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Ars Electronica 1986
Festival-Programm 1986
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Festival 1979-2007
 

 

Kontakt mit Ikarus (Meeting Icarus)


'Jürgen Claus Jürgen Claus

Jenseitsgalerie – Moviedrome – Elektronisches Museum

Nur scheintot sind die Utopien der Kunst, da die technologische Gegenwart das scheinbar Utopische zur ständigen Gegenwart macht. Der Raum jedoch, der nahe und der ferne, auch der galaktische, war immer besetzt von den Phantasien der Künstler und Autoren. Sie ritten auf den neuen Technologien in den Raum, wie Méliès, der, kaum seiner Filmkamera sicher, 1902 "Die Reise in den Mond" drehte. Im gleichen Jahr, mit Hilfe des guten alten Printmediums, gab Scheerbart seine "JENSEITSGALERIE" an die Öffentlichkeit.

Bereits in der Frühzeit der Aviatik (um 1908/09) wird, wie Ingold nachgewiesen hat, das tellurische vom planetarischen Bewußtsein abgelöst. Malewitschs "Suprematistische Satelliten" (1920) und Tatlins Flugapparat (1930–32) sind wichtige Etappen. Mit der Ankunft der realen Satellitentechnologie (4. Oktober 1957) beginnen die Künstler/Filmemacher/Medienautoren die reale Probe aufs Exempel zu machen, ob die Satelliten-Technologien auch Trägertechnologien künstlerischer Welten sein könnten.

VanDerBeek baut um 1965 sein "MOVIEDROM" als erste Versuchsstation eines weltweit zu errichtenden Kommunikationsnetzes zwischen Künstlern. Polieri legt die Grundlagen seiner Kommunikationsspiele, in praktischer Arbeit an seinem totalen Theater und in Theorie.

Heute stehen wir vor der Idee und den ersten Ansätzen eines "ELEKTRONISCHEN MUSEUMS", das sich avancierter Technologien bedient, um immaterielle Botschaften zu senden und zu empfangen. Kanada mit dem "Living Museum 1979" (1979), Ascott mit dem internationalen Computer-Netzwerkprojekt für Künstler (1980), Adrian X mit "Die Welt in 24 Stunden" (1982 zur Ars Electronica), die internationalen Sky Art Konferenzen Pienes (ab 1981) und "Schreibproben" im Centre Pompidou 1985 sind Beispiele, einige nur, in Richtung auf ein Elektronisches Museum der Gegenwart führend.

Der Vortrag von Jürgen Claus, von Dias und Videos begleitet, zeigt die Chancen eines Elektronischen Museums im Jahr 1986 auf: Künstlerinnen und Künstler im Kontakt mit Ikarus (Meeting Icarus).

Jürgen Claus zeigt bei dieser Konferenz, von Dias und Videos begleitet, Beispiele neuerer Kunstwerke von Künstlern, welche die Technologie in ihre Kunst im weiteren Sinne einbeziehen. Gezeigt werden: Objekte der Environment Art, die unter Einbeziehung von computergesteuerten Prozessen erstellt wurden, Telekommunikationsereignisse, wie elektronische Verständigung zwischen weit voneinander entfernten Menschen, Videodisks und Computeranimation, die speziell von Künstlern angefertigt wurden, kybernetische Skulpturen, auch mit Hilfe von Computersteuerung erstellt, und als fünfte Gruppe Computergraphik.