal processing, IM, speech synthesis ergeben zusammen ein komplexes interaktives System, in dem die Performer Eingabe und Wiedergabe steuern. Im Zuge dieses "Hexengebräus" kommt der Golem auf die Welt und beginnt mit eigenem Willen zu agieren.

In dieser Performance wird der Golem durch verschiedene interaktive Systeme, nämlich Techniken künstlicher Intelligenz, verkörpert: zum einen "hört" ein computergesteuertes Klavier und antwortet auf Livemusik akustischer Instrumente, anderer Keyboards und der menschlichen Stimme. Zum anderen antwortet eine Videobildplatte in Echtzeit auf die Live-Musik der Performer. Es sind Bilder aus dem deutschen, expressionistischen Filmklassiker "Der Golem" aus 1920 von Paul Wegener, Szenen aus dem alten jüdischen Ghetto in Prag und anderes vorbereitetes Material.