Programm #5 (Kopfstich)
'Peter Praschl
Peter Praschl
Die Elemente der Aufführung (Musik, Video/Licht, Installation) bilden zusammen eine Apparatur, ein "acherontisches Bühnengestrüpp", das gefüttert wird von privaten Sehnsüchten, Macht und Auflösung.
Die physische Präsenz der Musiker (ON) wechselt partnerschaftlich mit der synthetischen Wirklichkeit aus den Magnetköpfen (OFF).
Es geschieht vielmehr nichts. Die Musik wechselt in ihren Stimmungen von wuchtigen, harten Rhythmusattacken über lyrisch melodische Auflösungen zu kurzweiliger Stille. Die Gesten der Akteure, Bilder auf den Fernsehschirmen, Wechsel des Lichts … besingen den Triumph der alltäglichen Belanglosigkeiten. Die Bühne ist dritte Haut.
Die Aufführung besteht aus acht Musikstücken (siehe Programm), vier synchron laufenden Vidotapes (rhythmische Cut-Ups/opt.-akust., als konkrete Figuration/Solist, als raumbildender Licht-Puls-Geber/Bild-Musik).
Den mechanischen Überbau bildet die Bühneninstallation: ein übermannshohes "Techno-Archaikum", eine Metallkonstruktion als Träger der Scheinwerfer, Lampen, der elektronischen Bauteile, von 20, teilweise beweglichen Schwarzweiß-Fernsehbildröhren zur Übertragung der Video-Tapes.
Peter Praschl: EIN ABEND MIT MONOCHROME BLEU Linz ist die beste Stadt im Weltall, sage ich mir, ihr werdet es noch erleben, sage ich mir, am 19. September um 19 Uhr beim Gig der Monochrome Bleu mit dem Neugierde erweckenden Titel #5 (Kopfstich), sage ich mir, hier in meiner neuen Wohung in München, Nymphenburg, eine noble Gegend, so wie es hier nur noble Gegenden gibt, keine Slums und keine architektonischen Ausdrücke für die Härten des Lebens.
München ist eine Goldküste für schicke Idioten und dumpfe Disco-Dancer, also genau das Gegenteil von Linz, einer Stadt mit gediegener Brutalität, Dschungelkonsequenz und unbekümmert weltferner Entschiedenheit. München ist angekommen, Linz ist unterwegs, in München gibt es die, die es geschafft haben, und in Linz gibt es die Suche, die Forschung, den Versuch und den Irrtum, den Versuch als Strategie zur Hungerbekämpfung und den Irrtum als Mittel zur Erkenntnis. Und in Linz gibt es eine Band wie Monochrome Bleu.
Wir ziehen uns hier in München die Videos und Tapes von Monochrome Bleu rein, und Walter Schönauer, der weltbeste Art-Direktor, der auch aus Linz kommt, sagt: Das Blau ist die schönste Farbe, die es geben kann. Und Mrs. Hansemann, aus Berlin, meine Prinzessin, sagt: Ey, Kleener, det ist aus Linz, what is a Linz, sie ist vollkommen ausgespaced auf diese Musik und ich bin stolz darauf, aus dieser Stadt zu kommen, die Monochrome Bleu im Repertoire hat, ich kann damit meiner Berliner Prinzessin imponieren, das ist, sage ich ihr, die Stadt mit der Musik der Gegenwart, Industrie und Alltag, Stammesbewußtsein und Weltsehnsucht. Verstehste?
Das Saxophon von Herrn Thomas Resch und die Elektroik von Herrn Wolfgang Dorninger bohren sich tief in unser Gefühlsarchiv, so daß wir plötzlich das Begehren in uns zirkulieren spüren, das Dschungel-Gestrüpp dieser Musik in meiner leeren neuen Wohnung, in der noch nichts steht als dieser Monitor, der uns mit blauen Monochrome Bleu-Bildern überschüttet, im blauen Licht zucken unsere Leiber zur Musik, übergossen von einem flüchtigen Code. Hey, sagt Mrs. Hansemann, der flüchtigste Code, den es gibt, ist der Orgasmus, er kommt und geht und kennt keine Regeln, jetzt lachen wir, in dieses Nachtblau hinein, das uns überschüttet, versteht ihr, ganz einfach die schönste Farbe, die es geben kann, präsent und zuckend, und man kann ganz einfach sehen, daß ein Abend mit Monochrome Bleu eine ganz einfache sexy Sache ist, sogar in München, ein Kopfstich eben, und ein generöses Gestrüpp aus Sight and Sound and Glory, und ich würde vorschlagen, daß man jetzt erkennt, wie verdammt gut Monochrome Bleu ist, hey Kleener, fragt mich Mrs. Hansemann, wer?
Monochrome Bleu, sage ich. Aus Linz, dem Labor der harten Arbeiter.
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