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Ars Electronica 1986
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Festival 1979-2007
 

 

Informationsgesellschaft und industrialisierte Bildung


'Manfred E.A. Schmutzer Manfred E.A. Schmutzer

Die markanteste Entwicklung im Bereich der Informationstechnologien der letzten Jahre war die virtuelle Verschmelzung von drei bisher relativ unabhängigen Technologietypen. Informationsübermittlung, Informationsreproduktion und Informationsverarbeitung sind inzwischen zu einer einzigen Technologie verschmolzen. Diese Verschmelzung bewirkt nicht nur, daß es zu globalen Verbünden und Vernetzungen kommt, sondern darüber hinaus auch zu einer Massenproduktion von Information, vergleichbar der industriellen Fertigung des vergangenen Jahrhunderts. Diese Massenproduktion bedingt eine ganze Reihe von Folgewirkungen, die die etablierten Ausbildungssysteme und -inhalte obsolet werden lassen. Gleichzeitig wird der Umstand, daß Information und Wissen zu einem marktfähigen Produkt werden, wesentliche Veränderungen bringen. Ganz konkret sind derartige Entwicklungen bereits zu beobachten, wenn man sich die jüngsten Entwicklungstendenzen an amerikanischen Universitäten ansieht. Diese Entwicklungen lassen vermuten, daß sich Universitäten der gegenwärtigen Art in absehbarer Zeit so wesentlich verändern werden, daß es schwer sein wird, sie von multinationalen Firmen zu unterscheiden. Die Art dieser Veränderungen und deren Folgewirkungen wird in dem Referat dargestellt. Es wird darauf hingewiesen, daß durch diese Veränderungen ein nicht geringer Verlust an Realitätsverständnis bewirkt wird.

Darüber hinaus ist zu erwarten, daß die Unterscheidung zwischen Arbeit und Lernen gleichfalls obsolet wird. Es besteht die Möglichkeit, daß in Zukunft das Problem mangelnder Arbeitsplätze durch forcierte und belohnte Ausbildungsprogramme behoben wird. Allerdings bedeutet das nicht notwendigerweise, daß wir es deshalb mit einer gebildeteren Bevölkerung zu tun haben werden.

Gleichzeitig aber wird in dem Referat auch auf Entwicklungen hingewiesen, die als mögliche Gegenreaktionen und Alternativen auf die geschilderte Situation interpretiert werden können. Körperkultur – Sensitivity Training – oder das erstarkende Interesse an traditionellen Wissensformen und Produktionsweisen könnten als Indikator verstanden werden, der gegenläufige Entwicklungstendenzen anzeigt.