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Ars Electronica 1984
Festival-Programm 1984
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Festival 1979-2007
 

 

Bandkonzerte


'Bernard Parmegiani Bernard Parmegiani / 'François Bayle François Bayle / ' Groupe de Recherches Musicales Paris (G.R.M.) Groupe de Recherches Musicales Paris (G.R.M.) / 'Christian Zanesi Christian Zanesi

GRM (Auszug aus "Larousse de la Musique")
Die GRM (Groupe de Recherches Musicales) in Paris ist zur Zeit im INA (Institut National de l'Audiovisuel) integriert. Diese Vereinigung, gegründet von Pierre Schaeffer und geleitet von François Báyle, ist eine der wichtigsten und, wenn man zu ihrem Ursprung zurückgeht, die älteste und das Hauptzentrum für elektroakustische Musik und für musikalische Forschungen heute in der Welt. Ihr Ursprung entspricht dem Beginn der "konkreten Musik": seit der Zelle des "Studio d'essai" des französischen Radios, wo Pierre Schaeffer 1948 diese Musik erfand, bis zur "Gruppe der konkreten Musik", kreiert und anerkannt 1951, um schließlich 1958 zur "Groupe de Recherches Musicales", gegründet im ORTF (Radio Télévision Française) von Schaeffer, zu werden.

1960 wurde die GRM unter der Leitung von Pierre Schaeffer zu einer der Zellen des Forschungsdienstes, die sich neben anderen Bereichen mit der Erforschung des Bildes, mit der Fernsehproduktion und anderem befassen. Sie besteht zu dieser Zeit aus ihrem Gründer und den Komponisten Luc Ferrari, François-Bernard Mache und Ivo Malec. Bis 1966 besteht die Aktivität der GRM hauptsächlich aus den Forschungen von Schaeffer über das "Experimentelle Noten-Abc": ein bedeutendes "Lehrbuch der musikalischen Objekte", erschienen 1966, zeigt die Bilanz dieser Forschungen. Das Komponieren trat deswegen nicht in den Hintergrund, denn 1963 vereint ein originelles Experiment von kollektiver Kreation, "Le Concert collectif", die Gründungsmitglieder der Gruppe mit neuen Mitgliedern: Edgardo Canton, Bernard Parmegiani, François Báyle. Letzterer wird 1966 verantwortlich für die Gruppe und bleibt es 1975, als die GRM eine der Abteilungen des INA wird. Als GRM des INA beginnt die Gruppe eine neue Ära. Seit 1975 bemüht sie sich, die Entwicklung ihrer technologischen Mittel (insbesondere informatorische) und die geschriebenen und akustischen Publikationen ihrer Arbeiten voranzutreiben. Die Aktivitäten der GRM sind zahlreich: musikalische Produktionen, Veranstaltungen, Forschung, Pädagogik. Die Produktion der Gruppe umfaßt Hunderte von elektroakustischen Werken, die seit dem Anfang in ihren Studios von ihren Mitgliedern oder von Gastkomponisten realisiert wurden. Man kann nur in einem weiteren Sinn von einer GRM-Ästhetik reden: seit der Schaeffer-Erbschaft und seit der Tradition der fünfziger Jahre ist es eine konkrete Einstellung der musikalischen Kreation, mehr dem Ohr vertrauend als formellen Schemata a priori. Von nun an gehen die Tendenzen auseinander, die Stile kontrastieren. Die musikalische Forschung hat zwei sehr aktive Perioden erlebt: eine erste von 1958 bis 1966, rund um das "Lehrbuch der musikalischen Objekte" unter Schaeffer, eine zweite, Mitte der siebziger Jahre, in verschiedenen Bereichen: musikalische Analyse, Informatik, Pädagogik. Die pädagogische Aktivität ist vor allem durch einen 1968 offiziell anerkannten Unterricht im Rahmen des Conservatoire de Paris (CNSM) mit Pierre Schaeffer und Guy Reibel als Professoren repräsentiert. Es handelt sich um einen zweijährigen elektroakustischen Kurs mit Aufnahmsprüfung. Außerdem organisiert die GRM Kurse, Programme von kurzer Dauer. Sie produziert selbst einen Teil ihrer Aktivitäten in Konzerten. Vor kurzem hat sie wichtige Initiativen in die Wege geleitet, die Information und Publikation betreffen (eine Zeitschrift und eine Schallplattenreihe), und sie produziert ca. 40 Stunden jährlich im Radio. Die Mitglieder sind unter Vertrag, die Mannschaft wird oft erneuert, jedoch einige "Säulen" bleiben: außer dem aktiven Leiter der Gruppe, François Báyle, nennen wir Ivo Malec, Bernard Parmegiani, Guy Reibel. Auf der Seite der Jüngeren: die Komponisten Jacques Lejeune, Jean Schwarz, Denis Dufour, die Forscher – zum Teil Komponisten – François Delalande, Benedict Maillard, Pierre-Alain Jaffrennou, Jean-François Allouis, Philippe Mion, Jean-Christophe Thomas, Denis Valette und in den verschiedenen Aufgaben der Organisation und Produktion Suzanne Bordenave, Jack Vadal, Christian Zanesi (auch Komponist), Evelyne Gayou, Jacques Darnis etc. Zahlreiche Komponisten waren Mitglieder der GRM und trugen zu ihren Aktivitäten bei. außer den schon genannten drei Mache, Ferrari, Canton noch Philippe Cartoon, Alain Savouret, Michel Chion, Robert Cahen, Bernard Durr. Schließlich besuchten sehr viele Musiker ihre Studios, um Werke zu realisieren und um sich mit der elektroakustischen Musik vertraut zu machen.
M. C.

François Báyle
"KREISEL IM HIMMEL“
Die Linienbündel, gebogen durch die Energie sehr schneller Rotationen, wird verwirklicht mit den Tönen eines alten Kreisels und dem leichten Schnarren einer Sirene. Verschiedene Figuren dieser Art treten dazwischen, eine Woge schaukelt sich auf zwei Moll-Terzen. Das Schaukeln, immer gleich und immer verschieden, dreht sich in einer unzähligen Menge von Zeichnungen, geschichtet in steigender Dichte und Mobilität.

Die eintönige Einheit dieser Bewegung ist organisiert in einer Folge von 27 Teilen, die sich nach und nach verketten mit verschiedener Geschwindigkeit, Tiefe, Beschleunigung, Orchestrierung. Manchmal ist der Stoff gelöchert mit kleinen Kometen auf dem Himmel.

Im Zentrum zieht ein langsames Gleiten weite Harmonien vom Grundakkord an sich.
Gegen Ende geht dieses große Gleiten in Flammen auf. Zurück zum schwarzen Eros. Chromatische Schnörkel … Lärm … Garben. Silberne Asche.

"EROS NOIR"
Mit Schnarren und Pfeifen kommen die gemurrten Wörter aus den verkehrten Resonanzen.
Hinuntersteigen. Mondlandung.

Bernard Parmegiani
„DAS RAD FERRIS“
Man stellt es sich wunderschön vor. Es ist eigentlich funkelnd. In Mexiko – bei den Festen zündet man es an, und es wird eine Drehsonne – Symbol für die ewige Bewegung. Das Ferris-Rad, das ich geschaffen habe, zeichnet nur eine ständige Bewegung um eine fixe Achse. Jede Runde scheint Klangdichte zu erzeugen, deren Schichten ineinandertreten und die in flüssigen Geflechten spielen. Das Geknatter des Ursprungs wandelt sich schließlich in Klangfäden, deren Leichtigkeit an die Wolken sehr hoher Regionen erinnert, die Zirruswolken, bewohnt von dem Geschrei der kreisenden Schwalben, wenn die Luft warm ist.

Christian Zanesi
“VON EINEM GARTEN ZUM ANDEREN“
Daß man sich nicht täuscht, alle die Klänge, die wir mit unseren Maschinen enthüllen, existieren oder haben existiert in der Natur. Wir nehmen sie lediglich in neuen Strukturen auf, und so ergeben sich neue Formen. Diese Gärten (geschlossene Orte) sind als begehbare Phantasieräume zu hören. Sie folgen aufeinander und verketten sich bei dem langsamen Rhythmus einer Entdeckungsreise. Da leben nebeneinander reelle und fiktive Tiere, die verschiedene Zeiten und Orte bewohnen könnten.

Der bewegungslose Zuschauer sieht auf der "acousmatique"-Leinwand diese Gärten, durch das Konzert öffentlich gemacht, und das Ohr gibt dieser Leinwand die höhere Form einer Sphäre, es ist das Zentrum davon.