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Ars Electronica 1986
Festival-Programm 1986
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Festival 1979-2007
 

 

Video-Mania / Bilder am laufenden Band




Dienstag, 24. Juni 1986
22.45 Uhr. FS 1

ORF-VIDEONALE 86
Video-Mania
Bilder am laufenden Band

Vom Spätabend bis zum frühen Morgen werden Meisterwerke der Videokunst ausgestrahlt.
Redaktion der Sendung: Kunst-Stücke-Team
Fachberatung: Grita Insam

Folgende Bänder werden zur Gänze gezeigt:

Zbigniew Rybzinski: The Discrete Charm of The Diplomacy
1984

Rybczinskis Humor vereint eine "Menagerie" von Special Effects. Sein Erfolg mag an der Ehrlichkeit seiner Technik liegen, die er einsetzt, die einerseits spielerisch zur Lust verführt, gleichzeitig aber einen sarkastischen Eindruck wie ein "Biß der Liebe" hinterläßt.

Ko Nakajima: Mont Fuji
1983, 20'

Wie man weiß, ist Mt. Fuji einer der berühmten Berge in Japan. Seit es Japan gibt wurde seine Schönheit durch Gemälde, Poesie, Fotografie, Musik etc. ausgedrückt. Dies nun ist ein neues Bild vom Mt. Fuji, das verändert wurde durch die Computergrafik-Ausrüstung.
Obwohl es schwierig scheint, die Atmosphäre Japans, genannt "Wabi und Sabi" (Sinn für das Einfache und Stille), mit dieser Art Ausrüstung festzuhalten, gewinnt man die Überzeugung, daß "Mt. Fuji" eine gelungene Form ist.

William Wegman: The Best of William Wegman
1970–78, Farbe, 20'

"Man Ray, möchtest du etwas tun? Möchtest du ausgehen? Wohin möchtest du gehen? Zum Park? Oder möchtest du zum Strand? Oder möchtest du Gayle besuchen? Wo ist Gayle? Möchtest du Ralph besuchen gehen? Wer ist Ralph? Ich weiß es nicht … Möchtest du zum Strand gehen? Oder wie wär's mit Fahrradfahren? … Vielleicht sollten wir, nun, wir könnten, Man Ray, wir könnten, Man Ray, wir könnten, eh, also wir könnten. Man Ray, möchtest du? Nur wenn du willst …

Karl Kowanz und Renate Kocer: 4 Tänze
1984, 15'49"

Vier Bildschirmtänze: Es tanzen:
– Turmspringer im Wasserglas
– Fußballreplikanten auf Trabrennbahn
– Drei Herzen, vier Füße verkehrt und gerade
– Zwei Voodoos zu Hause

John Sanborn/Dean Winkler: Luminare
1986, 10'

Diese Arbeit ist Ed Emshwiller gewidmet und blättert durch das Paket der Karten voll mit Special Effects. Sanborn zieht die Register der Computergrafik wie auf einer virtuos gespielten Orgel.

Max Almy: Deadline
1981, Farbe, 4'

Max Almy kristallisiert kulturelle Klischees in beißende Kommentare. Dieses Band vereint die Leistungsforderung mit persönlichem Ehrgeiz. Kluge und verführerische Bilder, ein schöner Frauenmund mit einer klangvollen Stimme, die zunächst wie ein Lied klingt und sich langsam zur Härte verschärft.

Dan Reeves: Smothering Dreams
1981, Farbe, 22'

Dieses Band, das durch den "Three Emmy Award" ausgezeichnet wurde, ist eine bewegende und feinfühlige Untersuchung über die Gewalt in der Gesellschaft, die auf persönlichen Erfahrungen beruht, die Reeves in Vietnam während des Krieges als Soldat machte. Die ergreifende Studie schlägt eine Brücke zwischen dem Dokumentarvideo und künstlerischer Realität.

Marina Abramovic und Ulay: Terra Degli Dea Madre
1985, Farbe, 16'

Marina Abramovic und Ulay sind nach Sizilien gereist, um ihr Projekt der Erforschung von Zeit und Ort in Beziehung zu einer Kultur und ihren Menschen fortzusetzen. Hier schweift ihre sich flüssig bewegende Kamera über eine Konfiguration von Felsen und Menschen zu einem Innenraum mit reichverzierten Möbeln und bewegungslosen Frauen, während eine beschwörende Hybridsprache eine hypnotische Sprechbegleitung bildet. Als Studie von Kontrasten – männlich/weiblich, innen/außen, Natur/Kultur – enthüllt dieses Band auch die Affinität dieser Menschen zu ihrer Umgebung.

Joan Logue: Renée et Géorgette Magritte
1984, 5'

In diesem Video-Clip zum Lied von Paul Simon läßt die Künstlerin Magritte's Ästhetik zusammen mit einer Fülle von Special Effects zu einem Erlebnis der Videomagie entstehen.

Robert Wilson: Deafman's Glance
Farbe, 30'

Mit diesem Band zeigt der amerikanische Bildhauer, Performance-Künstler und international anerkannte Theatermann erneut seine Qualitäten in der Inszenierung und surrealistisch-narrativen Erzählform, dargestellt in minutiös ausgefeilten Bildern für den Video/TV-Schirm.

Balizaburo Harada und Harubiko Shono (Radical TV): 1. Hard Scratch
1984–85, Farbe, 5'

Musik komponiert und aufgeführt von Radical TV
Computerprogramm von Radical TV

Dies ist ein Werbevideo einer kleinen Band namens "G. I. Joe Robot Band", die sich aus Joe, Richard und Mark, den Maskottchen von Radical TV, zusammensetzt. Diese Puppen bewegen sich zur Musik und ihre Bewegungen sind nicht einzeln gefilmt wie beim Zeichentrickfilm, sondern mit Hilfe der Computergrafik. Bitte beachten Sie den Break Dance von G. I. Joe.

Dara Birnbaum: Will o' the wisp
1985, Farbe, 7'

In diesem Prolog einer Serie von Arbeiten werden die klassischen Themen der Faust-Dualität vorgestellt. Sie werden eingearbeitet in die Jetztzeit einer Stadtlandschaft. Birnbaum setzt fortgeschrittene Videotechnologie ein und entwickelt gleichzeitig Techniken, die auf japanischen Ukiyo-e-Formen wie Schirm, Fächer, Schriftrolle aufbauen. So erforscht sie Themen um Transzendenz und Verlust: den Konflikt zwischen dem inneren Menschen und seiner äußeren Umgebung.

Marcel Odenbach: As If Memorian Could Deceive Me
1986, 17'

Die Arbeit konzentriert sich auf Bilder klassischer Musik als ein Ausdruck und Symbole für bourgoise Erziehung. Verschiedene Möglichkeiten werden aufgezeigt das Klavier zu spielen. die verbunden sind mit einer Serie von musikalischen und visuellen Assoziationen, Der Künstler arbeitete an diesem Projekt am New England Konservatorium und anderen Orten im Gebiet von Boston.

Klaus vom Bruch: Jeder Schuß ein Treffer
1984, 9'30"

Der Künstler hinter seiner utopisch aussehenden Waffe, in Wahrheit einer Antenne, wie er die ihm konfrontierten Zuschauer mit den Salven seiner Ideen attackiert. Auffallend ist die virtuose Schnittechnik, mit der von sanften Halbkreisbewegungen bis zu stakkatohaften Bildfolgen eine Vielzahl von Richtungsabläufen demonstriert wird, wobei wir synchron einen verfremdeten Tango von hypnotischer Wirkung hören. Obwohl der Titel des Bandes Aggression suggeriert, hat es manchmal den Anschein, als wollte sich der Künstler mit den Stäben seiner Waffe schützen, dahinter Zuflucht suchen.

Joan Logue: 30 Second Spots, TV-Commercials for Artists
(Joan Jonas-Spot), 1982, Farbe, 15'

In kurzen Porträts arbeitet die Künstlerin ein bestimmtes Vokabular heraus, das die jeweils porträtierten Künstler mit eigenen Gestaltungsmitteln darstellt: Nam June Paik, Laurie Anderson. Robert Ashley, John Cage, Spalding Gray, Phillip Glass, Joan Jonas, Meridith Monk. Lucinda Childs, u.a.

Joan Jonas: Double Lunar Dog
1984. Farbe, 25'

Eine Vision post-apokalyptischen Überlebens an Bord eines Raumschiffes, das ziellos durch das Universum irrt. Die zeitlosen Raumfahrer haben das Ziel ihrer Mission vergessen und haben keine Idee woher sie kommen und was ihr Ziel ist. In einem Versuch, sich an die Vergangenheit zu erinnern, spielen sie "Dejá vu" mit Bildern, die in digitalen Sequenzen erscheinen. Gespielt von Jonas und Spalding Gray, mit Jill Kroesen, David Warrilow und John Malloy. Der Videoschirm wird zum Theater, das Special Effects benutzt, um Zeit und Raum zu kondensieren.

Helmut Rainer: Vendetta
1985, Farbe, 6'20"

Rhythmische Abfolge von klaustrophilen Real- und Computerbildstrukturen.

Douglas Hall: Songs of the Eighties
1983, Farbe, 17'

Dieses Band beruht auf der Aufführung von Performances. Es besteht aus fünf Episoden, die durch die Themen Verdrängung, Ängste und Zwänge vereint sind. Diese Metaphern für gegenwärtige politische und soziale Spannungen sind elegant realisiert durch eine Reihe von Videotechniken, wie langsame Bewegung, kurzen Staccato-Schnitt und langsame Auflösung.

Rupert Putz: R-S Project No. 8 (Video Haiku)
1985, Farbe, 45"

Rupert Putz setzt in diesem Videoband seine Theorie der wiederverwerteten Bilder fort. Dabei bedient er sich der poetischen Form des Haiku und bezieht diesen auf einen Film von Roman Polanski. Der Haiku wird wörtlich übernommen, danach werden die gesamten Bilder in diese poetische Form gebracht. Diese Übersetzung unterliegt dabei den vordefinierten Regeln des Haiku, aus denen sich dann der zufällige Charakter der Bilder ableitet. Sprache wird auf Sprache gerichtet, um sie zu einem optischen Gedicht zu verbinden.

Jacques Louis und Danièle Nyst: J`ai la tete qui tourne
1984, Farbe, 15'

Der Ablauf der Szenerie folgt dem einer Konversation zwischen zwei Personen. Sie haben die Absicht, die Erde in der Nacht in eine kleine graue Ecke zu übersiedeln. Die Ecke muß jedoch unbewohnt bleiben bis zur Erscheinung eines Einhorns.

Woody Vasulka in Zusammenarbeit mit Ernst Gusella: The Commission
1984, 45'

In opernhafter Form dreht sich die hier erzählte Episode um eine Begegnung zwischen dem großen Virtuosen des 19. Jahrhunderts Niccoló Paganini (dargestellt von Ernst Gusella) und dessen Zeitgenossen Hector Berlioz (dargestellt von Robert Ashley). Bei dieser Anekdote geht es um ein Geschenk von 20.000 Francs, das Berlioz dem mittellosen Paganini als Auftragssumme für ein Musikstück anbietet – "ein außerordentliches Vorkommnis zwischen Künstlern". Der romantische Mythos vom Genie wird von Vasulka voll zur Geltung gebracht und die Bilder legen Zeugnis ab von speziellen Digitaltechniken, die durch Mehrfachdarstellung und aurale Mutation über das Medium Video hinauswachsen. Eine Lobrede auf den leidenden Künstler. Die Endsequenz dieses Werks (geschaffen mittels Scan-Processing-Technik) erzählt von den 30 Jahren, die vergingen, bis Paganini ordnungsgemäß kirchlich beerdigt wurde.

Ed Emshwiller: Sunstone
1979, Farbe, 3'

In einer grauen Fläche erscheint ein Sonnengesicht. das sich im Laufe des Bandes in vielfältiger Art bewegt und verändert. Emshwiller arbeitete an diesem 3–Minuten-Band mehr als acht Monate mit einem Computer.