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Ars Electronica 1987
Festival-Programm 1987
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Festival 1979-2007
 

 

Aorta


'Jeanette Yanikian Jeanette Yanikian

"Aorta" ist eine Komposition für Bild und Ton, die auf den physiologischen Prozessen des menschlichen Körpers beruht. Das Ergebnis einer jahrelangen Forschung nach dem Hörbarmachen des Herzschlags, des Blutkreislaufs und der Atmung, die die drei Hauptteile der Komposition bilden, wird jetzt dem Publikum vorgeführt.
In "Aorta" wird eine imaginäre Konfrontation stattfinden zwischen den natürlichen Rhythmen des menschlichen Körpers, die von der menschlichen Emotion bestimmt werden und den rationalen Gesetzen der musikalischen Rhythmen.

AUFBAU DES STÜCKES
Alle Geräusche gehen direkt aus dem Körper hervor oder werden von den Körpern der Darsteller gesteuert. Die Veränderung der Lage, vom Kippen der Scheibe, auf der der Darsteller liegt, verursacht, und die Bewegungen des Darstellers haben direkt Einfluß auf den Ton.
"Aorta" dauert 3600 Herzschläge.
Der erste Teil läßt in verschiedenen Phasen den Blutkreislauf an mehreren Stellen des Körpers hören, beginnend mit dem ruhigen Zurückströmen des Blutes durch die Venen (Adern), dann zur pumpenden Gewalt in die Arterien (Schlagadern) übergehend.

Dieser Teil endet mit einer Eskalation, in der der Herzpuls gleichzeitig als Triggersteuerung fungiert und in der zugleich der Herzschlag des zweiten Darstellers, des Technikers, in das Stück einbezogen wird.

Der zweite Teil ist ein langsames Wiederaufleben. Die Metamorphose.
Die Atmung führt uns schließlich zu Purcells "Music for a While".
Die Scheibe hat jetzt eine ganze Drehung vollendet und ist in ihre Anfangsstellung zurückgekehrt.

Die physische Gewalt innerhalb des menschlichen Körpers, die in unserer Vorstellung wirklich fühlbar wird, ist dem Wesen nach der elementarste Ausdruck der menschlichen Emotion und handelt letztendlich von Leben und Tod.
TECHNIK
Um die Wiedergabe der geringen Frequenz zu ermöglichen, ist eine spezielle Apparatur entwickelt worden. Stethoskope mit Kondensatormikrophonen und speziell entworfene Baßreflexboxen und earthquake-Boxen. Ein derartiges Stethoskop registriert die Atmung. Um den Blutstrom hörbar zu machen, wird medizinische Apparatur benutzt: der Doppler ultrasound flowmeter. Mit dieser Apparatur werden Ultraschallwellen ausgesandt und verglichen mit den von den sich bewegenden Blutzellen zurückgeworfenen Wellen, die durch piezoelektrisches Kristall aufgefangen werden. Für die Triggersteuerung wird eine photoelektrische Zelle, die die Lichtdurchlässigkeit der Blutgefäße mißt, benutzt.
ENTWICKLUNG DES PROJEKTS
"Aorta" ist der erste Teil einer Serie von Aufführungen. "Eine Reise durch den Körper." Die zwei folgenden Aufführungen handeln vom Funktionieren des Gehirns – der Zerebra – und der Sprache der Gehörlosen. Die drei Teile werden schließlich in einem Zyklus dem Publikum vorgeführt.
Die Untersuchung begann 1983 mit Rhythmusexperimenten unregelmäßiger Herzschläge von Patienten mit Herzkrankheiten.

Nach dieser ersten Phase wurde das Hör- und Sichtbarmachen des menschlichen Herzschlags in den Mittelpunkt gerückt. Dies resultierte in einem Stück, in dem vier Baßgitarristen die Hoketus-Technik auf ihren eigenen Herzschlag anwandten. Hiernach wurde die Beeinflussung des eigenen Herzschlags essentiell. Die Untersuchung konzentrierte sich schließlich auf das Hör- und Sichtbarmachen der drei Parameter, aus denen "Aorta" entstanden ist: des Herzschlags, des Blutstroms und der Atmung.

Die Entwicklung des Projekts wurde unter anderem ermöglicht durch Zusammenarbeit mit:

Ministerium für Gemeinwohl, Gesundheit und Kultur, Den Haag,
Gemeinde von Amsterdam,
Amsterdamer Kunstfund,
Institut für Theaterforschung, Amsterdam,
Individual Fund für Künstler, Den Haag,
Vitatron Medical b.v., Amsterdam,
Philips International, Best,
Philips Medical Equipment Devision, Nieuwegein,
Akademisches Medizinisches Zentrum, Amsterdam,
Dijkzicht Krankenhaus (Cardiology devision) Rotterdam,
St. Antonius Krankenhaus (Coronary care), Nieuwegein,
Provinz und Gemeinde Groningen,
Le Grand Theatre Groningen,
Mickery-Theatre, Amsterdam.
Speziell danken wir
Dr. J. W. Ludwig, Dick Raaijmakers, Jan Kassies.
Produktion:
Stiftung Hart, Amsterdam
International Management and Organisation:
Leopold M. M. Van den Camp, Haarlem