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Btx-Galerie


'Othmar Karschulin Othmar Karschulin

Bei der Vorbereitung der Ausstellung "TERMINAL KUNST" stieß ich im Herbst 1985 in München auf Plakate, die "Kunst im Bildschirmtext" ankündigten. Sie waren von Othmar Karschulin entworfen, der die Btx-Galerie auch über die Btx-Agentur "Leuro" anbietet. In der BRD anwählbar für Btx-Teilnehmer unter der Nummer (318288), Österreich wird folgen. In München stellte der Präsident der dortigen Oberpostdirektion die Btx-Grafiken vor, in denen die Post selbstverständlich auch eine generelle Werbung für ihr Btx-Programm sieht. Er sagte: "Bildschirmtext-Kunst ist eine Auseinandersetzung der modernen Kunst mit Wissenschaft und Technik. Form- und Farbwechsel spielen dabei eine zentrale Rolle."

Die Btx-Grafiken von Karschulin entstehen ausschließlich auf konventionellen Editierterminals und werden unmittelbar am Bildschirm entwickelt. Für Interessierte sei hier auf das bereits zitierte "Handbuch für die Gestaltung von Bildschirmtext: Mosaik 2" (Verlag Müller Nürnberg, herausgegeben von Manfred Eisenbeis, Andreas Henrich, Michael Marschall) verwiesen. Es heißt dort zum Aufbau und der Funktion der Bildschirmdarstellung:

"Das System Bildschirmtext benutzt zur Darstellung von Text und Bild einen Vorrat von Zeichen sowie ein Repertoire von Modifikationsmöglichkeiten für diese Zeichen. Der Vorrat von insgesamt etwa 490 darstellbaren alphanumerischen und grafischen Zeichen ist im Decoder des Empfangsgerätes gespeichert, so daß zur Darstellung eines Zeichens lediglich ein kurzer Zeichenkode übertragen werden muß. Unter dem Gesichtspunkt der Übertragungszeit ist dies wesentlich günstiger als etwa die Übertragung der gesamten Information, die zur Beschreibung der Form eines Zeichens nötig ist.

Eine Reihe von sogenannten frei definierbaren Zeichen steht in Form von Speicherplätzen als digitale Matrizen zur Verfügung. Sie können mit beliebigen Punktmustern gefüllt werden, so daß auch Schrift- und Bilddarstellungen wiedergegeben werden können, deren Komplexität die Darstellungsleistung der Standardzeichensätze übersteigt.

Das Spektrum der Modifikationsmöglichkeiten ist ebenfalls fest vorgegeben, wobei im Bereich der Farbe zusätzliche Definitionen frei gewählt werden können. Die Darstellungsfläche der Btx-Seite ist eingeteilt in 24 oder 20 Zeilen zu je 40 Zeichen (Spalten). Weitere Ausbaustufen des CEPT-Standards sehen auch die Darstellung von 80 Zeichen je Zeile vor, um eine Anpassung an Terminals der Datenverarbeitung zu ermöglichen. Das Raster mit 960 bzw. 800 Stellen bildet das Grundgerüst für die Aufnahme der einzelnen Schrift- oder Grafikzeichen."

Schließlich noch ein paar Bemerkungen zu den frei definierbaren Farben, zu denen die erwähnten Autoren schreiben: "Die verfügbaren Grundfarben des Systems werden durch die Basisfarben der Fernsehbildröhre Rot, Grün und Blau und deren Mischung erzeugt. Die folgenden Farben sind darstellbar:

  • Rot, Grün, Blau

  • Gelb (Rot und Grün)

  • Magenta (Rot und Blau)

  • Zyan (Grün und Blau)

  • Weiß (Rot und Grün und Blau)

  • Schwarz
Die Farbmischung erfolgt nach dem additiven Prinzip, bei dem im Gegensatz zur Mischung von Pigmentfarben (subtraktive Mischung), die einzelnen Lichtfarben zueinander addiert werden. Neben diesen 8 Farben stehen durch die Reduktion der Leuchtintensität auf etwa den halben Wert 7 weitere Farbtöne zur Verfügung, insgesamt also 15 Grundfarben. Neben den 15 Grundfarben sind auf jeder Seite 16 frei definierbare Farben darstellbar. Zur Erzeugung frei definierter Farbtöne werden die Basisfarben (R, G, B) in jeweils 16 Intensitätsstufen miteinander gemischt. Aus diesen 3 Farben zu je 16 Werten ergibt sich die Gesamtzahl von 4096 frei definierbaren Farben (163)."

Karschulin bevorzugt bei seinen Btx-Grafiken die Abstraktion, da für ihn die bildhafte Darstellung wie in der heutigen Computergrafik, in der Fotografie oder im Video/TV durch die grobauflösende Praxis der Btx-Gestaltung verhindert wird. Vorteil der Btx-Grafik: sie kann, gegen eine minimale Gebühr – in der BRD gegenwärtig zumeist ein Pfennig – von jedem Btx-Teilnehmer abgerufen werden. Darüber hinaus ergibt sich auch die Möglichkeit, daß jeder Interessierte sich auf Kassette ein eigenes Galerie-Archiv anlegen kann. Auf einem 60–Minuten-Band lassen sich so etwa 100 Bildschirmtext-Grafiken speichern. Die weiteren Diskussionspunkte zu Btx in seiner künstlerisch-grafischen Möglichkeit sind im Text zum Telekommunikationslabor besprochen. Dort werden anhand des Btx-Programms "Dialog" die Einsatzchancen eines Redaktionsterminals sowie eines offenen Terminals für jeden Besucher der Ausstellung "TERMINAL KUNST" behandelt.