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Ars Electronica 1986
Festival-Programm 1986
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Festival 1979-2007
 

 

ORF - Videonale 1986
Eine Fernsehwoche mit anderen Bildern

'Grita Insam Grita Insam

GEDANKEN ZUM KONZEPT
Die ORF VIDEONALE '86 scheint mir ein Unternehmen zu sein, das keinerlei Vergleiche aus dem Ausland zu scheuen hat. Nie zuvor ist eine Fernsehanstalt in der Intensität zum Forum der Künstler geworden.

Noch ist mir das erste Gespräch mit Wolfgang Lorenz gegenwärtig, der mir von den Plänen berichtete, eine Programmleiste von einer ganzen Woche zum Thema Video von Künstlern in Zusammenarbeit mit dem Landesstudio Oberösterreich während der Ars Electronica zu realisieren; auch meine Zweifel daran, daß eine solche Idee Wirklichkeit werden könnte. Doch mit jedem weiteren Gespräch steigerte sich meine Gewißheit und die Begeisterung für diese Aufgabe, gemeinsam mit dem Redaktionsteam das Konzept zu erarbeiten.

Auf einer Reise in die Zentren der Videowelt wählte ich Arbeiten für drei der Abende aus – für den 21. Juni, einem Liveprogramm, das die Pionierleistungen Nam June Paiks zum Thema hat, dem 22., einer Sendung, die über die Kunstform Video einen historischen Überblick gewähren und dem 24. Juni, einem mehrstündigen Programm, das wichtige Werke in ungekürzter Form dem Publikum zugänglich machen soll. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen jenen Personen bedanken, die mich mit Informationen unterstützt haben: Dany Bloch – ARC – Paris, Jeremy Welsh – London Video Arts, Lory Zippay – Electronic Arts Intermix, Robin Ohara The Kitchen, Jaime Davidovich, Sarah Hornbacher, Kate Horsfield – Video Data Bank, Kathy R. Huffman – CAT-Fund, David Ross – ICA Boston, Connie Fitzgerald – Long Beach Museum, Lyn Cummings – Art Metropole, Heiko Sei – Scan Gallery, Ko Nakajima, Ed Emshwiller, Peter Weibel, Gene Youngblood, Akira Asada, Kazu Kobata, Chris Dercon, Daniele Nyst und viele andere.

Hunderte von Videobändern fanden sich ein im ORF-Zentrum in Wien. Sie wurden gesichtet, sortiert, zu Sendungen ediert beziehungsweise als Einspielungen bereitgehalten. Trotz bestimmter Auswahlkriterien wurde von der Redaktion subjektiv entschieden, welche Bänder zur Ausstrahlung gelangen. Dabei hat keineswegs der Unterhaltungswert die Entscheidungen beeinflußt, sondern die Einschätzung der künstlerischen Qualität.
Der Vorgang ist vergleichbar mit der Realisierung einer Ausstellung. Das Konzept, Richtlinien und Kriterien für die Auswahl wurden erarbeitet: Die Programmreihe sollte über die Kunstform Video ausführlich informieren und beim Fernsehpublikum das Interesse an dieser Kunstform anregen.

Um auf das Medium Fernsehen bewußt einzugehen, sollten nur Werke, die für die Single Monitor-Präsentation geeignet sind, herangezogen werden, was Arbeiten für Installationen ausschloß. Arbeiten zu kommerziellen Zwecken (Music-Clips, Werbespots) dienen dazu, die Unterschiede zur Produktion von unabhängigen Videoarbeiten von Künstlern deutlich zu machen. Ebenso wurden jene Arbeiten ausgeschlossen, die eine Dokumentation eines Produktionsprozesses darstellen oder eine andere Kunstform wiedergeben. (Konzertaufzeichnung, Performance – Dokumentation etc.)

Wir haben versucht, ein internationales Gleichgewicht herzustellen und kontaktierten Künstler und Organisatoren in allen Kontinenten, wie auch in Osteuropa. Diese Bemühungen haben jedoch bis Redaktionsschluß des Programmes nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. Doch die Balance zwischen Japan, den Vereinigten Staaten und Westeuropa konnte entsprechend gehalten werden.