Zwei Zimmer
'Pas Paravant
Pas Paravant
Der "Zwei Zimmer"-Trick
Zwei Zimmer ist eine Standardsituation. Das Benennen der Seelen in der Brust schafft ein "knapp daneben", das zur Thematisierung des Mißverständnisses als Arbeitshypothese benutzt werden kann. Bei der Sichtung des "knapp daneben Liegenden" tut sich eine betörende Vielfalt auf, die einerseits zur Strenge und Beschränkung auffordert, andererseits zu spielerischen Verflechtungen antreibt. Eine Standardsituation hat eine allgemeine Sprache und erzählerischen Charakter, eine Geschichte. Sie ist berechenbar und stabil, sie ist Werkzeug. Ein Zimmer ist Wohnzimmer; hier kreisen unsere Gedanken, hier sind wir benennbar. Und dann das Gästezimmer, daran sind wir ermeßbar. Das Nebeneinander hat nichts mit Arbeitsteilung und Auftragsvergabe, auch nichts mit gemeinsamem Erarbeiten eines "Produkts" zu tun, sondern es ist der Charakter unserer Arbeit.
Es ist der Trick, der "Zwei Zimmer" heißt. Andere Tricks ähnlicher Art führten zu Videos, Filmen, Audiocassetten, einer Schallplatte, einem Hörspiel, Konzerten usw., oder ohne "Produkt", zu privaten oder halbprivaten Ereignissen, zu verstehen als "Inszenierungen zur Sensibilisierung des Kunstbegriffes" ("Branchenverzeichnis der Kunstwelt", S. 144). Dem Musikalischen dieser Aufführung liegt die Schallplatte "Brot und Spiel" zugrunde. So nebenbei gesagt. Ton und Bild fusionieren. Das ist eins.
Aber wie das passiert, das ist was anderes, allerdings als Ereignis nichts Neues. Ein Schlag auf Blech, und schon ist es passiert. Der Schlag schön ausgeführt, der Klang dem Bild entsprechend, perfekt. Wieso genügt das nicht? Wir sagen, weil es fast unmöglich ist, das mißzuverstehen. Anders wäre die Sache schon, würde damit ein Wettlauf gestartet. Die Auseinandersetzung mit der Qualität der Ausführung wäre unnötig, sinnlos. Als erster die Ziellinie zu überlaufen, das zählt. Oder aber derselbe Schlag/Klang beendet den Tanz.
Mit dem Ausklingen beginnt das Ausruhen. Damit wird es sinnvoll, auf Blech zu schlagen, das genügt. Aber noch sinnvoller ist es, eine Pistole zu benützen. Als Startsignal prägnanter, als Schlußpunkt endgültiger. Tänzer zu erschießen ist allerdings nur im Film erlaubt und könnte überdies mißverstanden werden. Also doch ein Schlag auf Blech, und zwei Tänzer fallen um. Aber es geht auch so: Zzzisch, und sie fallen nicht um. Bild und Ton laufen auseinander/nebeneinander. Man müßte das öfter sehen, um es glauben zu können. Zehnmal genügt, aber darin ist es zu spät. Zu viele Fragen werfen sich ins Geschehen, und zwar für alle Beteiligten. Fernsehen, Radio hören, in der Zeitung blättern – gleichzeitig.
Wolfgang Kos: Die Platte "Brot und Spiel" ist das eindeutige Ergebnis eines Arbeitsprozesses, der das Uneindeutige nicht ausschließen wollte. Es gibt einen ständigen Wechsel zwischen den Polen, "austauschbar" und "zwanghaft unausweichlich", zwischen den assoziativ und vage programmatisch betitelten Digital-Stücken aus dem Computer und den kurzen, numerierten "Live"-Stücken, die mit akustischen Instrumenten "aus einem Guß" gespielt werden. Diese Kurzstücke sind ziemlich wilde Ritte: Sie sind bläseruntypisch komponiert, weil sie den Spielern keinen Platz zum Abblasen und Luftholen lassen. Deshalb klingen sie so hektisch und lebendig. Geschlagen wird ausschließlich auf Cimbals: durch mühselige Mikrophonplazierung gelang es, dem Blech zusätzlich Resonanz zu geben. Ziel? "Retortenhaftigkeit." Aber aus Fleisch, Blut und Atemnot. Auch die Computerstücke, die mitunter tanzmusikalisch dahinschaukeln wie minimalistische Sport-Coupés, haben ihre Tücken: da ist die flotte Glätte eines Orgelsounds à la Sixties, da ist aber auch percussive Unrast, da ist der Hang zum Schunkeln ebenso wie die Lust am Quälen. Geduldige Intensität.
Der direkte Draht zwischen Wohnzimmer und Gästezimmer ist buchstäblich, das heißt, Teile des Audiosignals modulieren die aus der Videoinstallation entstehenden Bilder durch Tonhöhe, Rhythmik und Lautstärke.
Karl Kowanz
In der Dämmerung, lange zurück, taucht es in den östlichen Horizont ein, oder wir es auf. Der das erste Wort sprach, ließ seine Welt erkennen. Gast: "Lieber Freund, ich komme gerne!" Es könnte alles auch ganz anders gegeben werden.
Die Hand fest am Regler > überlaß dem Schicksal, & all das gehorcht: > Nur, : … Der Selbst entdeckt die Pflicht sich. > Zum Ungehorsam Wie Gefahr & Abenteuer sich > : … Der Lust am Leben > Wie Wille der Welt sich > : … Gleichgewicht auch entdeckt. Seele < Mit der Sehnsucht zu Müßiggang erfüllt. Gott zum Gruß, Rupert
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