Digitale Poesie
Terminal Kunst – 2. Ausstellungsabschnitt
'Waltraud Cooper
Waltraud Cooper
Elektronik und Computer bestimmen immer mehr unser Leben, bis hinein ins Private. Solche Technologien, die zudem ein ungeheures gesellschaftsveränderndes Potential besitzen, nicht völlig den Technokraten allein zu überlassen, scheint mir ein legitimes Anliegen eines Künstlers, geht es doch gerade darum, die kreativen, die menschlichen und spielerischen Möglichkeiten dieser Medien zu nützen und auch in diesem Sinn dem Menschen zugänglich zu machen. Diese Aspekte sind es, von denen die Überlegungen zu den meisten meiner diesbezüglichen Arbeiten ausgehen.
Zudem bietet gerade der Computer die Möglichkeit einer ganzheitlichen Arbeitsweise in dem Sinne, daß sie alle künstlerischen Bereiche visuelle, akustische und sprachliche umfaßt und miteinander verbindet.
Die Grundlage für den dabei relevanten formalen Aspekt bildet das binäre Zahlensystem, ein System also, das jede Zahl durch die Ziffern 0 und 1 ausdrückt. Der darauf basierende ASCII-Computercode ordnet nun jedem Buchstaben acht Informationseinheiten (= Bit) von Nullen und Einsern zu.
Beispiel: Das Wort "DU" wird zerlegt in: D … 11000100 U … 11100100
Das bietet die Möglichkeit, sowohl der 1 als auch der 0 ein Bild zuzuordnen.
Beispiel: 1 … [Rhombus aufwärts verzerrt] 2 … [Rhombus abwärts verzerrt] wie in untenstehendem Foto.
Ein weiteres Beispiel dieser Art von Umsetzung ist das Klangbild "YOU". Hiefür verwende ich einen Code mit 6 Bit, der der 1 = [graue Fläche] 0 = leere Fläche zuordnet.
Ein weiteres Beispiel "Digitaler Poesie", ein Titel, unter dem ich meine Arbeiten zusammengefaßt habe, die einen Computercode benützen, ist ein Projekt für das Österreichische Konferenzzentrum in der UNO-City Wien. Mit einer computergesteuerten Neoninstallation wird versucht, den völkerverbindenden Gedanken der UNO ganz direkt auszudrücken in einem Zusammenspiel von Sprache/Dichtung, Bild und elektronischer Klangerzeugung.
Auf demselben Prinzip formaler Umsetzung beruht die für die Ars Electronica computergesteuerte Videoinstallation. Dabei entspricht einem Monitor ein Bit, die ganze Reihe von Videomonitoren also einem Buchstaben. Schreibt der Besucher auf einer mit den Monitoren verbundenen Schreibmaschine, so wird sein Text/Brief/Gedicht in Bilder umgesetzt, die über die Monitore fegen und in elektronischen Klang, der seinerseits direkt an den ASCII-Computercode gebunden ist.
Musikalische Gestaltung: Christoph Hernler Technik: Hans-Jörg Uhl Sponsor: Fa. DIGITAL EQUIPMENT, Wien
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