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Ars Electronica 1987
Festival-Programm 1987
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Festival 1979-2007
 

 

Klangstraße


'Gerlinde Beck Gerlinde Beck

ÜBER DEN ENTSTEHUNGSPROZESS DER KLANGSTRASSE
Zu welchem Zeitpunkt ich angefangen habe, Geräusche vom geordneten, vom kreativen Willen eines Wesens, bestimmte Klangfolgen zu unterscheiden, vermag ich nicht mehr zu orten. Doch kann ich heute Stufen von "Hörenkönnen" beschreiben, zur Kenntnis bringen, wie dieser Prozeß abgelaufen ist, so daß ein Überprüfen der Erfahrungswerte möglich sein kann.

Das intuitive, das genußvolle Hören, muß wohl sehr früh eingesetzt haben, etwa zu der Zeit, als auch Farben und dreidimensionale Formen in angenehme und weniger angenehme Erfahrungen eingeteilt wurden, als vorsichtig abtastend mein Verhältnis zur bestehenden Umwelt sich zu bilden begann.

Ihr folgte zwangsläufig die Selektion des Vorgefundenen. Ein Lernprozeß, der von der Volksmusik, dem Liedersingen, über polyphones und rhythmisches, zu physikalisch differenziertem Hören eines orchestralen Klangkörpers führte.

Die Beschäftigung mit Raum, mit Raumkörpern, brachte reale Erfahrung und Erkennen, daß jeder Gegenstand klingt, daß an ihm Klänge erzeugt werden können.

Zuhören ermöglichte mir Hinhören, Hineinhören in ummantelte Räume entfachte in mir den Wunsch, Klangkörper zu finden, die ich im Bereich der "Klangstraße" noch vermißte. Beim Suchen danach fand ich, zu meiner Überraschung, Klang- und Formfindung in Übereinstimmung.

Ein erstes Klopfen hat mich aufhorchen lassen, Aufhorchen hatte "Hören" von in Schwingung gebrachten Hohlkörpern zur Folge und mündete in Zuhören, als Siegfried Fink 1973 im Heilbronner Kunstverein meine Skulpturensembles bespielte. Danach sind eine ganze Reihe von Klangskulpturen entstanden.

Von meinen Arbeiten wünsche ich mir, daß sie beim Betrachter/Hörer oder durch selbst Hervorrufen von Klängen etwas auslösen, was ich vorgemeint habe, ohne daß ich ihm das aufdrängen möchte. Das Gemeinte von sich aus zu erfühlen, zu erahnen, "zu erhören" ist wichtig.

Gerlinde Beck