www.aec.at  
Ars Electronica 1984
Festival-Programm 1984
Back to:
Festival 1979-2007
 

 

Stadtwerkstatt / t.p.l.m. Singing Pool
akustisch-elektronischer Festakt mit Musik, Performance(t.p.l.m.= titula poor la media)



FESTAKT:
In Auflockerung verhärteter Strukturen stellt der Festakt ein akustisches und optisches Mobile dar.

Das Mobile erstreckt und bewegt sich in unserem kleinen alten Viertel Alt-Urfahr Ost", das vom Abbruch bedroht ist. Die Baulücke Füreder, der Zocalo (Bühne im Zentrum eines mexikanischen Dorfplatzes) des Festaktes, nennen wir in Gedanken an die Leichtigkeit eines italienischen Festes Piazetta. Am frühen Abend treten an mehreren Örtlichkeiten des Gevierts verschiedene musikalische Gruppierungen auf: das Ambiente wird erfüllt von unterschiedlichen musikalischen Räumen. Vertreter verschiedenster Musikrichtungen, Musikepochen und der Jetztzeit werden an mehreren Orten zugleich musizieren: die Besucher können von einer Darbietung zur anderen lustwandeln.

Im letzten Fünftel dieser zirka zweieinhalbstündigen Frühabendaufführung setzt eine Phase elektronisch verstärkter Kommentare ein: Störungen oder auch weiche Einbettungen von einem erhöhten Punkt aus (Blechdach) werden gezielt in verschiedene Richtungen des Ambientes abgegeben.

Eine elektronische Deformationszentrale wird auf dem Blechdach der Stadtwerkstatt installiert. Personen speichern mittels Diktaphonen Tonfragmente der einzelnen Musikräume und bringen sie zur Zentrale, wo sie abgespielt und verfälscht werden.
FESTIVES ABENDKONZERT
Das Programm ist Colorit aus konzeptionellen und expressiven Darbietungen einerseits junger heimischer Künstler und andererseits exponierten Vertretern aus dem Ausland.

1. Überfuhr
2. Musikalischer Teil und Eröffnung


























ZEITMUSIKRÄUMEORT
18 Uhr ERÖFFNUNGSREDE, GEDICHTEPiazetta
SCHLAGWERKENSEMBLE DER MILITÄRMUSIK LINZ mit ausschwärmenden TrommlernPiazetta
FLORIANER JAGDHORNBLÄSER beschallen von verschiedenen exponierten Punkten aus das FestgeländeVerschiedene Plätze im Geviert Alt-Urfahr Ost
19 UhrMONIKA KOSA-MAYR
Raumübergreifender Tanz
Hof Schachner
Eingang Schulstraße
BARRELHOUSE-JAZZBAND, Wien
Evergreens der zwanziger und dreißiger Jahre
Café Landgraf
WOODY PERFORMANCE TRIO3
Flötisten spielen auf einer Blockflötenfamilie Renaissance- und Barockstücke und Ausflüge in die Jetztzeit.
Kirchengasse 4, Lichtschacht mit Ziehbrunnen
JOHANNES DAXNER
Orgelkonzert-Querschnittprogramm durch die Jahrhunderte bis zur Jetztzeit
Stadtpfarrkirche Urfahr
TOMMY LEHNER
Toninstallation: Verzerrer und Verhaller
Glockenturm
GEORG DECRISTEL
Von der Kassettenquelle weg löst sich eine maultrommelnde Kette, der Maultrommelfeuerwurm, zur Donau hin
Piazetta
HASNAMUSKANDIDATEN
Hexereien, Abenteuer in der Zeitfalte. Die Weit wie sie ist und andere böhmische Maskeraden. Eine elektro-akustische Darbietung
Wäscheterrasse
ADELHARD ROIDINGER + AINA KEMANIS + PETER GRÖNING
Electronic Jazz Folk
Stadtwerkstatt Veranda
10 SAITEN 1 BOGEN
Irische, schottische, amerikanische Folklore, jiddische Musik und klassische österreichische Tänze
Kirchengasse 4, Vereinslokal
20 UhrMUSICA DILETTUOSA
Mittelalterliche Tänze und Gesänge
Wäscheterrasse
URFAHRWÄNDCHORStadtwerkstatt Fensterfront
21 UhrPAAPAE / minus delta t / FRIGO
Europakonzert, Videoinstallation -"philosophikal databank"
Stadtwerkstatt, Gassenhof
ESG-BLASORCHESTERWeinfaßl
EKTRONISCHE TONVERFORMUNGSZENTRALEStadtwerkstatt Flachdach
22 UhrNACHTKONZERT TUXEDO MOONPfarrsaal Alt-Urfahr Ost
24 UhrKARL-HEINZ KLOPF
Klavierperformance
Stadtwerkstatt, Veranstaltungssaal
MONOCHROME BLEU
Konzipierte Soundkollagen enden im Gleichklang – Saxophon begleitet
Stadtwerkstatt, Veranstaltungssaal

3. Installationen
1. ÜBERFUHR

Auszug aus John Prescots Flußmelodie:
Zitat: „Ein Fluß ist eine vergiftete Wassermenge, die sich träge von Stausee zu Stausee durch regulierte Uferlandschaften quängelt. Lastenkähne, Rudervereinler, Stromaufsichtler, Wochenendjachtler und der professionelle Schiffsverkehr tummeln sich in einem freudlosen Reigen auf der stinkenden trüben Wassermasse."

Tummeln Sie sich in eine Zille, vor 30 Jahren war die Katastrophe da:

Auszug aus Peter Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft":
Zitat: "Die Katastrophe macht warm und in ihr kommt das dürre Ich zu seinem letzten Fest, das langvermißte Leidenschaften und Regungen im Verglühen bündelt.
Samstag, 10. Juli 1954
Die Stadt Linz und ihre Umgebung waren über Nacht zum Katastrophengebiet geworden. Während Freitag abend noch ein Pegelstand von 790 cm gemessen worden war, überstieg die Donau mit 890 cm am Samstag früh bereits die Höchstwerte der Überschwemmung von 1920 mit 796 cm, und von 1897 mit 850 cm Pegelstand. Linz glich einem Heerlager von Flüchtlingen, Einsatzkräften und Schaulustigen. Auf der Landstraße, auf dem Hauptplatz und auf der Brücke drängten sich Fahrzeuge und Menschen, und die Polizei hatte Mühe, die Verkehrsordnung aufrechtzuhalten. Als gemeldet wurde, daß sich die Aschacher Fähre losgerissen hatte und stromab trieb, mußte die Nibelungenbrücke Samstag vormittag vorübergehend gesperrt werden, da zu befürchten war, daß die Fähre mit ihr karambolieren würde. Inzwischen hatten die Einsatzleitung des Magistrates und die Einsatzmannschaften neue Aufgaben zu bewältigen.

Überfahrt, während des Festaktes
Zum Festakt werden Besucher auf Wunsch von Motorzillen der Feuerwehr Linz über die Donau getragen. Die Zillen waren während der Hochwasserkatastrophe im Juli 1954 im Einsatz. Die Motorzillen sind geschmückt und mit Scheinwerfern bestückt (Assoziation Fischerboote auf der Donau). Die Boote überqueren die Donau in venezianischen Gondelverbänden (Breitseite an Breitseite). Für die musikalische Untermalung der Überfahrt sorgen Trompeter an Bord. Startpunkt ist der Landesteg vor dem DDSG-Gebäude, der Landesteg in Urfahr befindet sich auf der Höhe des Hauses Kirchengasse 4 (Stadtökologie) – an beiden Punkten sind Landungsstege der Feuerwehr angebracht. Beide Landungsstege sind mit an Holzpflöcken befestigten Glühbirngirlanden gekennzeichnet und mit Informationstafeln zum Festakt bestückt.

Bewilligung der Überfuhr – Unser Wohlerleben bei der obersten Schiffahrtsbehörde
Am Dienstag, den 26. Juli 1984, trafen wir um 12 Uhr in Wien in der Schiffahrtsbehörde ein. Es überraschte uns der angenehm wohnliche und ruhige Charakter. Lola* (Hr. Amtsdirektor Breitschopf) war gerade beim Essen. Es wurde uns gesagt, wir sollten doch später, aber noch vor 15 Uhr wieder uns einfinden und mit Lola direkt sprechen.
(* gilt für weich mit angenehmer Ausstrahlung)

Es ist 13.30 Uhr, der Lift quietscht sich in den 4. Stock. Franz bleibt im Vorzimmer, um unsere Büroarbeit fortzusetzen. Georg und Gotthard gehen von einer Dame geleitet in die Direktion zu Hr. Breitschopf. Hr. Breitschopf bittet uns Platz zu nehmen. Über unseren Köpfen hängt ein Dampferbild – die "Stadt Wien". Am Bug der "Stadt Wien" weht die Fahne in die Fahrtrichtung. Hr. Breitschopf nimmt das handgeschriebene Ansuchen um Bewilligung einer Wassersportveranstaltung (Uberfahrt) zur Überarbeitung entgegen. Er strahlt eine klare, ruhige Weichheit aus. Georg schläft ein.
2. MUSIKALISCHER TEIL
Schlagwerkensemble der OÖ. Militärmusik
Das Schlagwerkensemble der Militärmusik Oberösterreich, bestehend aus sechs Schlagwerkern, entstand aus dem Wunsch unseres Kapellmeisters Hptm. Eduard Stallinger heraus, auch mal eine Schlagwerkgruppe beim Ensemblewettbewerb des Blasmusikverbandes teilnehmen zu lassen. Dies ist gar nicht so gewöhnlich, bedenkt man, daß noch vor einigen Jahren die Schlagwerker die schwarzen Schäflein der Musikkapellen waren. Erst durch den immer größer werdenden Einfluß der amerikanischen Elemente, speziell der Rhythmik, wurde das Instrument des Schlagwerks den anderen gleichwertig. Ich überlegte mir, wie ich für diesen Wettbewerb am interessantesten einen dem Ohr fremden Klangkörper an Frau und Mann bringen könnte. Der Weg führte über ein selbstkomporliertes Werk, das ich sozusagen jedem Instrumentalisten auf den Leib schreiben konnte. Durch das Hinzufügen und die Bevorzugung tongebender Instrumente, wie den E-Baß und das Vibraphon, welches sowieso zur Gruppe der Schlagzeuginstrumente gehört, fand ich eine Möglichkeit, den österreichischen Hörgewohnheiten Genüge zu tun.

Den Klang des Schlagwerkes alleine verwendet, kennt die breite Masse vom Medium Fernsehen. Es wird hier zur Steigerung der Spannung eingesetzt. Das gab mir den Anstoß, ein programmusikartiges Stück zu komponieren. Ich versuche in diesem Werk, Sinneseindrücke eines in unsere Zeit Hineingeborenen lautmalerisch wiederzugeben. Beckenwirbeln erinnern an das Atmen einer Mutter, welche das Embryo vernimmt. Gedämpfte Laute, gespielt vom Vibraphon, kommen durch den Bauch an das Ungeborene. Schräge Akkorde weisen dann auf die unmenschliche Stimmung eines Operationssaales hin, indem heute vorwiegend die Entbindungen stattfinden. Das soeben Geborene empfindet eine unwirkliche, kalte und grelle Welt weit ab von der Mutterliebe. Das vorkommende Schlagwerksolo zeigt die Brutalität gegen den Mitmenschen, aber auch gegen die Natur auf, denken wir an das Waldsterben. In dieser Komposition erkennt der Jetztgeborene dennoch das prachtvolle des neuen Aeons, das Zeitalter des Wassermanns, charakterisiert mit Pauken ohne Trompeten.
Neben diesem Stück schrieb ich einen Samba, einen Spaziergang durch die österreichische Fußmarschtradition und arrangierte die 9. Symphonie von Anton Dvorak für sechs Percussionisten. Als Jazzmusiker flechte ich immer wieder Jazzelemente in meine Kompositionen ein. So haben meine Kollegen stets genügend Freiheit zur Spontanäität.

Dank möchte ich meinen Freunden Michael Burgstaller, Egon Barth, Josef Kramer, Johann Altenstraßer und Otmar Hametner für ihre Mitarbeit und die musikalische Inspiration abstatten. (Gerald Endstraßer)

10 Saiten 1 Bogen
Herwig Strobl (fiddel, voc), / Herbert Wegscheider (git, banjo, voc)

Herwig und Herbert sind seit zwei Jahren als Duo "10 Saiten ein Bogen" beisammen und traten bei Folkfestivals, in Konzerten, bei privaten Tanzfesten, Vernissagen, Hörerziehungen in Schulen und Lehrlingskonzerten und ebenso als Straßenmusikanten auf. Der schottischen, irischen und amerikanischen Folklore galt bisher ihre größte Zuwendung. Die beiden lieben auch österreichische Tänze der Klassik. Der Weg zur österreichischen Folklore ist aber durch Schnulze und Kitsch großteils verschüttet, und es bedarf der Sucharbeit, da es ihnen ein Anliegen ist, die Nahtstelle zwischen klassischer und volkstümlicher Musik aufzuspüren. Ab Herbst '84 treten Herwig und Herbert mit einem gänzlich neuen Programm, mit jiddischen Tänzen und Liedern, vor die Öffentlichkeit.

Herwig, der Fidler, Jahrgang 1940, war früher Geiger im Linzer Kammerorchester, brach dann mit der Versteinerung der klassischen Musiktradition und trat als Straßenmusiker auf. Straßenmusik bedeutet: neue Menschen, neue Ideen, neue Musikrichtungen.

Frisch bleiben, sich anpassen, geben und nehmen.

Im Jahre, als in Wels um Millionen Schilling die Landesausstellung aufgebaut wurde, untersagte die Welser Polizei, in der Fußgängerzone Musik zu machen und verwies auf den Amtsweg, welcher langwierig, kostspielig und ohne Erfolg blieb.

Herbert, Jahrgang 1946, spielt Gitarre und Banjo und war in der Stunde Null der Folkmusik in Österreich als Gitarrist und Sänger der Gruppe "Jacks Angels" dabei. Auch er ist von der Spontaneität und lebendigen Form der Straßenmusik begeistert. Eine umfassende Untersuchung über die rechtliche Grundlagen der Straßenmusik in Österreich gibt Einblick in die offizielle Kulturpolitik unseres Musiklandes.

Florianer Jagdhornbläser
Leitung: Georg Viehböck

Aus Freude am Brauchtum und am romantischen Klang des Jagdhorns, gründete eine Gruppe ambitionierter Musiker und Jäger aus St. Florian im Jahre 1978 eine Jagdhornbläsergruppe, die "Florianer Jagdhornbläser". Die "Florianer Jagdhornbläser" spielen auf großen mehrwindigen Naturhörnern in Es, den sogenannten Parforcehörnern. Mit diesen Jagdhörnern wurden die Parforcejagden, Jagden zu Pferd mit Hundemeute auf Rotwild, Damwild und Sauen, mittels vieler verschiedener Signale gelenkt und geleitet. Diese Parforcejagden hatten ihre höchste Entwicklungsstufe und Glanzzeit um 1700 in Frankreich, an den Höfen Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. Aber auch in unserer Zeit finden Jagdhornbläser dankbare Aufgaben bei der Umrahmung und Gestaltung verschiedenster Veranstaltungen.

Musica Dilettuosa
Musica Dilettuosa ist ein Freizeitensemble gleichgesinnter Musikfreunde. Wir musizieren aus Freude an einer heute noch im Dornröschenschlaf schlummernden Musik, um längst vergessene Klänge wieder erlebbar zu machen. Dabei wandern wir vom Spätmittelalter durch die Renaissance bis in die Zeit des Frühbarock und durchstreifen die musikalische Welt des 15., 16. und 17. Jahrhunderts.

Musica Dilettuosa ist eine virtuose Gemeinschaft musikalischer Dilettanten. Allerdings des Wortes ursprünglichster Sinnbedeutung. "dilettare" bedeutet "sich erfreuen" und nicht etwas nur mangelhaft können. Denn "virtuos" finden wir im italienischen "virtuosamente" und das bedeutet "tugendhaft, tüchtig", keinesfalls Leistungsdenken und Streben nach Perfektion.

Ein "Dilettuose" kann demnach jeder sein, der das was er macht gerne tut, aus Freude sein Bestes gibt. So fügt er sich harmonisch in die Gemeinschaft der Unvollkommenen ein, zur "gegenseitigen Erbauung". Das wäre auch der Sinn der Musik nach Josepho Zarlino (1552), wenn er sagt: "… passare il tempo e trattenersi virtuosamente". Also: … die Zeit auf tugendhafte Weise miteinander zu verbringen.

Raumübergreifende Tanzperformance mit Mona Kosa
Instrumentarium: Tanz, Geige, Videokamera mit zwei Monitoren, zwei Lichtschranken kombiniert mit je einer Tonanlage mit Kassettenabspielung.

Räume: Balkonbühne mit Wendeltreppe hinter Glas – Innenhof des Hauses Schulstraße 9, Flachdach des Gebäudes, Seilrutsche auf Piazetta (Baulücke Fa. Füreder).

Balkonbühne: Tanz zu akustischer Geige – vom Innenhof voll einsichtig. Über die Wendeltreppe entschwinden aus dem Sichtkontaktbereich mit dem Publikum und eintauchen in den Aufnahmebereich der Videokamera auf dem FLACHDACH – Kamera wird angetanzt. An die Kamera sind zwei Monitore angeschlossen: Übertragung in Innenhof und auf der PIAZETTA. Oftmaliges Wechseln zwischen Sichtkontaktraum und Videokontaktraum.

In weiterer Folge als Überleitung zum Beginn des elektronischen Programmteiles auf der Piazetta Geigensausen über eine Seilgabelrutsche zwischen die elektronischen Tonräume,auf die Piazetta. Stiller Tanz auf der Piazetta beginnt. Im sich steigernden Fluß des stillen Tanzes plötzliches Auslösen einer Lichtschranke und damit verbunden abruptes Einsetzen. des lauten Kassettentons. Reagieren des Körpers auf den Tonschlag und Rürkkehr in die Stille. Wiederholte Versuche des Einsprungs in die Tonräume. Sich steigernde tänzerische Intensität bis zum Durchtanzen einer längeren Musikpassage und fliegenden Wechsel von einer Klangwelt in die andere.

MONA KOSA: "Was ist Tanz?" – "Für mich ein schöpfendes Tätigsein – Bewegung ist so elementar, daß die freiwedende Energie gelockert die Seele explodieren läßt...« . Körperfeindlichkeit in unserer Kultur weiß dies geschickt zu verhindern. Körper ist das, was Individuum durch und ganz ist.

Hexereien
Wolfgang Musil

Hauptprinzip meiner Arbeit ist Resonanz (Interaktion zwischen verschiedenwertigen Energieformen); als Rückkoppelung zwischen technischem Experiment und Hörvorgang formt sie das Material. Zufall und Intuition haben damit einen wesentlichen Anteil an der musikalischen Erfindung. Hinzu kommen abstrakt-konstruktive Verfahren, die das fruchtbare Chaos ordnen. Nur wenn diese beiden Pole Zufall und Ordnung – im Einklang sind, kann es zu befriedigenden Resonanzen zwischen Darstellung und Publikum kommen.

Abenteuer in der Zeitfalte
Peter Christian Loidl

Wenn Wolfgang in Puchenau seine Komposition abspielt, so weiß ich manchmal nicht, ob die Vögel und Grillen jetzt auf dem Tonband mitmusizieren oder draußen, auf dem grünen Hügel. Für mich als einen, dem die Technik nie sehr vertraut vorgekommen ist, ein Schlüsselerlebnis, ein sanfter Exorzismus für das Gespenst in der Maschine. Analog den erstaunlich natürlichen, menschlichen, aber auch utopisch-befremdlichen Möglichkeiten der Technik, die Wolfgang zu Gehör bringt, suche ich neue Bereiche des Bewußtseins und der Sprache aufzuschließen. "Neu" heißt nicht unbedingt fremd – es ist nur das Gegenteil des bewußtlosen Automaten in Sprache und "Geist". Die Richtung aufs Offene ist wahrscheinlich das zentrale Resonanzmoment zwischen Wolfgang und mir. In der konkreten Arbeit werden Sprache, Musik, Theater, das Leben überhaupt, zur wechselseitigen Inspiration, zum Teil voneinander, zum Kontrast, zur Überraschung.
P. C. Loidl 1957–W. Musil 1958

Hasnamusikandidaten
Eine elektr.-akustische Darbietung von Georg Wolfgang Musil (Tonbandkompositionen) & Peter Christian Loidl (verbale Bewußtseinsprozesse)

und andere böhmische Maskeraden

Daxner Hannes: Orgelkonzert, Stadtpfarrkirche Urfahr:
PROGRAMM:
Liebster Jesu' wir sind hier – Max Reger
Prelude op. 28 No. 4 – Chopin-Liszt
Ave verum – Mozart-Liszt
Zweites Praeludium und Kadenz in Es – Anton Bruckner
4'33" – John Cage
Gnossienne No. 1 – Erik Satie
Pendulum for accordion – Howard Skempton
Gymnopédie No. 3 – Erik Satie
composition 1960 3* – La Monte Young
Drittes Praeludium in Es – Anton Bruckner
composition 1960 10** – La Monte Young
Trio aus dem Trauermarsch "Im Grabe ist Ruh" – für Orgel transkribiert von Hannes Daxner
Errare musical – Daxner-Duchamp Marcel

*In diesem Stück kann das Publikum tun, was immer es will. Die gegebene Zeit ist 16 min/52 sec.
**In diesem Stück soll der Ausführende irgendein Stück vorbereiten so gut er kann.

Vita Hannes Daxner:
Lieblingsorte in Osterreich: Altaussee und Gössl/Stmk.; Bad Ischl/OÖ.
Geplant ist schon seit längerem ein mehrtägiger Aufenthalt im Fürstentum Liechtenstein (letzte Monarchie deutschsprachiger Zunge).

Woody Performance Trio
Wir, das sind Michael Oman, Georg Nußbaumer und Thomas Scheidemandl, schlossen uns im Oktober 1982 zu einem Trio zusammen, getragen von dem Gedanken, Musik aus den verschiedenen Epochen dem gegenwärtigen Publikum in adäquater Weise darzustellen. Wir sind keine NUR-Spezialisten für die sogenannte "alte Musik", sondern beschäftigen uns auch sehr intensiv mit der modernen. Eine wesentliche Aufgabe sehen wir darin, uns selbst Arrangements zu schreiben. Einerseits sind dies Avantgardestücke und Improvisationen, andererseits Umarbeitungen bekannter und gut gearbeiteter Kompositionen aus der Pop-Szene (z.B. von den Beatles oder Steve Wonder). Damit versuchen wir, uns nicht in den traditionellen Konzertbetrieb einzugliedern, sondern die gewohnte Atmosphäre aufzulockern.
RICHTIGE DAUERN (K.-H. Stockhausen)

spiele einen ton
spiele ihn solange
bis du spürst
daß du aufhören sollst
spiele wieder einen ton
spiele ihn solange
bis du spürst
daß du aufhören sollst
und so weiter
wenn du spürst
daß du aufhören sollst
ob du aber spielst oder aufhörst:
höre immer den anderen zu
spiele am besten
wenn menschen zuhören
probe nicht!


7. Mai 1968
De Christel – Maultrommelfeuerwurm
Sonogramme – 2 Sekundengedichte einer Maultrommel

Vom Sonogramm zum Maultrommelklangbildgedicht
Im Sonogramm werden akustische Klänge visualisiert. Hier werden Musik und Literatur zu Gegenständen der schönen Künste. Um ein Sonogramm herzustellen, spiele ich zuerst einen Text auf einer Maultrommel und nehme ihn auf einem Taperecorder auf. Der Text enthält kurze poetische Meditationsmuster -..-..-....-......-....-..- etc., wobei Vokale und Konsonanten regelmäßig wechseln. Der Klang auf dem Tonband kann durch einen Sonographen visualisiert werden. Ein Sonograph ist ein Gerät der elektronischen Stimmanalyse. Es wird in der Diagnostik verwendet und auch bei telefonischen Erpressungsversuchen (als "Stimmabdruck", analog dem Fingerabdruck). Die Stimmanalyse vermittelt im Bereich von 80-8000 Hz nicht nur die Schwingungsbilder gesprochener Worte (Klänge), sondern auch die unveränderbaren charakteristischen Strukturen, die durch den individuellen Bau der Sprechorgane (Kehlkopf, Rachen- und Mundhöhle, Gaumen, Lippen, in unserem Fall auch durch die Maultrommel) bedingt sind. Ähnlich wie beim Vocoder wird beim Sonographen das gesprochene Wort nach Frequenz und Amplitude zerlegt und in Form von Informationsbits in den Speicher gegeben. Die Visualisierung durch den Sonographen wird Sonogramm genannt. Sonogramme sind optische Interpretationen innerhalb der Koordinaten, d.h. sie gehen über die zweidimensionale Symbolik der harmonischen Darstellung des Klangspektrums hinaus. Diese Interpretationen beziehen die Schwärzungsabstufungen ein. Sonogramme sind Zeitbilder fotografierter Musik nach den Diagrammen des Visible-Speech-Verfahrens.

Die analytische Zerlegung der Schallvorgänge erfolgt durch eine Anzahl von parallel geschalteten Filtern, deren jedes etwa 300 Hz durchläßt, so daß bei 12 Filtern ein Gesamtbereich von 3600 Hz erfaßt wird. Die Aufzeichnung wird auf einer sich senkrecht drehenden Walze mit elektrochemisch empfindlichem Papier festgehalten. Der Schallintensität entspricht der Schwärzungsgrad auf dem Papier. Das aufgezeichnete Spektogramm, dessen allmähliche Entstehung man während der Walzendrehung verfolgen kann, wird gespeist von einer sich ständig wiederholenden Tonbandschleife mit Klangoder Sprachausschnitten von höchstens zweieinhalb Sekunden Dauer. Diese Spektogramme bieten eine reale Klangschrift. Sie erlauben dem Komponisten eine Kontrolle der fertigen Ergebnisse. Für die Phonetik ist das Verfahren unentbehrlich.

Bei mir findet dies alles eine ästhetische Anwendung. Wie schon oben erwähnt, spreche ich kurze poetische Meditationsmuster auf Band und diese können durch den Sonographen dargestellt werden. Bei meinen Auftritten erhalten sie eine ästhetische Wirkung als Teil meines Maultrommelspiels mit blitzenden Zähnen. Ich nenne sie Maultrommelklangbildgedichte. Vom Sonogramm mache ich Fotokopien, die ich wiederum kopiere, bis schließlich die ursprüngliche ästhetische Information verschwunden ist. Dabei kann ich eine Abschwächung der ursprünglichen Schwärzung feststellen.
(Georg de Christel)

ESG-Musik
Die Freude am gemeinsamen Musizieren mit Freunden und Kollegen führte vor 62 Jahren durch die Initiative von Hans Weinzinger zur Bildung der ersten Spielgruppe bei der TEG (Tramway- und Elektricitäts-Gesellschaft). In der Folge entwickelte sich die Bläsergruppe immer mehr, wohl auch deshalb, weil sich die damals schon bestehenden Blasmusikkapellen, vor allem aber die Regimentskapelle unter der Leitung des bekannten Kapellmeisters Damberger, bei der Bevölkerung durch ihre allwöchentlichen Sommerkonzerte im Volksgarten großer Beliebtheit erfreuten.

Hausik hat also in der Mitte der zwanziger Jahre die Kapelle übernommen und beteiligte sich rege am Linzer Blasmusikleben.

So wirkte die Kapelle bei den 1.-Mai-Feiern, den Fronleichnamsprozessionen der Stadtpfarrkirche Urfahr, dem Urfahrer Feuerwehrfest und an den Tuberkulosen-Sammeltagen durch Platzkonzerte mit. Außerdem wurde in Sommermonaten in den damals sehr beliebten Gartenfesten in den verschiedensten und heute zum Teil nicht mehr existierenden Gaststätten, wie "Elisabethbad", "Englischer Garten-Hönes", "Lehrerhaus", "Seilergütl", Gasthaus "Passion" in Ebelsberg und Pöstlingberghotel, aufgespielt.

Die Proben wurden im Laufe des Jahres in den verschiedensten Gaststätten abgehalten. Im Frühling des Jahres 1938 übernahm Hans Duchatschek die Leitung des Orchesters. Der zu dieser Zeit vollzogene Regimewechsel hatte zur Folge, daß unter den in Linz bestehenden Blasmusikkapeilen die Straßenbahnerkapelle als Kreismusikzug ausgewählt wurde.

Als im Jahre 1942 vom Hitler-Regime die "Totalmobilisierung" ausgerufen wurde, löste sich die Kapelle auf. Erst nach dem Krieg 1946 begann Hans Duchatschek, mit den aus dem Krieg heimkehrenden Musikern die Kapelle abermals unter äußerst schwierigen Umständen aufzubauen. Die Instrumente waren beschlagnahmt, und Bomben hatten das in der Remise Urfahr gelager% Notenmaterial teilweise zerstört.

Die Periode des Wiederaufbaues sowohl in der Wirtschaft als auch beidiesem Klangkörper setzte voll ein. So hatte das Orchester bis zum 21. Dezember 1947 wiederum ein so hohes musikalisches Niveau erreicht, daß die Rundfunkaufnahme in der Dauer von 51 Minuten aus dem Sitzungssaal des Rathauses über den Sender Rot-Weiß-Rot ausgestrahlt werden konnte.

Seit Bestehen der ESG-Musik wurde ihre Bedeutung auch dadurch unterstrichen, daß jeweils die Vorstandsmitglieder des Unternehmens als Schirmherren fungierten und sich für das Gedeihen dieser Einrichtung einsetzten. Das Können des nun in sehr großer Besetzung wirkenden Klangkörpers wurde bei den nationalen und internationalen Blasmusik-Wertungsspielen durch die guten Plazierungen bestätigt.

Obwohl nach dem Wiederaufbau der ESG-Musik das Blasorchester die dominierende Rolle spielte, wurde weiterhin auch mit einem Streichorchester musiziert. Hans Duchatschek mit seinem weißen Haarschopf als Dirigent und Stehgeiger war ein Begriff in ganz Linz. Abendfüllende Operettenkonzerte mit Gesangssolisten des Linzer Landestheaters und andere wurden gestaltet. In diesem Zusammenhang sprach man auch oft schon von den "Duchatschek-Singers" bei den verschiedensten Veranstaltungen.

Diese Blüte des Salonstreichorchesters war dadurch möglich, daß die alten Militärmusiker fast alle auch ein Streichinstrument beherrschten, so daß fast selbstverständlich aus den Reihen des Blasorchesters auch eine komplette Streicherbesetzung gestellt werden konnte. Ein Wunschtraum, der heute nicht mehr realisierbar ist.

Der bis zuletzt agile Hans Duchatschek, der bereits 1974 offiziell in Pension ging, leitete das Orchester weiter und legte erst 1977 aus gesundheitlichen Gründen die Kapellmeisterstelle nieder. Er hinterließ der ESG-Musik ein ruhmvolles Erbe, welches es zu erhalten galt.

Ing. Wilhelm Gringinger, der bereits erfolgreich die Kapellmeisterprüfung abgelegt hatte, übernahm vorerst einmal die provisorische Leitung, bis es gelang, den von der Polizei- und Gendarmeriemusik bekannten Kapellmeister und Blasmusikfachmann Otto Wimmer ab August 1977 als Dirigenten der ESG-Musik zu gewinnen.

Mit viel Schwung und Elan ging man nun daran, das angetretene Erbe in eine neue Zukunft zu führen.

Die Förderung der Kameradschaft und des Zusammengehörigkeitsgefühls ist ein großes Anliegen des Vereins, das durch möglichst viele Ausrückungen, vor allem aber durch gemeinsame Ausflüge und Konzertreisen im In- und Ausland realisiert werden soll.

Barrelhouse Jazzband
Die Wiener Barrelhouse Jazzband – the "hottest band in town" – besteht seit Anfang 1960. In den vergangenen Jahren haben die Musiker der Barrelhouse Jazzband für Österreichs traditionellen Jazz sehr viel Produktives geleistet und können auf eine ansehnliche Zahl zurückblicken. 1964, 1965 und 1967 gewann die Band jeweils beim österreichischen Jazzfestival wie auch Solistenpreise für Alfons Würzl und den Schlagzeuger. Tourneen führten die Barrelhouse durch Polen, CSSR, Ungarn, DDR, Dänemark, BRD, Spanien, Schweiz und Österreich. Die Barrelhouse Jazzband hat seit ihrem Bestehen fast allen Oldtimer-Stilrichtungen, gehuldigt und jetzt seinen Stil gefunden, der eine Synthese aus allen diesen Einflüssen, modifiziert durch Wiener Musikantentum, darstellt. Natürlich bedingt diese Entwicklung gewisse personelle Änderungen Doch da es sich bei dieser Band um eine musische Gemeinschaft handelt, ein Symbol einer Lebensart, sind alle Exkollegen gerngesehene "Einsteiger" bei heißen Jam-Sessions und außerdem die bekannte Barrelhouse-Brass-Band. Zur Zeit setzt sich die Barrelhouse-Jazzband aus folgenden Mitgliedern zusammen: Helmut Plattner (tr) * Alfons Würzl (kl, ss, voc, Psychologe – musikalischer Leiter der Band, betätigt sich auch als Komponist und Arrangeur in der österreichischen Jazzszene. Willi Meerwald (tr), ORF-Bigband * Humbert Augustyovicz (pi) * Bermie Gottlieb (b, tu), Fliesenlegermeister * Horst Pichler (dr), product manager

Ührfährwändchöre
13 international unbekannte Sängerinnen und Sänger erklingen aus den Fenstern der Stadtwerkstatt.
Treize chanteuses et chanteurs international inconnue sonnent par le fenêtres de la stadtwerkstatt.
Thirteen international unknown singers sound out of the windows of the stadtwerkstatt.
Treze cantores internacional desconhecides soarent por que janelas a stadtwerkstatt.

a) Personensilhouetten bewegen sich im ersten Stock an den Fenstern. Beleuchtung durch am Boden stehende, stark flackernde Grabfackeln. Sänger im Erdgeschoß sind nicht beleuchtet.

b) Das Publikum in der Baulücke (Piazetta).

Generalprobe für die Uraufführung gesungen beim Anrücken der für den Abbruch des Hauses Friedhofstraße 6 bestimmten Bagger und Raupen.

Adelhard Roidinger (A), Aina Keanis (USA), Peter Groening (D): Jazz Folk

Paapae Europakonzert
PAAPAE (Projektgruppe Archiv Asien/Projektgruppe Archiv Europa)
wobei Projektgruppe Archiv Asien genauso heißen könnte:
Projektgruppe Archiv Afrika
Projektgruppe Archiv Amerika
Projektgruppe Archiv Australien

PAAPAE ist keine Gruppe, sondern ist ein Vorwand. – Ist ein Vorwand, um… schwer zu erklären.

PAAPAE ist ein Gruppenname, der gesellschaftlich einen gewissen Anlaß hat, Leute zu versammeln oder zu kontaktieren. PAAPAE besteht zwischen 50 und 100 Leuten, welche Individuen sind, Künstler, Musiker, Wissenschaftler – Leute mit noch nicht definierten Berufen, aber allgemein Leute, die sich Gedanken machen über die Form der heutigen Kultur, der heutigen Gesellschaft.

Archiv Europa als eine Feststellung, nicht eine Archivierung, eine Feststellung, ein Bewußtmachen europäischer oder westlicher heutiger Formen und Werte – wertfrei natürlich. Archiv Europa ist in dem Sinn wertfrei, nicht links nicht rechts, nicht radikal, nicht religiös, sondern offen für eine Definition, ein Resümee unserer heutigen Situation, unserer heutigen europäischen Avantgardesituation. Wir haben den Luxus seit gut 30 bis 40 Jahren, sagen zu können/machen zu können, was wir nicht wollen. Wir negieren alle Formen und Traditionen, benutzen sie zwar, sind durch den Individualismus auf der Suche nach einer neuen Gesellschaftsform.

PAAPAE wurde gegründet von der Gruppe "– delta t" und anderen in Bangkok im Frühling 1983. PAAPAE als Ausweitung des Projekts, als Ausweitung auch für Leute, die die Form des Bangkokprojekts oder des Projekts nicht für sich sehen, aber inhaltlich an der gleichen Sache arbeiten, Forschung betreiben, experimentieren und eine neue Öffentlichkeit suchen. Dieses Europakonzert ist als reine Medien-Werbung-Ansage zu sehen, nicht als erfolgreiche versprechende Arbeit an der Basis von PAAPAE, da eine neue Öffentlichkeit im Rahmen dieser oder ähnlicher Veranstaltungen nicht garantiert ist und in der heutigen Zeit eher zu schweren Konfrontationen führt. Über Sinnformen, wie was zu machen ist.

Vor lauter Form- und Informationsüberfluß werden wir immer pedantischer mit der Form und sind nicht bereit, Risiken einzugehen auf Kosten unseres persönlichen Entertainments. Die Kultur ist eine Hure, die Kunst ist eine Hure – die gefälligst gut zu wichsen hat –, gut Service machen soll. Wir sind am Service nicht interessiert und werden das Europakonzert für unsere persönliche Lebensqualität realisieren, mit Leuten von ?????/Frankreich, Leuten aus Deutschland und sicher einer Menge eingeladener Leute. Mit vorgefaßtem Konzept und mit improvisierten Sachen.

Was wir in der Ars Electronica suchen, ist uns auch nicht klar, was wir in Österreich suchen, ist auch nicht klar. – Wir werden das schon noch finden.

PAAPAE versucht Mittel, Freiräume aufzustellen, die die Möglichkeit geben zwischen aktiven Leuten auszutauschen, kreativ auszutauschen, ohne einem Produktedruck zu unterliegen. Das heißt, Mittel und Freiräume aufstellen, wo im Sinne eines Symposiums, einer Klausur, die Möglichkeit besteht, für mehrere Leute, über einen längeren Zeitraum frei, unfunktionell zu forschen. Wir sind noch nicht weit, wie weit wir kommen werden, wie lang wir brauchen werden, das ist uns alles unklar und im Grunde genommen egal, so lange wir wissen, daß Leute daran arbeiten. Daß die Situation in der Musik oder Kunst beschissen ist für derartige Projekte, Kunstszene ausgeblutet mit ihrem Pseudoavantgardismus, mit ihren punktuellen Tätigkeiten, nie ausgearbeitete Sachen, nie funktionelle Sachen, hat dazu geführt, daß wir eigentlich eher störend sind und vor allem nichts bieten, was dem Publikum …

Das Chaos ist so komplett,
das Chaos ist so komplett, daß es global ist, wenn man als Chaot verschrien wird. Reduktion ist Ordnung für das kleine Hirn der Unverantwortlichen. Wir wollen Verantwortung. In der Dekadenz des zwanzigsten Jahrhunderts muß der Stolz wieder kommen. Der Stolz unserer Arbeit, der Stolz unseres Lebens. Wir brauchen neue Ziele. Bald gibt es keine Arbeit mehr. Bitt' schön, der Herr, könnten's ma an Kaiserschmarrn, an Kaiserschmarrn, an Kaiserschmarrn b'stellen. Bitt' schön bisserl Powidltaschgerl, bitt' schön. Bitt' schön a Portion Mohnnudeln. Bitt' schön a Szegedinergulasch. Bitt' schön a Verlängerter. We'll be soon in Austria.
(Mike Hentz)

HTE: Tuxedomoon
H.T.E. (around the whirl)
hugging the earth
hold on tight
its all we got
to last this night

repeat
around the whirl
around the whirl
around the whirl
around the whirl
around the whirl
around the whirl
around the whirly whirly whirly
hugging it…
… tight…
its all we…
… night
which will last
honor or love
which will last
around the whirl
around the whirl
around the whirl
around the whirl
around the whirly whirly whirly

(unterstützt von ÖBB, DB)
Musica (e cinema) d´Europa

Karl Heinz Klopf: Klavierperformance
Verschiedene Klaviere:
Mit jedem Klavier ein anderes Spiel,
mit jedem Spiel eine andere Erfahrung,
mit jeder Erfahrung ein anderes Ergebnis,
mit jedem Ergebnis ein Stück Zucker.
Spiele ich mit Klavieren, dann will ich tradierte Formen verlassen, durch elementaren Zugang zu neuen Ergebnissen finden. Eine "verspielte" Auseinandersetzung mit dem Musikinstrument, bewirkt eine Emanzipation des Materials, Form und dessen Möglichkeiten, mit der traditionellen Klangerzeugung.

Keine Aufführung wiederholt sich.
Jede Performance ist ein Spiel mit neuen Erfahrungen, neuen Ergebnissen und neuen Erlebnissen.
Mich interessiert an den Instrumenten auch die visuelle Sprache – ich sehe sie als Skulptur und benütze sie auch so. Die Klaviere sind Ausgangspunkt für räumliche Installationen.

INSTRUMENTARIUM
WASSERKLAVIER
Ein kleiner Wasserfall mündet in das Wasserklavier und bringt Schwimmer in Bewegung, die Kontakte auslösen. An den Kontakten sind Kassettenrekorder angeschlossen, die die auf den Kassetten konservierten Klänge, Geräusche und Sprache kurz hörbar machen.

ALTER FLÜGEL
in vertikaler Position: Klänge, Geräusche werden überall durch verschiedene Materialien erzeugt.

PIANO
auf diesem Klavier spiele ich auf den Tasten.

Monochrome Bleu
… und als ich winzige Tonpünktchen … sich im Raum bewegten und sich immer enger und dann sich immer schneller und dann sich aneinanderdrückten, um zu Tonbällen geformt sich wieder aufzulösen und sich linear gestaltet und sich weit und frei und dann sich aneinander reihten und sich trommeln und sich Stimmen einfügten und von überall und hin zum Klang zum Bild und wieder weg von allem wieder hin zum Gleichklang und wieder …

Duo: Thomas Resch: Alt- u. Tenorsaxophon, Stimme, Saxofonloops, tapes
Wolfgang Dorninger: Synthesizer, Stimme, tapes, electr. Effekte (Leo Schatzl: Video)

1. Abschnitt: 1982, Winter – erste Experimente im Wohnzimmer …
Konzerte: Stadtwerkstatt Linz, Szene Wien …
Tapeproduktionen mit TI Ind "leider nur im Wohnzimmer" (die Ind 001) & "dunkle schwingungen" (die Ind 003)

2. Abschnitt: 1983, Sommer – ein Versuch, das Duo um eine Rhythmussektion zu erweitern
Stadtwerkstatt Linz – Monochrome Bleu als Trio – Industriemusik
Die Mitglieder sammeln Erfahrungen in verschiedenen Performanceaktivitäten in Linz und sonstwo!

3. Abschnitt: 1984, Winter – Duo – "la traviata" im Abbruchshaus.
Dann – Klausur, um neues Programm zu sammeln –
Konzerte in Planung (Wien, Innsbruck, Berlin … )
3. INSTALLATIONEN
Festausstattung – Gestaltung des Ambiente Alt-Urfahr Ost
Während der Zeitdauer der Ars Electronica werden im Bereich der Stadtwerkstatt und Umgebung Installationen getätigt. Das Gebiet erhält eine vielschichtige und festliche Ausstattung mit Licht, Objekten und Bühnenmalerei.
Die nun folgenden Konzepte und Vorstellungen können durch den gegebenen finanziellen und zeitlichen Rahmen nur teilweise verwirklicht werden.

Leo Schatzl: großräumige Leuchtinstallation gekoppelt mit Tonquellen
Vorläufiger Titel (oder vorgelaufener): "schneckenreich"

Hauptelemente:
  • Königin

  • Träger (Vehikel, Millionen Farbspritzer)

  • Schleimspuren

  • Schleimtiere

  • und Häuser
Impulse sind wie Sterne nur sehn wir sie nicht.

Wolfgang Hanghofer
Entlang des Donauufers befindet sich ein unverdrahteter Masten. An diesem wird ein Stahldrahtdreieck angelegt. Ober dieses Stahldrahtdreieck ist auf Folie ein Bild gemalt (die Folie ist auf dieses Dreieck gespannt). Das Bild ist ein aktueller Kommentar zum Muskelgeschehen bei symphonischen Orchestern bezüglich deren Dirigenten – z.B. ein Berliner Fenstersturz.

Christian Sery und Anatole Ak
Im Schutze des Brückenpfeilers der Nibelungenbrücke wird eine mit Leuchtfarben bemalte Plastikbahn flußabwärts gelegt. An. deren Ende befindet sich eine Plattform, worauf ein überdimensionales Styroporklavier tänzelt im Spiel der Wellen.

In beiden Projekten hat das stumme bzw. mit einem Endlosband versehene Klavier die Bedeutung, Musik zu visualisieren, sowohl tagsüber wie auch in der Nacht. Die Position am Strom hat den Sinn, das Objekt durch seine Freistellung in seiner Deutlichkeit zu unterstreichen. Der Fluß spiegelt durch seine monotone Bewegung Zeit wider. Er verbindet auch verschiedene geistige und kulturelle Ansätze.

Sabine Zimmermann: Lichtinstallationen
Lichtinstallation gedacht als 4´6 m großes Pendant zur Theatermalerei von Hanni Wengler, entworfen als eigenständiges Projekt. In einem 4´6 m großen Eisenrahmen werden feine Drähte gespannt die durch zehn Schweißtrafos zum Leuchten gebracht werden. Sie glühen rot bis gelb. Die Drähte sind so gespannt, daß eine Figur – ein Luftloch – durch Aussparung entsteht. Wind verändert je nach Stärke die Leuchtkraft der Drähte – die Helligkeit der Flächenabschnitte variiert. Im Regen glühen die Drähte mäßig, auftreffende Regentropfen verdampfen – ständig wechselnde Lichtwerte bewirken Dynamik des optischen Eindrucks.

Theatermalerei – Prospekt Hanni Wengler
HANNI WENGLER, THEATERMALEREI: Ein bemalter Hänger 6´4 m, als Anregung diente eine Barockmalerei der Galli da Bibbiena. Hanni Wengler konstruierte und fluchtete die Perspektive selbst. Diese Studie ist ein vermehrtes Stück aus der Sammlung Hanni Wenglers.

GALLI DA BIBBIENA: Bedeutende Theatermal- und -dekorationsfamilie aus Bergamo. Im Hoch- und Spätbarock belieferten sie verschiedene europäische Höfe. Galli da Bibbiena reckten das Pippi aus dem Kutschenspalt hervor. Auf der Bühne tändelten, bliesen und griffen die Schauspieler mit schwitzenden Futten zum Angreifen. Die Dekoration wölbte sich im Fusellicht. Der Fürst rülpste bescheiden ein Ende. Die Galli da Bibbiena versahen sich excellent in die Perspektive. Verkappte Geilheit aus der Düse ergibt eine Tortenverzierung.

STADTWERKSTATT:
Projekte von
  1. Leuchtenmann – Dr. Hämmerle

  2. Bildtafel A – Frau Ritter Flaschengurgelorgel – F. B. Hämmerle

  3. Lichtpendel – Fr. Ritter

  4. Windheulendes Karussel – Tommy Lehner, Hämmerle

  5. Sanduhrschatten – Hämmerle

  6. Italienisches Seil – Fr. Ritter
Leuchtenmann
Der Leuchtenmann ist eine Objektinstallation auf den südseitigen Giebelzimmern des Café Landgraf. Er ist gefertigt aus Holz, Stoff und einem Stahlgestänge, das am Dachstuhl und der Fassade des Gebäudes fixiert ist.
Es bietet sich folgendes Bild:
Der Leuchtenmann steigt die Zinnen des Landgrafs wie auf Stufen empor. In der rechten Hand hält er einen starken Scheinwerfer, mit dem er in das Herz des Ambiente – Piazetta – strahlt. An seiner Stirn ist eine Expeditionslampe (auch mit einer Arztlampe vergleichbar) befestigt. Ihr Lichtstrahl erhellt die Bildtafel A. Der Leuchtenmann ist ca. 6 m groß.
Nach dem Bau der eisernen Donaubrücke entwickelte sich die Hauptstraße immer mehr zur Geschäftsstraße Urfahrs. Die rechte Häuserzeile bis zur Rudolfstraße fiel der Straßenverbreiterung beim Bau der Nibelungenbrücke zu Opfer.

Bildtafel A
Eine historische Aufnahme um die Jahrhundertwende – das Foto ist eine Momentaufnahme des alltäglichen Lebens der Urfahrer Hauptstraße zur Brücke hin. Dieses Foto wird auf 1,80´2,50 m vergrößert und auf eine Bildtafel geklebt. Die Bildtafel wird in Augenhöhe an der Fassade des Hauses Urfahrer Hauptstraße 9 angebracht. Die Ausleuchtung des Bildes erfolgt durch die Expeditionslampe des LEUCHTENMANNES – Expedition in die Vergangenheit.

Lichtpendel
Einzelstehendes Objekt vor dem Haus Kirchengasse 4 (Stadtökologie).
ZEICHEN der Unruhe durch den Verfall gekennzeichneter Häuser, an welchen die Fassaden und Gesimse rieseln und abbröckeln – Pochen des Stadtviertels.
Die untere Schwungscheibe des Pendels ist ein Leuchtkörper. Mittels elektromagnetischer Impulse wird das Pendel in Bewegung gehalten (Pendelprinzip von Hipp). Das Gegengewicht oberhalb des Drehpunktes ist in seinem Abstand zum Drehpunkt verstellbar – die Zeitdauer einer Schwingung kann beeinflußt werden. Das Pendel ist genau auf die O-W-Achse eingerichtet.

Flaschenurgelorgel

Windheulendes Karussell
Ein fix installiertes, durch eine Handkurbel betriebenes Kreiselgebilde, an dessen äußerstem Rand in gleichen Abständen Windheuler angebracht sind (wie die freischwebenden Sitze des Karussells). Die Windheuler heulen durch den Fahrtwind und geben verschiedene Töne ab:
a) durch verschiedenartige Heulenkörper
b) gleichartige Heuler hängen an unterschiedlich langen Schnüren und erreichen bei vollem Ausschlag eine höhere Geschwindigkeit.

Sprechender Sanduhrschatten
Eine mit Rieselsand der alten Häuser gefüllte Sanduhr wird so vor einem Punktstrahler postiert, daß ihr Schatten riesengroß und scharf auf einer Hausfassade des Viertels gezeichnet wird. Mittels Tonabnehmer wird das Rieselgeräusch direkt von der Sanduhr abgenommen und durch eine Box, die unterhalb des Schattens für den Besucher uneinsichtig montiert ist, verstärkt übertragen.

Italienisches Seil – Figurenparade
An den beiden die Piazetta im N und S begrenzenden Häuser wird je eine Rolle in ca. 5 Höhe angebracht (Höhe eines Fensters am N-Haus). Um beide Rollen läuft ein Seil. Dieses Seil bildet eine Art Endlosschleife, ähnlich den drehbaren Wäscheleinen in italienischen Gassen.
Bei einer der beiden Rollen werden Figuren, Hinweisschilder, Bilder, luftige Objekte, Stoffvorhang etc. am Seil befestigt. Die Dinge werden quer über den Platz (parallel zur niedrigen Mauer) gezogen und bei der anderen Rolle wieder abgenommen.

FOLIENVERKLEIDUNGEN
Die vorhandenen städtischen Straßenlaternen werden mit Farb-, Struktur- und Bildfolien verkleidet.
AUSLEUCHTUNGEN
Die gewohnte Ausleuchtesituation wird umgekehrt. Ausgeleuchtet werden während des Festaktes vornehmlich Dachlandschaften als Oberlichte.
LICHTSPIEGELUNGEN
in der Glasfassade des U-Punktcenters. Lichtzeichen werden an der der Glasfassade gegenüberliegenden Gebäudefront der Friedhofstraße angebracht, z.B. Botschaften – in Spiegelschrift – entschlüsseln sich in ihrem Spiegelbild.
SCHATTENBRUNNEN
In der Mitte der Piazetta werden am Boden Scheinwerfer installiert. Die Lichtkegel strahlen in einer leichten Schräge nach oben die Wände der die Piazetta umgebenden Gebäude an. Passanten sehen ihre Schatten an den Wänden und beginnen zu agieren.
LEUCHTKÖRPER
Vegetative, kubische, … formen werden von innen her beleuchtet.
Skelettbau, Leichtmaterial.
1. wasserfest – fixinstalliert
2. zur zeitlich begrenzten Verwendung
"Unsere Pfarre hat in den vergangenen zehn Jahren einen einschneidenden Umwandlungsprozeß durchgestanden. Es waren viele 'Geburtswehen' zu verkraften – mit allen Freuden und Leiden, die ein derartiger Wandel mit sich bringt. 1965 wurde in großzügiger Zusammenarbeit aller Pfarren von Urfahr eine Pfarrgrenzbereinigung für ganz Urfahr durchgeführt. Die Stadtpfarre Urfahr wurde dann geteilt in Urfahr und St. Leopold. Nach dieser organisatorischen Berichtigung gingen wir daran, unser 'eigenes Nest' auszubauen: Errichtung des neuen Pfarrheimes, Neubau eines Pfarrhofes und Abbruch des alten Pfarrhofes. Und dann kam das, worauf ich mich als Pfarrer am meisten freute: die Innenrenovierung unserer lieben Stadtpfarrkirche. Ich freue mich aber nicht nur über die Innenrenovierung – ich hatte auch richtig Angst vor ihr wegen der großen Probleme und der Finanzierung. Aber ich wurde von keiner Seite enttäuscht: die Mitarbeit und das Mitdenken der Pfarrbevölkerung, des Pfarrgemeinderates, verschiedenen Arbeitsgruppen und besonders meines lieben Mitbruders Kaplan Mag. Kurt Leitner war einmalig."

Johann Kohlbauer, Stadtpfarrer
Dank der Unterstützung durch Stadtpfarrer Kohlbauer – er stellt uns Kirche und Pfarrsaal zur Verfügung.