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Ars Electronica 1984
Festival-Programm 1984
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Festival 1979-2007
 

 

Live-Konzerte


'Josef Anton Riedl Josef Anton Riedl

SYNTHESIZER & TROMMELN (ÖE):
„FÜR TROMMELN I“
20 verschiedene Trommeln/live, 1979/81

„MIX FONTANA MIX“
2 Synthesizer/live, Radioklänge, präparierte Posaune und 2 Synthesizer/Tonband, 1969/76

„ZEICHNEN–KLATSCHEN/ZEICHNEN–ZEICHNEN“
Klatschen/live Zeichnen und Klatschen/Tonband 1979/81

„5 LAUTGEDICHTE“
Sprechen, Klatschen, Stampfen, Tierlautinstrumente und Marimbaphon/live, 1977/79/81

„EPIPHYT II“
2 Synthesizer/live 9 Synthesizer/Tonband, 1975/77


„KLANGSYNCHRONIE II“
4 Synthesizer, präparierte Posaune, elektronische K1änge/Tonband, 1965/81

„FÜR TROMMELN II“
21 verschiedene Trommeln/live 20 verschiedene Trommeln/Tonband, 1979/81

MUSIK/FILM/DIA/LICHT-Galerie:
Robyn Schulkowsky: Trommeln, Sprechen, Klatschen, Stampfen, Tierlautinstrumente, Marimbaphon
Lorenzo Ferrero: Synthesizer, Klatschen
Alberto Vignani: Synthesizer, Klatschen
Gottfried Düren: Technik
Josef Anton Riedl: Klangregie

Das Programm in dieser Zusammenstellung wurde zum ersten Mal 1984 bei den "Tagen der Neuen Musik"/Hannover gegeben und seitdem noch bei dem "New Art Encounter"/San Juan (Puerto Rico).

FÜR TROMMELN I
Komponiert 1979/81. Uraufgeführt 1982 bei den "Frankfurt Festen" (Alte Oper).

4 rhythmisch-dynamische Strukturen werden nach bestimmten Gesichtspunkten abgewandelt; z.B. wird eine Struktur mehrmals wiederholt, wobei anstelle von Anschlägen Stillen treten, so daß aus ihr nach und nach eine große, einzige Stille entsteht. Die sich gegenseitig ergänzenden Strukturen schließen sich unmittelbar aneinander an.
MIX FONTANA MIX
Komponiert 1969/76. Uraufgeführt 1976 bei der Biennale Venedig.
Gewidmet John Cage (mit dem man wegen Aufführungen seiner Werke, darunter das multimediale Großprojekt "HPSCHD", in zahlreichen europäischen Städten zusammenarbeiten konnte).

In verschiedenen sehr extrem langen Stillen liegen verschieden kleine Haufen gegensätzlichster klanglicher Ereignisse. Die Dauern der Stillen betragen z.B. 15", 27", 9", 6", 20"; die kürzeste Dauer sollte etwa 5", die längste etwa 60" ausmachen. In einem Sonderfall ist es möglich, Stillen gleicher Dauer zu wiederholen, jedoch dann mehrfach hintereinander. Die Haufen der Ereignisse sollten eine Dauer unter 10" aufweisen, z.B. 8", 1", 1/2", 7", 1/4".

Ein Haufen kann bestehen aus z.B. in einen rhythmischen Zusammenhang gebrachten, jeweils verschieden dynamisierten etc. mehreren Ereignissen wie Peitschenschlag (staccatissimo) + Lachphrase (tiefer Sprechtonbereich, ein wenig von oben nach unten glissandierend, tenuto) + zweimal Anschlagen eines präparierten Klaviertons (zwischen C' und H': legato) + Läuten mit elektrischer Klingel (gedämpft, Hand auf Glocke pressen, staccato). Er kann auch nur aus zwei Ereignissen bestehen. Verschieden kurz nachklingende Einzelereignisse sind erwünscht, jedoch höchst selten einzusetzen, und ein lang verhallter Ereignishaufen sollte vorkommen.

Bei einer Aufführung wird eine Folge oder zwei oder vier miteinander synchronisierte Folgen von Ereignishaufen und Stillen auf Tonband (ein-, zwei- oder vierkanalig) in den Aufführungsraum eingespielt und zwei bis vier Spieler reagieren auf die Aufnahme, indem sie die Ereignishaufen ergänzen, "stören" ("anbohren", vielleicht sogar "durchlöchern"), akzentuieren, teilweise oder ganz "überdecken" etc. durch Einzelereignisse oder/und Haufen von Ereignissen mit neuen Klangfarben, anderen Lautstärkegraden etc., oder die Haufen "unberührt vorbeiziehen lassen". Die Stillen dürfen lediglich im unmittelbaren Umkreis von Ereignishaufen "etwas beeinträchtigt, angetastet" werden.

Eine Reaktion auf die aufgenommenen ("krass bunten") Ereignishaufen kann auch erfolgen mit den verschiedensten zur Verfügung stehenden Klangfarben nur einer Instrumentenart, z.B. Synthesizer.
Es ist möglich, eine Version von "Mix Fontana Mix" zu realisieren, die sich im völlig abgedunkelten Aufführungsraum zuträgt. Dabei könnte mit dem ersten Einzelereignis des ersten Ereignishaufens die Beleuchtung des Raumes "schlagartig" abgeschaltet und mit dem letzten Einzelereignis des letzten Ereignishaufens sie ebenso wieder eingeschaltet werden. Interessant wäre ein Aufführungsresultat mit (verschiedenen sehr extrem langen Stillen und) sehr wenigen, meist nicht sehr lauten Ereignissen pro Haufen.
Oder eine audiovisuelle Version: hör- und sichtbare Ereignisse durch Bewegen von Gegenständen, durch Dia- und Filmprojektionen – die Spieler verwenden die Geräte bezüglich Rhythmik, Dynamik (Lichtdämpfung) etc. wie Instrumente, die Projektionsgeräusche werden verstärkt und in der Lautstärke beeinflußt etc. – und (nur) sichtbare Ereignisse durch Gesten etc., ausgeführt in einem halbdunklen Raum.
Oder eine visuelle Version: (nur) sichtbare Ereignisse durch Gesten etc.
ZEICHNEN-KLATSCHEN/ZEICHNEN-ZEICHNEN
Komponiert 1979/81. Uraufgeführt 1981 "sonntags um 11 im Stadtmuseumssaal"/München.

Auf 2 sehr großen Schultafeln werden von zwei Ausführenden mit Kreide "abstrakte" graphische Gebilde in starker Vergrößerung und unter bestimmten Gesichtspunkten (z.B. accellerierendes und ritardierendes Tempo, "leidenschaftliches" Rubato) nachgezeichnet – rhythmisch-dynamische Geräuschstrukturen, die u.a. zur Fortsetzung gelangen mit Geräuschen erzeugt durch Klatschen in Hände, auf Arme, Brust und Schenkel von zwei anderen Ausführenden. Auf die Tonbandaufnahme mit diesen Ereignissen, wiedergegeben über Lautsprechergruppen, die seitlich links und rechts des Podiums aufgestellt sind, reagieren mehrere Ausführende, die verschieden verteilt im Publikum sitzen und stehen, mit Klatschen in Hände etc. unter bestimmten Gesichtspunkten.
5 LAUTGEDICHTE
Komponiert 1977/79. Uraufgeführt 1984 bei der Société Philharmonique de Bruxelles (im Rahmen der Aufführung von den "Audiovisual Events John Cage/Josef Anton Riedl").

Laute und Lautgruppen herausgesucht aus einer Rundfunkzeitschrift sowie entnommen aus dem Satz "Vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so" von Georg Büchners "Leonce und Lena" kommen jeweils in einem Gedichtzyklus zur ausschließlichen Verwendung. Aus beiden Zyklen sind Beispiele zu hören. Das Sprechen, Flüstern etc. erfährt teilweise eine Art "Interpunktion" durch Klatschen, Stampfen etc.
EPIPHYT II

Komponiert 1975/77. Uraufgeführt 1978 bei "I Pomeriggi Musicali di Milano" ("Epiphyt I" erklang im Jahr zuvor beim "Musik-Weekend"/Frankfurt zum ersten Mal).

Dem ganzen Stück liegen außerordentlich wenige Elemente zugrunde, nämlich lediglich eine impulshafte, rhythmisch-dynamische Struktur, ein Akkord, von dessen Tönen laufend Tonreihen gebildet und die der in immer wieder neuen Variationen auftretenden Struktur zugeordnet werden sowie, jeweils einmal verwendet, einige gezeichnete Einzellautstärkeverläufe und eine Folge mehrerer solcher Lautstärkeverläufe zur Dynamisierung von Dauerklängen und -geräuschen. Die Bildung der Tonreihen, ihre Zuordnung und die Variationen der Struktur ändern sich von Aufführung zu Aufführung. Das Stück besteht aus zwei Aufführungen, die "gleichzeitig" stattfinden, über Tonband (9 Spieler) und live (2 oder 5 Spieler) mit verschiedenen zeitlichen Verschiebungen durch accellerando, ritardando etc. von Teilen des Stückes zur Aufführung über Band.
KLANGSYNCHRONIE II

Komponiert 1965/81. Uraufgeführt 1984 bei "NEUE MUSIK München".

Es handelt sich um eine Tonbandkomposition. Kürzere, in sich schon irgendwie abgeschlossene Abläufe aus Klängen und Geräuschen von den Synthesizern und der präparierten Posaune werden zu größeren Folgen zusammengefaßt, ebenso solche in einem elektronischen Musikstudio hergestellte Abläufe aus (elektronischen) Klängen und Geräuschen. Mit den auf Tonbänder aufgenommenen Folgen sind verschiedene Synchronisationen realisierbar.
FÜR TROMMELN II

Komponiert 1979/81. Uraufgeführt 1982 bei den "Frankfurt Festen" (Alte Oper).

Die Aufführung einer rhythmisch-dynamischen Struktur auf der großen Trommel löst die Wiedergabe einer auf Tonband aufgenommenen speziellen Version von "Für Trommeln I" für 20 verschiedene Trommeln über Lautsprecher aus. In Reaktion stellt der Interpret der Aufnahme gegenüber eine Reihe von fertigen rhythmisch-dynamischen Strukturen, gespielt auf anderen 20 verschiedenen Trommeln.
MUSIK/FILM/DIA/LICHT-GALERIE
wurde 1967 von Josef Anton Riedl gegründet.

Ihr gehören zur Zeit an:
Robyn Schulkowsky, Rene Bastian, Lorenzo Ferrero, Jim Fulkerson, Johannes Göhl, Peter Michael Hamel, Nicolaus A. Huber, Manos Tsangaris, Alberto Vignani; Clemens Deisch, Gottfried Düren, Willrich Mattes; ferner wirken mit: die Arbeitsgemeinschaft Neue Musik München (Dieter Schnebel, Gründung und Leitung), Michael W. Ranta, Frederic Rzewski, Dieter Schnebel, Karlheinz Hein.

Sie führt insbesondere multimediale Aktivitäten (Spectacle, Environment, Event) in verschiedenen räumlichen Gegebenheiten durch, wie Sporthalle (Donaueschingen, München, Zagreb/Biennale), Kuppelsaal (Warschau), Ruine (Pamplona), Straße und Platz (Bonn, Montepulciano, Rom, Stuttgart), Kirche (Mailand), Park (München, Rio de Janeiro, Lugano, Rom, Stuttgart), Museum (Berlin, Bern, Bonn, Brüssel, Santiago, São Paulo, Venedig/Biennale), Theater (Athen, Bourges, Buenos Aires, Como, Frankfurt, Graz, Lyon, Mexico City, Montevideo, Orleans), Hörsaal (Lugano), Kino (Athen, Bremen), Zelt (Kiel), Planetarium (Kalkutta), mehrere Räume in einem Gebäude oder ganzes Gebäude (Berlin/Philharmonie, Bonn/Beethovenhalle, Como/Villa Olmo, Paris/Musée d'Art Moderne).

Mit John Cage wurden dessen Werke realisiert in Berlin (Akademie der Künste, Philharmonie), Bonn (Beethovenhalle, Landesmuseum, KULTUR FORUM), München (Rundfunkstudio, Turnhalle, Galerie, Amerika-Haus).

Die Gruppe führt auch Multimedia- und Hörstücke ihrer Komponisten auf (Bastian, Ferrero, Fulkerson, Göhl, Hamel, Nicolaus A. Huber, Riedl, Tsangaris; Cardew, Ranta, Rzewski, Schnebel), von Cage, Feldmann, Ferrari, Kagel, Reich, Stockhausen, Wolff, La Monte Young, Xenakis.
In München befindet sich ihr Workshop (Lager für Geräte und Anlagen der Projektion und Elektroakustik, Experimentiermöglichkeit).