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Ars Electronica 1986
Festival-Programm 1986
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Kunst im Labor – Sechs Labors zur Gestalttechnologie
TERMINAL KUNST – 2. Ausstellungsteil



Labor ist ein Begriff, der die Produktionsstätten heutiger gestalttechnologisch arbeitender Künstlerinnen und Künstler besser bezeichnet als Atelier. In diesen Gegenwarts-Labors wird tatsächlich geforscht, experimentiert, verworfen. Die im oberen Foyer des Brucknerhauses aufgebauten sechs Labors stellen auf kurze Zeit solche Labor-Situationen für die Besucher vor. Übertrieben wäre es zu sagen, die Labors lassen den Besucher zum Mitforscher werden. Gerecht und fair mag es sein zu sagen: Der Besucher wird hier mit einer Ausstellungs-Situation "in transit" bekannt gemacht, in der gestalttechnologische, interaktive und weitere Vorgänge, Ergebnisse, Prozesse durchschaubar sind. Kurz nach Abschluß der letzten Ars Electronica 84 hatte ich Gelegenheit, im Bundesministerium für Forschung und Technologie Bonn im Rahmen der Ausstellung "KUNST UND TECHNOLOGIE" (September/Oktober 1984) solche Labor-Situationen zu realisieren. Die 1985 folgende Ausstellung "Les Immatériaux" (etwa: Immaterialien) im Centre Pompidou Paris lag ebenfalls auf der Linie laborähnlicher Gestaltung.

Bevor die einzelnen Labors im folgenden vorgestellt werden, möchte ich hier einen Blick werfen auf die bereits in der Einleitung zitierte "andere Tradition", die auch für die Konzeption eines Museums im 20. Jahrhundert gilt. Diese Tradition wird von dem Deutschen Alexander Dorner repräsentiert, der 1922 die Leitung des Provinzial-Museums in Hannover übernahm, und dessen nachhaltigste Ausstellungsinitiative bis zu seiner Emigration in die USA das mittlerweile weltbekannte abstrakte Kabinett war. Dorner holte sich dafür 1927 den russischen Künstler El Lissitzky.

Man hatte einen Kern gesetzt, der aber nicht mehr aufgehen konnte, denn zusammen mit der Sammlung moderner Kunst fiel das abstrakte Kabinett 1937 der Ideologie beziehungsweise dem Bildersturm der Nationalsozialisten zum Opfer. Dieser Kern war als solcher gemeint. Er sollte aufgehen. Weitere Kerne sollten "gepflanzt" werden und den Museumsbegriff verändern. Dorner, deshalb zitiere ich ihn, hatte sein Museum als ein "Laboratorium für eine neue Philosophie der Kunstgeschichte" angelegt. Ein zweiter Raum wurde von Moholy-Nagy skizziert. Das neue Sehen, wie es Dorner und Moholy-Nagy verstanden, sollte hier in seinen Auswirkungen auf die technische Produktion dargestellt werden, dazu sollten abstrakte und dokumentarische Filme von Moholy laufen.

Dorners Beispiel hat in der Welt der Museen keine Schule gemacht – sieht man vom Pariser Centre Pompidou und "La Villette" ab. Der Gedanke des Museums als eines Laboratoriums, bei dem nicht die äußere, architektonische Form, sondern der energetische Inhalt wichtig ist, wurde ins genaue Gegenteil verkehrt. Museen wurden zu Selbstdarstellungen der Architektur. Wichtig aber ist es, daran zu erinnern, daß es auf diesem Gebiet eine andere Tradition gibt, wenn auch verschüttet und durch politische Gewalt unterbrochen.