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Ars Electronica 1986
Festival-Programm 1986
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Festival 1979-2007
 

 

Willoughby Sharp's DOWNTOWN NEW YORK 1986
Videopart – Welturaufführung



Freitag, 27. Juni 1986, 24 Uhr
Brucknerhaus, Restaurantfoyer

"WILLOUGHBY SHARP'S DOWNTOWN NEW YORK"
Welturaufführung des sechzigminütigen Fernsehspektakels "Willoughby Sharp's DOWNTOWN NEW YORK 1986" bei der Linzer Ars Electronica, dem internationalen Festival für Kunst und Technologie, am Freitag, dem 27. Juni.

Verbindet man die verschiedenen Segmente einer dreizehnteiligen Fernsehserie, die von Video-Lab-Präsidentin Susan Britton produziert wurde, die "Willoughby Sharp Show" und die fortlaufende Fernsehserie "Clips" mit speziell erdachten Brücken, die die Kultur des New East Village erklären sollen, und die in diesem Raum ansässigen Persönlichkeiten vorstellen, so wird "DOWNTOWN" das Fernsehpublikum auf eine unterhaltsame Reise in Siebenmeilenstiefeln quer durch die überraschende Welt von Kunst-Clubs, Mode, Musik, und, und, und … mitnehmen.

Die "Besetzung" liest sich wie ein zeitgenössisches "Who's Who": Vito Acconi; Kathy Acker; Mary Adams; Laurie Anderson; Joey Aries; Paul Benney; Mike Bidlo; Bodi; Dianna Brill; Rhys Chatham; Alien Comic; Amy Dows; Eva Goodman; Ilona Granet; Tessa Hughes-Freeland; Kathy K.; The Kipper Kids; Stephen Lack; Markus Leatherdale; Phoebe Legere; Robert Lund; Gracie Mansion; Carlo McCormick; Michael Musto; Joseph Nechvatal; Boris Policeband; Rick Prol; Sally Randall; Rockets Redglare; Rene Ricard; Roland; Rudolph; Stephan Saban; Arleen Schloss; John Sex; Sir Rodney (Sir); Stephen Sprouse; David Wajnarowizc; Andy Warhol; William Wegman; Nick Zedd und Zoe. Die "Orte" – "L'Age D'Or", "Area", "Batislavia", "Blue Willows", "Cat Club", "The Dress", "8BC", "Hiro's", "King Tut's Wah-Wav Hut", "Limelight", "Nasty Ha bits", "Nirvana", "Palladium", "Piezo Electric", "PPOW", "7A's" und "The World" – sind Knotenpunkte und Marksteine des neuen kulturellen Environments.

Für die Unterstützung und technische Hilfe bei diesem von Willoughby Sharp und Susan Britton produzierten Programm gebührt folgenden Personen ganz spezieller Dank: Fred Ciccone, Noreen Stout, Edmond Chibeau, Dena Crane, Keith Gardner, David Goldberg, Phil O'Reilly, Mike Romero, Peter Zasuly, Jody O'Briem, Kenneth Bowers und Lawrence Lane.
JENSEITS VON VIDEO-KUNST
"Willoughby Sharp's DOWNTOWN NEW YORK 1986" ist meine allerneueste Bemühung, "Kultur in die Kultur" zu bringen. Dieses sechzigminütige Fernsehprogramm, das ich in Zusammenarbeit mit meiner Partnerin Susan Britton produziert habe, ist der "elektromagnetische Extrakt", herausgepreßt aus Tausenden Stunden einer höchst beanspruchenden Zusammenarbeit: Berichtet wird über die meisten "heißesten" Ereignisse "downtown", sei es in den Kunstgalerien, in den Nachtklubs, den Modehäusern, den Studios der Künstler oder ganz einfach in den Straßen; die Hauptpunkte wurden im Planungsstadium festgelegt; das Fernsehen "verschoß" sich selbst (während der "Willoughby Show" im Manhattan Kabel Fernsehen waren jede Woche die Anstrengungen von mehr als 50 Personen notwendig); die "Rohfassung"; Zusammenschneiden der besten Videotei le; das Einfügen der Dialoge; die Auswahl der elektronischen Musik, um dem Video die richtige Stimmung zu geben; und schließlich die letzte endgültige Fassung: Feineinstellungen, Tonmischung, Computergraphic, Spezialeffekte, Timing, und dann um gute Kritiken buhlen (speziell damals, als wir das heutige Publikum noch nicht hatten).

Das ist Fernsehen – Broadcast TV –, und nicht Video-Kunst.

Es wurde bezahlt vom Manhattan Kabel Fernsehen, einer Tochtergesellschaft der Time Inc'sTVarm, einer amerikanischen Telekommunikationsgesellschaft, um mit den Netzbereichen von ABC, CBS, NBC und allen anderen Kabelgesellschaften in Wettstreit zu treten.

Dieses Projekt wurde völlig durchkonzipiert, ausgeführt und produziert von Susan Britton und mir (mit erleuchtend, kreativer Mitarbeit der MCTV-Produktionsmannschaft).

Die uneingeschränkten Rechte des Produkts liegen weltweit in Händen der Produzenten (Susan Britton und Willoughby Sharp). Da wir von dieser Arbeit leben, müssen wir unser Fernsehprogramm dem Fernsehen verkaufen. Als Konsequenz daraus ergibt sich eine basisbezogene, pragmatische und direkte Ästhetik:
a) Prüfung (und Experiment) der Umwelt, des Milieus (Realität)
b) Entscheidung, was in dieser Umwelt die interessantesten und bedeutendsten Fakten darstellt
c) Reproduktion dieser Realität so ehrlich als nur möglich
d) oder, in anderen Worten, "die Kultur zu sich selbst zurückführen".
Willoughby Sharp, New York City, 1986
STATEMENT FÜR ARS ELECTRONICA
"Downtown New York", ein Auftragswerk der Ars Electronica, ist eine eher kleine, aber nichtsdestotrotz sehr flüssig durchgearbeitete Zusammenfassung eines fast 26stündigen Programms, das von Willoughby Sharp und mir in den letzten neun Monaten produziert wurde.

Bei der Produktion der "Willoughby Sharp Show" und unserer Show in Fortsetzungen unter dem Motto "Clips" waren meine Bestrebungen authentisch engagiertes Fernsehen, konkurrenzfähiges Fernsehen zu machen. Fernsehen, das sowohl komplex als auch ungemein feinfühlig und subtil sein sollte. Ich verstehe komplex und subtil als eine gute Konversation, in der eine Menge von fruchtbarer intellektueller Arbeit mit einem gleichen Teil an Humor und Originalität gemixt wird.

Fernsehen ist meistens abhängig vom Budget, von Terminen und diplomatischer Zusammenarbeit. (Ich glaube, daß, je größer das Budget wird, die Bedeutung der Zusammenarbeit weniger Bedeutung hat, während die Terminbezogenheit jedoch gleich bleibt.) Diese Aspekte, die wohl zuerst erzwungen, aufgezwungen erscheinen (im speziellen nach einer Karriere als Videokünstler, die genau die gleiche ist wie in den gebräuchlichen Kunstformen), werden nun schön langsam befreiend – da natürlich die Ergiebigkeit befreit.

Damals stand ich in der Spannung, ob ich nun die "richtige" Entscheidung (im ästhetischen Sinn) getroffen hatte – heute liegt die Spannung in der Frage, ob ich die richtige Entscheidung "sofort", also im richtigen Augenblick, getroffen habe (natürlich auch wieder im ästhetischen Sinn).
Susan Britton, Mai 1986