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Ars Electronica 1988
Festival-Programm 1988
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Festival 1979-2007
 

 

Radial Arcs .


'Ron Kuivila Ron Kuivila

Installation für das Foyer des Brucknerhauses

Auftragswerk von Ars Electronica, Brucknerhaus Linz

RON KUIVILA
RADIAL ARCS
Radial Arcs ist eine Klanginstallation aus achtundneunzig koordinierten "Singenden Bögen". Der Singende Bogen war das erste rein elektronische Musikinstrument das aus einem Hochspannungsoszillator bestand, dessen Tonhöhe gestimmt werden konnte. Man konnte diese Tonhöhen hören, wenn man Drähte von den Oszillatorausgängen so nahe zueinander brachte, daß Lichtbögen entstanden. Bei Radial Arcs werden im Ausstellungsraum viele Singende Bögen installiert. Ein Mikrocomputer koordiniert das Entstehen und die Tonhöhen der erzeugten Lichtbögen, wodurch es zu komplizierten räumlichen Mustern von Licht und Ton kommt.

Radial Arcs wurde so konzipiert, daß die physikalische Darstellung das radiale Grundschema der Architektur des Brucknerhauses aufgreift. Das ausgestellte Werk ist von einer niedrigen Schranke umgeben, die die verschiedenen Radien ersetzt, welche die Anordnung von Wänden und Säulen in der Eingangshalle bestimmen. Die Lichtbögen sind ebenfalls in Linie gebündelt, die auf diesen Radien konvergieren. Eine niedrige Brücke entlang eines Seils, das zwei Radien verbindet, führt über das Ausstellungsstück, so daß die Besucher durch das von den Lichtbögen geschaffene Klangfeld gehen können.

Die Entscheidung für Singende Bögen als Material dieses Werkes ist nicht nur auf ein Interesse an originellen Instrumenten zurückzuführen. Wie keine andere Schallquelle erzeugen Funkenstrecken einen Klang, der sich gleichmäßig in alle Richtungen fortpflanzt. Man empfindet dies beim Klang eines Funkens als eindeutig wahrnehmbare "Präsenz". Da ja eine Funkenstrecke praktisch nur aus zwei Drähten und etwas Luft besteht, empfiehlt es sich, eine beliebig große Anzahl von Funkenstrecken "Lautsprechern" einzusetzen. So kann man räumliche Erscheinungen untersuchen, die man nicht simulieren kann.

Der Singende Bogen erzeugt natürlich auch einen schönen blauen Funken, nicht nur einen Klang. Bei Radial Arcs wird damit ein Ausgleich der akustischen und visuellen Effekte versucht, die Lichtbögen werden relativ klein gehalten, um ein Gleichgewicht zu erzielen. So wirken sie wie Muster im Raum und nicht als gewaltige Demonstrationen elektrischer Phänomene. Aber dieses Werk hat doch auch mit Gewalttätigkeit zu tun. Man hört, wie Insekten "abgeknallt" werden und sieht die Teile einer Schreckschußpistole – Zeichen alltäglicher Gewaltanwendung. (Für diese Arbeit wurden tatsächlich Bestandteile von Schreckschußpistolen verwendet.) Der Schwerpunkt dieses Werkes liegt wohl nicht auf diesen Assoziationen, aber sie sind unterschwellig vorhanden.