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Ars Electronica 1986
Festival-Programm 1986
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Festival 1979-2007
 

 

Studio GRAME




1. KONZERT:

Pierre Alain Jaffrennou:
"Suite für Violoncello", 1. und 2. Satz.
Musikstück für Violoncello und Tonband
Christophe Roy, Violoncello

James Giroudon und Jérôme Dôrival:
"Doubles", gemischte Musik für Tonband und Klarinette
Jérôme Dôrival, Klarinette
Jean-François Estager:
"Aigu Forte", Musikstück für Tonband und Klavier
Jean-François Estager, Klavier

Pierre Jaubert und Françoise Monneret:
"Paradoxe", Musikstück für Stimme und Tonband
Françoise Monneret, Gesang

James Giroudon:
"Bribes d'Hiver", Tonbandmusik

Jean-François Estager und James Giroudon:
"Sérénité", für Tonband Violoncello, Klavier und Klarinette
Dominique Brunier, Violoncello
Jérôme Dôrival, Klarinette
Jean-François Estager, Klavier

II. MUSIKTHEATER:

Françoise Monneret:
"Mois à Maux"

Inszenierung:
Jeanne Carre

Schauspielerin/Sängerin:
Françoise Monneret

Solistin:
Dominique Brunier, Violoncello

Komponisten:
Jean-François Estager, James Giroudon, Pierre Jaubert

Plastiken:
Dominique Blaise
Lichtregie:
Jena Tartaroli

Promotion und PR:
Marie Quinon

GRAME
Die "Groupe de recherche appliquée en musique électroacoustique" (Gruppe für die Realisierung angewandter Forschung auf dem Gebiet der elektroakustischen Musik) entwickelt Aktivitäten im Bereich der Komposition, der Forschung und der Lehre auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik.

GRAME: ein Ort des Zusammentreffens von Musikern und Komponisten verschiedener Sensibilität und Ausbildung. Diese Begegnungen – Konfrontation und Zusammenarbeit in der Suche und Verwirklichung von neuen Werkzeugen des Schaffens und einer besseren sozialen Verständigung – charakterisieren das Projekt von GRAME: ein neues Publikum anzusprechen durch die Begegnung von Kunst, Innovation und Technologie, sowie die Entwicklung der Idee eines Konzertes in Situationen und der szenischen Musik.

Die Kreationen des Studios fallen vornehmlich in den Bereich der elektroakustischen Musik, der Mischtechniken und des Musiktheaters. Seine Forschungen sowohl auf dem Gebiet der Musikinformatik wie auf dem der Vokalarbeit fördern die kompositorische Arbeit und finden weite Anwendung in der Lehre.

Das Studio organisiert öffentliche Auftritte, Konzerte, Veranstaltungen, Vorführungen und proponiert verschiedene pädagogische und ausbildnerische Aktionen.

Le solitaire bulgare
Musikstück für Instrumentalensemble, Tonband und informatische Geräte von Pierre-Alain Jaffrenou und Jérôme Dôrival

Von einem mathematischen Objekt ausgehend, erforscht der Solitär dessen baumförmige Struktur, indem die formale Konsistenz des Objekts musikalisch transponiert wird. Die Einheit der Form wird durch die klangliche Nähe der Doppelrohrblattinstrumente verstärkt. Das Tonband – hauptsächlich auf der klanglichen Ebene ausgehend von den Aufnahmen der eingesetzten Instrumente zusammengeschnitten – vereinigt sich mit dem Instrumentalensemble auf dem Weg entlang der Äste des Baumes. Bei den Knotenpunkten, das heißt bei der Begegnung zweier Äste, erhält das Band seine Freiheit und spielt eine abwartende Rolle – wie ein Pedal – bis zur nächsten Begegnung.

Der in diesem Stück vorherrschende Einsatz der Informatik geht von der Analyse der eingesetzten Instrumentaltimbres aus und gelangt über harmonische Transpositionen zur Unterstützung bei der Komposition durch die Bearbeitung und Synthese natürlicher und künstlicher Klänge.

"Bribes d'hiver"
Bandmusik von James Giroudon

"Überall hämmert die Kälte mit ihren Fingern aus Regen. Aber das ist es noch nicht. Sie geht jeder Beschreibung, jedem Winter voran.

Es ist mehr die Zerbrechlichkeit dessen, was bleibt, wenn die kalte Zeit vorbei ist, wenn die seit langem gefrorenen Flaggen wieder klatschend hin- und herflattern.

Ja, als ob die Spuren eines klirrenden Frostes beginnen würden, für sich selbst im aufmerksamen Schweigen der Erinnerung zu spielen: das Knirschen der Eisblumen, der zu reine Wind, das Fallen dessen, was kaum noch am Stiel hielt. Und die erstarrten Stimmen …"
Agnés Bressy

Durchführung: Die wesentlichen Elemente des Stückes, akustischen, elektronischen oder numerischen Ursprungs, finden sich in verschiedenen melodischen oder rhythmischen Figuren. Fünf Sätze und ihre Ableitungen begrenzen so einen Weg und einen musikalischen Raum; dazu kommen in überwiegender Weise die Montagetechniken.

Paradoxes
Stück für Stimme und Tonband, 7 Minuten, mit Françoise Monneret, Gesang und einem Tonband von Pierre Jaubert.

Das Stück basiert auf der paradoxen Kohärenz der Gegensätze "Traditioneller Klang/Rockklänge, Continuo/Synkope, Tonband-Stimme/Live-Stimme, Sängerin/Tonband, Improvisierte Stimme/Fixes Band."

Das Band wird von zwei festgelegten Lautsprechern ausgestrahlt, die Stimme hingegen von verschiedenen wechselnden Punkten.

"Silences et mémoires"
Von Jean-François Estager
Musikalische Mitarbeit: James Giroudon

"Silences et mémoires" (Stille und Gedächtnis) umfaßt eine Arbeit über die stillen geistigen Vorgänge: Nachdenken über den Ton, die Stille, das (musikalische) Gedächtnis. Nicht etwas erfinden, sondern versuchen, die Vertrautheit der Musik zu verstehen und verständlich zu machen, oder das zu Musik zu machen, was in einem selbst ist und in den Bereich des Unaussprechlichen gehört. Man muß jedes Mal versuchen, den perfekten Ton (die Musik) zu verwirklichen, ausgehend von Noten, bis zum perfekten Akkord, zur Melodie, zur Monotonie, Mannigfaltigkeit, Mischung, Vereinigung. Das Neue daran ist nicht das Material, sondern die Art, wie man sich davon befreit.

Musique pour une graphie
(Silences et mémoires)
Musik für eine Schrift

"Die Glocke des Himmels mit dem Klöppel der Sonne läutet unbeweglich
Mittag
die Stunde, in der das Gras und der Himmel die Zeit aufheben."
Jacques Estager

Aigu Forte
"Resonanzen, klar und zart, zurück aus dem Dunkel, Musik … in Aigu Forte ein inneres Piano, gereizt vom Sturm der Musik und der Dunkelheit, laut durch die anscheinende Ruhe."
Jacques Estager

"Mots à Maux"
Von Françoise Monneret

Komödie über Dialektologie, Etymologie, Lexikologie, Morphologie, Onosmatik, Philologie, Phonetik, Phonologie, Semantik, Stilistik, Toponomastik. Und über die Pathologie der von den genannten Wissenschaften verursachten Krankheiten.

Computersprachen, medizinische, musikalische, kinematographische Sprachen, Verwaltungssprachen, … lassen Tausende neuer Worte entstehen, die "Mots à Maux", Verschmutzer der Hirnwindungen aller Nicht-Eingeweihten.

Was passiert nun, wenn jener, der weder Seminare noch Kongresse besucht, der auch keine gelehrten Werke liest, wegen dieser fatalen Unwissenheit die Lust am Leben verliert?

"Mots à Maux" versucht eine Stunde und 15 Minuten lang, Lösungsvorschläge zu bringen und auszuprobieren. Eine Forschungstätigkeit entwickelt sich vor den Augen der Zuschauer, begleitet von einer Sängerin und einem Cellisten. Drei Komponisten und ein Computer unterstützen diese Forschungen.