Johannes Kepler und die Planetenbewegungen
'Adolf Adam
Adolf Adam
Die erste astronomische Revolution (Nikolaus KOPERNIKUS) wurde von Johannes KRAFFT zu Gmunden (1380/85–1442), dem Begründer der Ersten Wiener mathematischen Schule, eingeleitet. Mit seinem Instrumentum solemne (1429) inaugurierte er die instrumentelle Datenverarbeitung. Die Wiener Schule wurde kurzzeitig von der Krakauer astronomischen Schule (Albert BLAR VON BRUDZEWO) weitergepflegt, die einen Nikolaus KOPERNIKUS hervorbrachte. KOPERNIKUS und sein Epigone GALILEI wollten eigentlich das antike Dogma von der Gleich- und Kreisförmigkeit der Planetenbewegungen beweisen, und sahen in der Heliozentrik des ARISTARCH VON SAMOS ein besseres Modell zur Stützung dieses Dogmas. Johannes KEPLER, der 1612–1626 als Landschaftsoffizier in Linz wirkte und hier mit seinem dritten Planetengesetz die ZWEITE und EIGENTLICHE astronomische Revolution krönte, konnte die Irrtümer des KOPERNIKUS und GALILEI mit den empirischen Forschungsmethoden des NIKOLAUS VON KUES (1450) bereinigen. Das dritte Planetengesetz vereinigt Raum- und Zeitinvarianten und ist seinem Gehalt nach mit der Relativitätstheorie von Albert EINSTEIN vergleichbar.
Isaac NEWTON benützte das vollständige KEPLERsche Axiomensystem der Plantenbewegungen und schuf seine berühmte Himmelsdynamik beziehungsweise das neue Weltbild der Physik. Überdies war Kepler beim Entwurf der ersten Digital-Rechenmaschine auf Räderbasis (1623) maßgeblich beteiligt, und eine Nachkonstruktion dieser Rechenmaschine wird demnächst im Kremsmünsterer Stiftshaus ausgestellt werden. Seine Rudolphinischen Tafeln sind das erste Großwerk modellunterstützter Datenverarbeitung. Dieses Tafelwerk spielte unter anderem bei der Christianisierung Chinas eine große Rolle und war gewissermaßen die "Bibel" des kaiserlichen Kalender- und Ritenamtes zu Peking. Seine Linzer Weltharmonik (1619) ist ein barocker Beitrag zur Tiefenpsychologie und Archetypenkunde, und die dort konzipierte "Planetenmusik" könnte als Vorahnung der "Ars Electronica" gesehen werden. Als Ahnherr der christlichen Ökumene versuchte der Integralhumanist Johannes KEPLER, die Einheit des Christentums wieder herzustellen. Sein posthum erschienener "Traum vom Mond" enthält interessante Gedanken zur gegenwärtigen Astronautik. Johannes KEPLER war einer der wenigen Menschen, die Wissenschaft und Kunst noch als Einheit sehen und beherrschen und aus dieser Schau eine Kreativität entfalten konnten, die heutzutage fast undenkbar ist.
Linz, Stadt der Weltharmonik, 26. Mai 1986 Dr. Adolf ADAM, Rechenmeister zu Linz.
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