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Ars Electronica 1988
Festival-Programm 1988
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Festival 1979-2007
 

 

Terre Separate Terre Unite


'Giardini Pensili Giardini Pensili

Ereignis in Form eines Konzerts Gewidmet Henry D. Thoreau
Von und mit Isabella Bordoni & Roberto Paci Dalò
Libretto von Isabella Bordoni
Musik von Roberto Paci Dalò Eine
Produktion von Giardini Pensili 1988

Durch die unaufhörliche Beziehung zwischen den Texten Isabella Bordonis und der Musik und den Bildern Roberto Paci Dalòs entwickeln sich alle Arbeiten von "Giardini Pensili", und immerwährend anwesend ist die Natur in ihrer Beziehung zum Geistigen, zum Gedanken.

TERRE SEPARATE TERRE UNITE ist der außergewöhnlichen Gestalt des Philosophen und Schriftstellers Henry D. Thoreau gewidmet. Seine Werke der letzten Jahre manifestieren einen so umfassenden Zusammenhang mit der Natur, daß sie das Feld von aller Affektiertheit und von jedem billigen Ökologismus räumen, und echtes Verständnis, echte Gemeinsamkeit mit der Erde leuchtet daraus hervor. In allen Arbeiten von Giardini Pensili wird diese analytische, gleichzeitig von vollkommener Anhänglichkeit geprägte Einstellung sichtbar. Die Landschaft – reell wie geistig zu verstehen – ist seit jeher im Mittelpunkt des Interesses vom einfachen visuellen Erfreuen daran bis zur Arbeitsstruktur (musikalisch gesprochen: Klangpartituren, Geographien, in denen Instrument und Notation topographisch ein Ganzes bilden; die Verwendung von Klanglandschaften; in letzter Zeit die Beobachtung der minimalsten Licht- und Formveränderungen in der Landschaft und ihren grafischen und fotografischen Darstellungen, aus denen dann wiederum Kompositionen erarbeitet und in konventionelle Notation transkribiert werden). Diese geographische und taktile Freude wird dann mit dem persönlichen Bezug auf jüdische Welt und Kultur verschmolzen. Von den Schriften und Gedanken von Jabès, Levinas, Benjamin, Scholem zu den Novellen von Singer, Peretz, Alejchem. Die jüdische Konzeption von Buch, Stille und Zeit. Ein faszinierender Aspekt ist die Allgegenwart des Irrens in der jüdischen Kultur – des Irrens im Gedanken wie das physische Umherirren. Irren heißt Suchen und Suchen heißt Pilgerfahrt, Pilgerzug von Mönchen auf den kleinen Nebenstraßen. Auf Wegen, die kaum sichtbar sind in einer befreundeten, aber auch grausamen Vegetation. Die Beziehung dazu gestaltet sich wie in den Korrespondenztafeln des Athanasius Kircher ("Polygraphica seu artificium linguarum, quorum omnibus totis mundi populis poterit quis correspondere", Rom 1663).

Die Arbeiten von Giardini Pensili folgen einem Weg der Subtraktion und der Null-Setzung. Der Endpunkt, die Leere, ist reich und fruchtbar. Musik, Schrifttum, Bild, Theater sind nur Mittel, der Gesang ist der Führer des Pilgers und des Mönches. Durch den Gesang realisiert sich die Einheit von Himmel und Erde. Die Werke bewegen sich geographisch zwischen diesen Mitteln unter Wahrung des Respekts für jedes von ihnen. Die "Synthese" ist auch nur eines dieser Mittel.