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Ars Electronica 1982
Festival-Programm 1982
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Festival 1979-2007
 

 

Vorwort


'Franz Hillinger Franz Hillinger

ZUM GELEIT!
Die große Sonderveranstaltung des Internationalen Brucknerfestes in Linz, Ars Electronica, findet heuer seit 1979 zum dritten Mal, und nach 1980 erstmals im neuen Rhythmus einer Biennale statt. Dies bringt nicht nur den Vorteil einer leichteren finanziellen Realisierbarkeit mit sich, sondern führt auch in der künstlerischen, wissenschaftlichen und organisatorischen Praxis zu einer beachtlichen Konzentration der verschiedenen Veranstaltungsbereiche. Zu starke Aufsplitterung der Kräfte und drohender Schwund von überfordertem Publikumsinteresse werden so erfreulicherweise vermieden.

Im Gegenteil: Gerade 1982 scheint die Linzer Ars Electronica alle Chancen zu haben, mehr Aufmerksamkeit und Freude des Miterlebens hervorzurufen als jemals zuvor. Auf nicht weniger als acht Uraufführungen – und davon sechs speziell für Ars Electronica entwickelte Projekte – ist zu verweisen.

Der Bogen der Ausdrucksmöglichkeiten und des Akustisch-Optisch-Gestaltbaren ist ungemein weit gespannt: Er reicht von Visualisierungen im freien Raum, sogenannten "Sky Events", über die Komposition einer "Linzer Stahloper", einen Ton-Raum ("Sound Square"), einer Laser-Oper für Multimedia und Elektronik bis zu Telekommunikationen, welche Künstler aus allen Kontinenten mit Linz aufnehmen. Weiter gelingt es, geheimnisvolles "weißes Rauschen" zu übertragen, das ein Radioteleskop in Effelsberg/Eifel für Linz aus einem 1050 Millionen Lichtjahre entfernten Milchstraßensystem auffängt. Dieses geradezu sensationelle und revolutionäre neue Programm setzt sich fort in einer fesselnden elektronischen "Science-fiction-Fantasie" über das Schockthema des "Bermuda-Dreiecks" und in der "Ersten computerakustischen Klangsinfonie" zweier Linzer, um schließlich noch gekrönt und vollendet zu werden durch eine elektronische Ausweitung der fünften Sinfonie Gustav Mahlers zur bisher vierten Linzer Klangwolke, mit Lorin Maazel als Dirigenten und den Wiener Philharmonikern als Orchester, die damit einem bisherigen Experiment die höheren Weihen allgemeiner gesellschaftlicher Anerkennung geben.

Um beim Programm dieser heurigen Ars Electronica zu bleiben: Die LIVA als Veranstalterin hat auch wieder dem Jazz seinen hohen Stellenwert zuerkannt, wenn sie für Ars Electronica ein eigenes Electronic-Jazz-Workshop-Ensemble anregte und damit progressiven Electronic-Jazz praktiziert.

Die Stadt Linz, als von der Bevölkerung ermächtigter Sachwalter der LIVA-Anliegen, hat auch von jeher der Verklammerung der Ars Electronica mit der Welt der Wissenschaft sowie mit Industrie und Wirtschaft größte Bedeutung zugemessen und sie unternimmt auch 1982 wieder einen Vorstoß in die Richtung, daß Linz in Zusammenhang mit der künftigen Abhaltung von Ars-Electronica-Veranstaltungen auch Standort einer großen elektronischen Messe und damit verbundener Ausstellungen wird.

Workshops und Symposien des mitveranstaltenden ORF im Landesstudio Oberösterreich sowie im Brucknerhaus selbst gelten heuer sowohl den (Welt-)Raumexperten und raumbezogen agierenden Künstlern verschiedener Länder als auch den in Linz zusammenströmenden Elektronik- und Informatikexperten, die sich mit den Industrierobotern der Zukunft beschäftigen.

Es wird auch wieder, wie schon 1979 und 1980, einen vom Veranstalter ausgesetzten "Großen Preis der Ars Electronica" für die "originellste und zukunftsweisendste Neuentwicklung im Bereich der elektronischen Klangerzeugung" geben.

Man darf nach der Aufzählung all dieser schillernden Programmabenteuer nicht annehmen, daß die LIVA und der ORF nur Wagnisse und Überraschungen im musikalisch-künstlerischen, aber auch im wirtschaftlichen Bereich eingehen, ohne den Ausgang ihrer Vorausplanungen abschätzen zu können. Gerade zur Absicherung ihrer oft kühnen Wunschvorstellungen pflegen beide Institutionen auch eine genaue wissenschaftliche Durchleuchtung ihrer Arbeit So wurde etwa bereits von drei österreichischen Hochschulen beziehungsweise Universitäten, nämlich in Wien, Linz und Salzburg, eine koordinierte Untersuchung durchgeführt, die Effizienz und Echo der Internationalen Brucknerfeste im allgemeinen, wie der Ars Electronica im Besonderen zum Gegenstand einer Analyse des Publikums und der planenden Veranstalter, nicht zuletzt auch der kommentierenden und kritisierenden Medien machte. Das Ergebnis liegt als gedrucktes Taschenbuch eines Linzer Verlages vor.

Alles in allem möge auch dieser neue Gesamtkatalog der heurigen Ars-Electronica-Veranstaltungen in seiner publizistischen Bedeutsamkeit erkannt werden.

Der Neuheit des Mediums Elektronik entspricht kongenial die Neuheit der Kommentare und der gestalterischen Aufmachung. Beides zusammen soll als Einheit eine größtmögliche Anzahl von kulturell aufgeschlossenen und wissenschaftlich interessierten Lesern erreichen!

Franz Hillinger, Bürgermeister der Landeshauptstadt Linz