Die Kalibrierung des Seins
'Andrew M. McKenzie
Andrew M. McKenzie
EINS Kommunion In allem, was ihn umgibt, sucht der Mensch eine Antwort, einen Widerhall. Die Erfahrung, die die Bequemlichkeit garantieren, die schon existierenden Standards, die Gegebenheiten bestätigen und die Möglichkeiten einschränken soll, entsteht auf der Gefühlsebene. Die Kräfte, über die wir sehr wenig wissen, die wir in einer latenten oder entwickelteren Form aber alle besitzen, verstehen sich von selbst. Wir brauchen sie nicht zu erklären. In dem Moment, wo wir uns selbst näherkommen, erkennen wir, daß es die Einschränkung ist, die wir suchen. Nicht um zu sterben, sondern um zu wachsen. Je mehr Grenzen wir uns setzen, umso ausgeprägter und stärker unser Wachstum. Je kleiner eine Öffnung, desto stärker der Brennpunkt. Man stelle sich Wasser, das durch einen Schlauch rinnt, vor – je dünner das Rohr, desto größer der Druck, mit dem der Strahl austritt. Lichtstrahlen durch Nadellöcher. Oft definieren wir das Gefühl der Sicherheit tatsächlich als eines, das wir haben, wenn wir wissen, was künftig geschehen wird. Mit anderen Worten: wenn wir unsere Grenzen möglichst genau kennen. Wir können nichts tun. Zu unterstellen, daß unser Handeln auf bewußter Verantwortung basiere, daß die immensen, uns zur Verfügung stehenden Energien sich durch ein Ventil unserer Wahl leiten ließen, läuft der gegenwärtigen Mythologie daher zuwider. Bewußt oder unbewußt wird die Morphologie unserer Existenz von unseren Wünschen geformt – der Surrealismus des Alltags. Wenn wir uns den Naturgesetzen anvertrauen, gleich einem den Berghang hinunter rollenden Schneeball, dann sammeln wir immer mehr und werden zunehmend schneller. Entwicklung und Wachstum. Je mehr wir uns diesen Kräften widersetzen, umso mehr verlieren wir. Und da dieses Gesetz am Beispiel einer Person oder Organisation, die so vorgeht, mittels jeder ihrer Handlungen belegt wird, können jene, die entschlossen gegen diese Gesetze arbeiten und gegen sie anlaufen, nicht loslassen. Die aufkommende Mißgunst ist ein Wort verbunden mit einer Emotion: Es ist lediglich der Körper, der sein eigenes perfektes Warnsystem einschaltet – und dem Bewußtsein mitteilt, daß die gerade durchgeführte Handlung nicht ganz in seinem Interesse ist.ZWEI Zwang Absonderung – Tod. Zerlegung tötet das Objekt. Die Resultate sind nicht zweimal zu gebrauchen. Die Energieverschwendung durch Kategorisierung ist noch ein weiteres Beispiel. Unsere Lebenskraft mahnt uns daher beständig, daß der Weg zum Leben nur über die Integration führt, über das Zusammenfügen der Fragmente. Für die Bruchstücke macht es keinen Unterschied, ob das öffentlich oder privat geschieht. Werden zwei verbunden, so werden zwei Ebenen miteinander verknüpft und die Kräfte können von der einen zur anderen übergehen. Vergleichbar einem Lift zwischen zwei Stockwerken, in einem Gebäude ohne Stiegen. Das erste Stadium ist das der Obsession – der Akt, mit dem das Recht beansprucht wird, unsere Sicht des verrückten Handelns, dessen, was wir als "die Außenwelt" empfinden, zu konzentrieren. Die Obsession ist daher der vielleicht stärkste uns bekannte Ausdruck des Dualismus. Diese Energieimplosion wird zu einem alles in sich hineinsaugenden Strudel. Sobald die Obsession fest in der Psyche verwurzelt ist, wird die Trichteröffnung, wenn sie öffentlich gezeigt werden kann, größer. Wir senden dann buchstäblich auf einer bestimmten Wellenlänge, und nur Empfänger, die diese Frequenz eingestellt haben oder die so gebaut sind, daß sie in der Lage sind zu empfangen, können den Kommunikationsprozeß aufnehmen. Mit der Ausweitung des Frequenzenbereichs, des Bereichs der Wellenlänge, vergrößern sich unsere Möglichkeiten. Der der Obsession innewohnende Dualismus funktioniert wie ein Set aus zwei Stabmagneten. Werden die gegensätzlichen Pole zusammengebracht, ziehen die Magneten einander an. Werden die beiden positiven Enden zusammengebracht, stoßen sie einander ab. Und je mehr die zwei positiven Pole einander angenähert werden, desto gewaltsamer die Abstoßung. Der bedeutsamste kürzlich untersuchte Dualismus ist der von Oberfläche und Inhalt. Setzen wir uns absichtlich in dieser Art und Weise Grenzen, dann erzeugen wir dunkle, machtvoll geladene Reibungen. Wir können lernen, uns mit diesem Ergebnis des Prozesses zu bewegen, aber für den Fall, daß sich die Entfernungen verringern, müssen wir uns der Gefahren wohl bewußt sein. Wie weit können wir gehen, wie schnell und mit welchem Ziel? Allein schon diese Fragen füllen das Vehikel mit Treibstoff. Wir glauben herauszukommen, geraten dabei aber immer tiefer in den Strudel. Die ohnmächtige Stimme ist eigentlich ein Schrei.DREI Schlag Indem wir, was immer es auch sein mag, eingehender betrachten, sehen wir, daß die Kräfte, die für alle Dinge und Ideen den Rahmen schaffen, genau die gleichen sind. Es gibt nur ein großes "Feld" mit örtlich begrenzten Modulationen, die gespiegelt und wiederholt, imitiert und innerhalb dieses sogenannten "Chaos" aufgelöst werden. Die Ablehnung des Zugangs zu dieser unermeßlichen Quelle ist nicht angeboren, sondern erlernt. Wenn wir anfangen über einen Weg nachzudenken, um diese Konditionierung (die wir an irgendeinem Punkt aus welchem Grund auch immer akzeptiert haben) zu durchbrechen, erkennen wir, daß die den praktischen Vorgängen zugrundeliegenden Möglichkeiten Ausgewogenheit mit sich bringen – die Auflösung, die wir normalerweise als nicht wünschenswert erachten, bildet in Wirklichkeit den Kompost für neues Wachstum. Die jetzt vorhandenen Formen der Deprivation der Sinneswahrnehmungen bedeuten, daß wir unsere fixen Ideen sogar auf der Ebene der physikalischen Vorgänge aufgeben müssen. Wir haben die Ausbildungen, mit denen wir jetzt völlig vertraut sind, in allen unseren Fähigkeiten und Anlagen absorbiert. Sie aufzuheben, hebt auch die Syntax der Bedeutung auf, alle tragenden Strukturen des Glaubens. Die Sicherheit erweist sich wegen des andauernden Nichtfunktionierens des Alarmsystems als vergeblich. Indem wir angespannt auf Erschütterungen vorbereitet sind, Erschütterungen, die wir erwarten, um uns unserer Stabilität zu versichern, laufen wir Gefahr anzunehmen, wir könnten objektiv sein. Dieser Hang zum Reduktionismus wird rasch alles durchdringen und während er etliche Kennzeichen der Obsession aufweist, verhält es sich gerade umgekehrt. Die Werkzeuge werden in unseren Händen nutzlos, oder vielmehr sind es unsere Hände selbst, die mit den Werkzeugen nicht umgehen können. Anstatt zu versuchen, aus diesem Alptraum aufzuwachen, der ja nur geträumt wurde, um den entgegengesetzten Traum aufzuwiegen, müssen wir uns hineinstürzen, um uns selbst darin zu finden. Um in der Geheimschrift des stützenden Gerüsts den Code unserer bloßgelegten Existenz zu sehen. Es ist freilich wahr, daß auf diesem Pfad die erfolgreichen Versuche gestreut sind, diese Informationen zu verdecken. Aber die Information anzuwenden ist ein vergebliches Unterfangen. In jedem Haus, in jedem Kopf sind die Zahlen, Fakten, Ideen, Forschungsergebnisse und Theorien im Überfluß gestapelt. Die Umsetzung dieser Informationen, dieser behutsam herausgefundene Leitfaden, ist im Grunde genommen nicht bekannt. Daher werden jene, die gerade hier aktiv tätig sind, von denen, die sich vor ihren eigenen Fähigkeiten fürchten, hoch geschätzt. Man fühlt, daß die unermeßlichen Energiemengen, die hier zur Verfügung stehen, den Träger "ausbrennen" könnten. Der anscheinend unmögliche Schritt, diese Kraft ohne Störung zu kanalisieren, wird hoch geschätzt mit Respekt betrachtet. Das Szenario für einen massenhaften Vampirismus ist entworfen.VIER Carphologie Die Punkte auf einer Landkarte sind nicht der Ort selbst. Beschreibung zieht andere Beschreibungen nach sich, Interpretationen und die nie endende Diskussionen, die sich im Kreis bewegen. Das sind die kleinen Wellen, die der ins Wasser geworfene Stein verursacht. Wir machen uns krank und flüchten in die Betten und erwarten, ja verlangen, daß die Familienangehörigen uns bedienen. Wir schaffen die Verantwortung ab. Die Krankheit ist etwas, das von "draußen" gekommen ist. Wir liegen in der von uns selbst erzeugten Agonie, die Zeit schleppt sich dahin. Wir zupfen den Flaum von der Bettdecke – erst träge, dann mit wachsendem Interesse. Wir unterscheiden Muster im Stoff, untersuchen das Gewebe, die Längsfäden, und entdecken, wie dieses System mit der Zeit ein Übermaß entwickelt, ohne seine Zugfestigkeit zu verlieren. Unbeweglich aufgrund unserer Leiden wird also die Faszination immer stärker. Die Familie erscheint zur vereinbarten Zeit nicht, aber das verliert an Bedeutung. Eine neue Kosmologie entfaltet sich, eine neue Dimension entfaltet sich auf der Bettdecke. Nach und nach fließt Bewußtsein in die sich entwickelnde Gedankenwelt. Die ganze Welt – ihre Zukunft und ihre Vergangenheit – ist den Fasern, die diesen Stoff bilden, untergeordnet. Politische Systeme werden erklärt und möglicherweise werden diese Projektionen als von der Bettdecke selbst ausgehend empfunden. Das Verlangen nach Freiheit verflüchtigt sich, oder wird, im Fall des gegenwärtigen Stadiums, sublimiert.FÜNF Kristall Indem wir unseren Brennpunkt orten, dabei jedoch das Nachbild der Makrolinse im Gedächtnis bewahren, können wir anfangen, in einem einigermaßen beständigen Umfeld zu experimentieren. Wir sind nicht vollkommen unter Kontrolle, die Parameter lassen sich jedoch annäherungsweise beschreiben. Wegen unseres Gedächtnisses und der Vogelperspektive auf unsere Vergangenheit ist uns die Wirkung bewußt, die selbst ein geringfügiges Detail, das verändert wird, hat. Damit muß sich alles andere in der Welt ebenfalls ändern oder es wird, früher oder später, davon berührt. Unsere Ortsbestimmung ist aber lediglich die Anwendung dieser Gesetze. Das ist unser Hammer, mit dem wir auf den Boden schlagen. Die Disziplin, der wir uns und daher auch das Umfeld selbst unterwerfen, stützt uns in jeder Hinsicht. Indem wir uns auf dieser besonderen Ebene bewegen, kreieren wir Feinde, stellen uns Bedrohungen vor, denn sie ermöglichen uns, vermittels eines weiteren Trainings dieser Muskeln, auf sie zu verzichten. Die Intuition sickert durch, ein Faß Spirituosen, das im obersten Stockwerk eines Warenhauses umgekippt ist. Das Schärfen jener Einflüsse, die uns verfolgen, sie beherrschen, sie in der Presse zerquetschen, bis sie uns gehören. Wird das unnütze Laub eisern zurückgeschnitten, wird der Stamm dicker – die Fruchtausbeute ist geringer, aber von unendlich besserer Qualität. So wird die Einmischung gerechtfertigt, die Reue für die Vergewaltigung der Erde, an der wir, wie wir wissen, schuld tragen. Der gerechte Zorn im Dunkel des Vorführraums, blauer Zigarettendunst fällt in den Lichtstrahl des Projektors. Der Spaßvogel erleidet vor laufender TV-Kamera einen tödlichen Herzanfall, das Gewieher von Millionen hallt durch den Äther, während vor die Leiche plump der Vorhang gezogen wird. Indem wir die Illusion zulassen, brennen wir ohne Bosheit die blutigen Stümpfe des Vergangenen aus – wie schön es auch immer sein mag. Die Langeweile, das Verlangen, die nicht verwirklichten Aspirationen sind ein Haufen sonnengebleichter Gebeine – in einem Grabhügel, den wir besteigen können, übereinander getürmt. Die Schönheit des Schmerzlichen, das niemals Linderung sucht. Die Liebe, die dem Wechselspiel aller Wünsche entspringt, die von der in unseren Laboratorien ins Leben gerufenen Alchemie stammen, entflammt eine Hitze – unvorstellbare Intensitäten in ihrem Zentrum. Der Brennofen ist zusätzlich verstärkt, erstens um dieser Kettenreaktion standzuhalten, und zweitens, um der Möglichkeiten willen, sie in andere Kammern zu kanalisieren und zu transferieren. Prüfen und neuerliches Prüfen im Hinblick auf Risse und Sprünge im Metall mit immer neuen, noch besseren Prüfgeräten. Unsere Aufmerksamkeit auf Anzeichen einer Ermüdung in den anscheinend glatten Oberflächen vergrößern. Die Führer und Landkarten die wir hatten – wir werfen sie jetzt ins Feuer, radieren die neuen Versionen innerhalb des Bereiches unseres neuen Verschlüsselungssystems aus. Die Formel stirbt mit uns.SECHS Tropenfieber
Unsere Aufzeichnungen werden jetzt sichtbar gemacht, aus einem flüssigen Netzwerk von Erfahrungen in einen genau bestimmbaren linearen Modus umgeformt. Mit der immer enger werdenden Wicklung der Spirale des Aufzeichnungsmediums nehmen die durch Nähe und Gleichzeitigkeit verursachten Phänomene allmählich zu. Indem die Masse der Schichten sich verschiebt und aufbricht wie treibendes Eis im Frühling, werden brachliegende Lebensformen neu belebt. Die Kommunikation zwischen zwei Welten, die während einer subjektiv unvorstellbar langen Zeitspanne voneinander getrennt waren, ist nicht nur wieder möglich, sondern wesentlich für das Wohl beider Welten. In der Zeit dazwischen ist es zu Mutationen gekommen, seltsame neue Wachstumsprozesse und bislang unbekannte Eigenschaften der Existenz, welche neue Gesetzeskapitel, abzuleiten aus neu georteten Seinszuständen, verlangen. Erkennen wir die obige Prämisse nicht an, müssen wir "unschuldig" in die weit geöffneten Arme der Sicherheit des Gerüstes laufen, eine Annahme betreffend die Richtung und eine Überzeugung, daß uns der Fremde verstehen wird, wenn wir laut genug schreien. Die diktatorische Funktion des Ego gegen es selbst einzusetzen ist einer der ersten Schritte zur Kommunikation mit allen möglichen Sphären. Wir vermögen jetzt zu sehen, daß die ungeheuren, uns zur Verfügung stehenden Armeen auf einer subkutanen Ebene erforscht werden müssen; daß die Methoden der heimlichen Infiltration in unserer gegenwärtigen Lage die am wenigsten gefährlichen sind, daß es unter Umständen notwendig ist, daß wir die Aufwendungen einiger Agenten, wie loyal und vertrauenswürdig sie auch sein mögen, hinnehmen müssen. Wir fahren am frühen Nachmittag in die Stadt, aber der Smog ist so stark, daß wir auf die Uhr schauen und uns fragen, ob es nicht schon früher Abend ist. Wir sitzen spät in der Nacht und polieren die Linsen für ein neues Mikroskop und verwenden dabei ein anderes Mikroskop, um die neuen Linsen auf winzige Fehler hin zu untersuchen. Wir erhalten eine verwirrende Anordnung neuer Neigungen, und anstatt den Laser einzusetzen, tragen wir einen Eimer und etliche große Plastiksäcke. Am ersten Schultag, als man uns sagte, daß nur spielen allein nicht genug sei, haben wir geheult. Das Gespinst unserer Realität fiel zur Gänze weg: "Lernen" war eine andere Abteilung, mit Regeln und anderen Verhaltensmustern, die von anderen, die wir nie gekannt hatten, künstlich eingeführt worden waren.
Imagination und "Fakten" schlossen sich bis auf weiteres gegenseitig aus, bis an jenen Punkt in einer unbestimmten Zukunft, an dem wir diese zwei "Disziplinen" in der "wirklichen Welt" verbinden sollten, ohne daß man uns gesagt hätte, wie dieser Akt des Verschmelzens auszuführen sei. Schicht um Schicht wurde aus dieser gleichen Form herausgestanzt, die wir innerhalb einer gewissen Anordnung von Spielregeln, die das Spiel umgekehrt jedoch vollkommen vernichteten, hin- und herschieben dürfen. In diesem Stadium unserer Entwicklung beeinflussen die Entscheidungen, die wir treffen, jede einzelne Faser unseres Daseins, damit das Konzept "Es gibt keine Wahl" akzeptiert wird. Aber wie bei allen jemals geschaffenen Systemen wenn neue Elemente in den Prozeß eingebracht werden, schleudern die selbstbeschränkenden und selbst-regenerierenden Eigenschaften der "regionalen" Matrix diese Werkzeuge mit einer kaum zu glaubenden Gewalt wieder heraus. Sie liegen ausrangiert auf dem Gras des Spielfeldes, gefährlich nahe der Straße, auf der alle Arten von Schwerfahrzeugen in der einen und in der anderen Richtung verkehren. Einerseits ist uns das Eindringen der Gefahr seit dem Moment, da wir zu atmen begonnen haben, bewußt, andererseits mahnt uns der Druck auf die Luftröhre unseres Geistes beständig, daß die durch ein Sieb von Formeln gefilterte Inspiration nicht die Vervollkommnung ist, nach der wir uns in allen Lebenslagen so sehr sehnen. Das innere Geheimnis aber, das nur wir alleine mit unseren Mitteln entdecken können, geht über diese drei Alternativen hinaus. Es ist alles umfassend, es bringt alle vergangenen, gegenwärtigen und erst noch zu entwickelnden Möglichkeiten zum Einsatz. Unser Ausgangspunkt liegt demnach ebenfalls in der Mitte und am Ende. Es beginnt in uns, in den dunklen, verdrängten Winkeln und den ganz offenen Weiten, im Schmerz, im Haß, in der Lust, im Zorn und in der Eifersucht, in der Freude, der Liebe und der Extase – wir müssen die Gefühle benennen um ihnen am Markt Ausdruck zu verleihen. Unsere Sexualität, Mechanik und Spiritualität, unsere Sinne, das Wissen, die Mentalität und das Vermögen, innerhalb unserer Möglichkeiten alles, was wir bereits erfahren haben oder kennen, zu erschaffen oder zu zerstören, muß mit unserem Bewußtsein, in dem alles liegt, verschmolzen werden. Die Verwirklichung unserer eigenen Einheit ist nun offensichtlich näher als zur Zeit der "lebendigen Erinnerung". Wir sind jetzt in zunehmendem Maße frei von Handlungen, die wir früher als erfahrungsgemäß notwendig, als Bedingung der "bloßen" Existenz erachtet hatten. Unsere Spiegel haben jetzt ihre volle Größe, das Licht reflektiert darin jede Pore, jede Falte, jede Schattierung der Form. Jede Winkelspitze ist jetzt nachvollziehbar, jede Markierung ein erhabenes Relief. Wir brechen den Spiegel oder gehen durch ihn durch und heraus aus dem Umkleideraum. Die Seiten einer alten Novelle in grellem Umschlag bilden ein Mosaik über die Straßen und umliegenden Hügel. Ein Zeichen der Auflösung und des Wachstums. Die Telegraphenmasten lösen sich in Regenschleiern auf, die Impulse, Übertragungen, Kommunikations- und Informationsprozesse fließen mühelos durch die Kabel. Verwendung und Zweck dieser Energie kann unmöglich festgestellt werden. Gleichzeitig formen die elektromagnetischen Kräfte jedoch unser Bewußtsein, unseren Stoffwechsel und unsere Zellstruktur. Die Bilder changieren, trüben sich, die Körnung des Fotos ändert sich ohne unser Zutun. Linien erscheinen mitten in der Nacht am Bildschirm. Sie verschmelzen. Nehmen nach und nach erkennbare Formen an. Buchstaben. Ein Wort. Zwei Worte. Drei, vier, fünf, sechs, sieben. Ein Satz, eine Seite, ein Text, ein Buch. Dieses geschriebene Werk, diese Kombination von Code und Intention harrt darauf, daß wir erwachen.SIEBEN Zählen In jedem nur vorstellbaren Bereich können in unendlichem und unbegrenztem Ausmaß Kopien angefertigt werden. Der Übergang von einem Zustand in einen anderen in einer künstlich geschaffenen Zeitspanne (natürlich gibt es keine andere …) ist eigentlich eine Serie von Vorgängen, die, wenn wir sie durch unser Teleskop betrachten, keinerlei Ähnlichkeit miteinander aufweisen. Das Prinzip des Einmaligen ist stets allwissend und es wird mit aller Kraft dagegen angekämpft. Jeder Vorgang wird aufgelegt, kategorisiert und geordnet, – entsprechend den geborgten Richtlinien eines anderen. Standards. Betriebsanleitungen. Formelhefte ohne Lösungen, keine Antworten. Diese Botschaft ist eine ganz exakte Übertragung auf der Gefühlsebene, nichts anderes.
Wir machen ein Labyrinth aus den Gedanken, die durch diese "inneren Prozesse aufgerufen werden, durch die wir und jeder, der mit uns Kontakt aufnehmen will, einen Weg bahnen müssen. Es ist buchstäblich ein Puzzle, so wie die Zeichen, die vor 200 Jahren auf der Türschwelle angebracht wurden, um die Hexen zu verwirren. Und natürlich ziehen wir, wenn wir diese Symbole der Unsicherheit vor uns haben, jene Kräfte, die "wir nicht wollen", an. Es ist die Visitenkarte der westlichen Welt – mit einem Joker auf der Rückseite. Das Fehlen jeglicher Reue ist ein Signal, das durch die dicksten Mauern, die wir uns vorstellen können, durchdringt. Wir tasten nach Licht, aber da ist ständig die Mahnung, daß unsere Suche vergeblich ist. Die Suche nach dem "Außen" wird unaufhörlich enttäuscht durch die unentwegte Realisierung des "Innen" – oder überhaupt irgendein Urteil, einen Vergleich, einen Bezugspunkt oder eine Rechtfertigung. Der von uns wahrgenommene Konflikt bedarf keines Existenzbeweises, im Grunde ist es ein nicht funktionierendes Konzept. Widerspruch stützt die Kräfte, von denen wir offen zugeben, daß sie unhaltbar sind, die Bestärkung der Illusionen – wir sind erpicht darauf, das jetzt konkret zu machen. Unsere Wahrnehmungen sind stets mehr zur Verbindung hingezogen, als dem einzigen praktischen "Ausweg" aus einer Situation, die beim ersten Eintreten absolut keine Lösung erfordert. Unsere Möglichkeiten hängen direkt von unserem Seinszustand, unserem Glauben, ab und von nichts anderem. Unsere Verantwortung wächst nur im Ausmaß unseres Bewußtseins. Bei einer weiteren Expansion vergrößert sich alles im genau gleichen Verhältnis. Die Geometrie unserer Seele und unseres Geistes kann durch jegliche von uns gewollte Form projiziert werden, aber der Inhalt bildet nach oben hin die Grenze. Die Mittel, die wir verwenden, um dies auszudrücken sind bestimmte Ausdehnungen unseres momentanen Zustands.
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