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Ars Electronica 1986
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Eine Syntax binärer Bilder


'Woody Vasulka Woody Vasulka

Seit längerer Zeit beschäftigt mich die Analyse der Phänomene elektronischer Geräte und der Reihenfolge, in der sie im künstlerischen Bereich auftreten, von der Audio-Synthese bis hin zu Video als Kunst und Kunsthandwerk.
Die Bilder sind das Ergebnis meiner ersten Begegnung mit digital organisierter Abbildung. Dieser Vorgang weist den Weg zu komplexeren Formen der elektronischen Abbildung, komplexer, was die Kontrollmethoden und die Kodifizierung von Abbildungssystemen betrifft.

Die Definition eines Kultur- oder Systemkodes ist mit wechselndem Erfolg diskutiert worden. Ich möchte auf die primäre Ebene von Kodes eingehen, insbesondere auf die binäre Kode-Operation als ein Prinzip der Abbildung und der Bearbeitung von Bildern. Das macht es unter Umständen notwendig, daß wir diese primitive Struktur (nämlich den binären Kode) in unsere Auffassung vom Alphabetismus integrieren, und zwar in Form einer binären Sprache, um so die Verbindung mit den primären Materialien auf allen Ebenen und über alle Entfernungen aufrechterhalten zu können.

Es ist unerläßlich, das dramatische Moment der Umwandlung von Energieereignissen in der Zeit in einen binären Kode zu erkennen, wie sie aus Licht oder der molekularen Kommunikation des Tons oder aus einem Kraftfeld, aus der Schwerkraft oder anderen physikalischen Auslösern entstehen können; das ist notwendig, um die Kraft der Organisation und Transformation eines Kodes zu verstehen. Der Vorgang der Umwandlung von analog zu digital und von digital zu analog umfaßt die internen Digitalcode-Vorgänge, den Zustand der Welt, der ausschließlich vom Menschen organisiert und interdisziplinär ist. Die Einheit der Kodierungsstruktur hat ein erstaunlich vielseitiges Material ergeben, aus welchem Kodes konstruiert, werden und die hierarchische Ordnung von Kodes entstehen kann.

Diese Umwandlungszustände bestehen in ebenso vielen Zeitdomänen, wie es die Schaffung, Organisation oder Verarbeitung von Kodes erfordert, für jedes Medium, das sie repräsentieren (so kann etwa ein komplexer Ton in einer niedrigeren Zeitdomäne operieren als ein komplexes dynamisches Bild, während andere Medien, wie z.B. die Schaffung von gedruckten Texten – weniger zeitabhängig zu sein scheinen).

Auf diese Weise erhält die Zeit eine neue kompositionelle Bedeutung, eine makro-kompositionelle Bedeutung, wo die Kontrolle über die Schaffung eines Bildes in kurzen und sehr kurzen Zeiträumen ausgeübt werden kann. Dieser Umstand allein schon macht es dringlich, jenes "Handwerk" zu definieren, in welchem der Zeitbegriff dominiert.