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Ars Electronica 1982
Festival-Programm 1982
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Festival 1979-2007
 

 

Sky Events




Die Sky Events belegen ein kulturelles Phänomen: Künstler, die sich vorher kaum gekannt haben, teilen ein neues Medium und demonstrieren einige seiner Möglichkeiten. Vor der SKY ART Conference 81 am M.I.T./C.A.V.S. in Cambridge, Massachusetts, gab es nur einen Ort, an dem mehrere Sky Künstler zuerst zusammenkamen: Paolo Soleris Arcosanti (Arcosanti Festival) in Cordes Junction, Arizona.

Die Sky Events sind ephemer, aber sie umschließen große Räume, die Elemente der Natur und ein allgemeines Publikum. Damit bilden sie Umweltkunst als Ereignis. Nach den Sternen zu greifen, wird eine physische Geste.

SKY EVENTS
Charlotte Moormann/Otto Piene
"SKY KISS"

Tal Streeter
"LINZ LINE"

Howard Woody
"LINZ SKY BUOY"

Dale Eldred
"LINE OF FIRE"

Vera Simons
"DRIFT LINZ"

Anders Holmquist
"FAHNEN INSTALLATION"

Steve Poleskie
"EREIGNISSE AM HIMMEL"

Jose Maria Yturralde
"KITE SCULPTURES"

Tom Van Sant
"KITES"

Lisa Van Sant
"KITES"
Charlotte Moorman:
„SKY KISS“
Die beste Performance von "Sky Kiss" fand 1976 in der Umgebung der Oper von Sydney, Australien, statt. John Calder hatte Paik und mich zur Vorführung eingeladen, und wir brachten das "TV Bra", das "TV Cello", das "TV Bed", alle diese Dinge … es war die Woche vor Ostern, und in der Oper führten sie Bachs Matthäus-Passion auf, und ich machte draußen die beste Version von "Sky Kiss". Als die Zuhörer der Matthäus-Passion zur Pause hinausgingen, dachten sie tatsächlich, Visionen zu sehen, als ich vorbeischwebte …

Als er (Otto Piene) sagte, er wolle eine Sky Art Conference machen, wußte ich, daß ich "Sky Kiss" machen müßte. Ich rief Jim McWilliams an, weil sie eine Erklärung für den Katalog brauchten und ich fragte ihn: "Warum nennst du das 'Sky Kiss'?" Jim dachte, daß das eine dumme Frage sei, und er sagte, daß der Kuß von allen erotischen Erfahrungen am meisten beschrieben worden sei. Er sagte, daß – wenn mein Körper in den Himmel aufsteigt – mein Cello und ich den Himmel küssen würden.

Aus einem Interview, aufgezeichnet am 6. August 1982, New York City.
Tal Streeter:
„LINZ LINE“
Das Arbeitsergebnis meiner langjährigen kinetischen Wind-/Himmelarbeiten sind sogenannte Himmels-Türme, großflächige Drachen und freifliegende oder verankerte Heißluftballons – alle mit einer auffallenden "Roten Linie" gekennzeichnet. Verschiedene Türme, Drachen und Ballons werden miteinander kombiniert. Der Linzer Turm ist ca. 8 m hoch, für den Transport vorfabriziert in einem zusammenlegbaren Modell. Das pneumatische Element besteht aus einem roten Linienzylinder, der in den Himmel ragt, getragen von einem im Jalbert-Style mit Fallschirmfolie gefertigten Drachen. Ich werde auch eine Anzahl von ca. 3 m hohen roten Drachen zu verschiedenen Zeiten während des Festivals – in Verbindung mit der "Linz Line" – aufsteigen lassen.
Howard Woody:
„LINZ SKY BUOY“
Beschreibung der Vorführung: Fünf unbemannte, freifliegende, mit Helium betriebene Ballons werden zum Start gebracht werden. Jeder einzelne ist anders konstruiert, der Durchmesser beträgt 1,5 m, gefertigt aus 0,5 mm starkem Polyester oder aus Nylon mit Silber- oder Farbfilm verstärkt. Das Gewicht beträgt nicht ganz 240 Gramm, das Volumen faßt ca. 700 Liter Helium, die Tragfähigkeit beträgt 150 Gramm: Teile des gleichen Filmmaterials werden für das Radarecho verwendet. Die Aufstiegsphase beträgt 90 m/min, dabei wird eine Höhe von 1500 bis 2500 Metern erreicht, der Ballon bleibt ca. eine bis zwei Stunden in der Luft, Strömungsunterschiede von 8 bis 50 Kilometern sind in Verbindung mit der Windgeschwindigkeit möglich. Ich möchte mit einem gemieteten Flugzeug den Flug bis zur Landung begleiten.
Dale Eldred:
„LINE OF FIRE“
Mein Beitrag zur Sky Art Conference 82 in Linz heißt "Line of Fire". Quer über die Donau vom Brucknerhaus weg und knapp über der Wasseroberfläche werde ich eine 100 Meter lange und ca. einen halben Meter hohe Diffraktionslinie installieren, die von 9 bis 17 Uhr aktiviert wird. Dieses Zusammenspiel des Himmels und der Erde über dem Fluß wird vom Brucknerhaus aus sichtbar sein.
DALE ELDRED
Mich fasziniert der Gedanke, daß wir uns – getragen von unseren westlichen Vorstellungen – gewöhnlich sehr gedrängt auf einem Stück Erde, das so groß wie M.I.T. sein könnte, bewegen. Wenn heute abend in Guatemala alles in Ordnung ist, ist auch in Jaipur alles in Ordnung. Glauben Sie mir, es ist das Zeitgefühl – entstanden aus unserem westlichen Gedankengut –, das unsere Kunst bestimmt. Zur selben Zeit, als ich darüber nachdachte, fiel mir eine bestimmte Gegend ein: wenn man den Hafen von Piräus verläßt, fährt man zurück nach Kap Sounion. Man sieht hinauf zum Tempel von Sounion, und dieser besteht noch immer. Er kommt aus der Vergangenheit, aber er ist immer noch da. Wenn Sie sich heute um Mittag herum in Sakkara aufhielten, so würde die Sonne ihre Strahlen über alle Architektur hinweg spielen lassen. Wären Sie heute in Pagang, könnte gerade ein Wind geweht haben, und die Glockenspiele an der Spitze der Tempel würden laut läuten. Manche dieser Tempel sind 4000 Jahre alt; sie sind Geschichte, trotzdem noch lebendig. Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Instrumente der Zeit in Jaisingh beobachtet. Ich bin sicher, daß es ein sonniger Tag in Indien war; wenn Sie in Jaipur oder Delhi wären, würden Sie sich Gedanken machen und diese Dinge betrachten. Am 1. November, dem Tag der Toten, würden in Guatemala Drachen fliegen, größer als der Mensch, größer als Automobile, größer als Lastwagen. Himmelszeichen gibt es nahe Las Vegas. Unlängst war ich dort, sie zeigten Reklame für Budweiser. Las Vegas macht dies wunderschön. Bei Nacht sendet es seine Botschaften aus so klar wie ich es nie zuvor gesehen habe. Dies sind Ikonen amerikanischer Kultur. Das Sandia-Projekt, das ich unlängst besucht habe, ist außergewöhnlich. Es kann nicht die ganzen Megawatt liefern, die wir brauchten, aber es ist ein überaus schöner Anblick. In den Dörfern von Chi-Chi Castenengo wecken die Feuerwerke die Toten auf. In Guatemala kann man diese Feier am Tag der Toten erneut erleben, die Feuerwerke, die die Seelen der Verblichenen zurückrufen, Schließlich kam mir der Gedanke, als die 747 sich bei O'Hare Field in die Lüfte erhob – ihr Konzept bedeutet einen weiten Weg. In diesem Licht fühle ich mich bedeutungslos. Alles, was ich gelernt habe, habe ich aus diesen Orten geschöpft.

Das Projekt, an dem ich gerade arbeite, findet zwischen den Ufern des Charles Rivers statt (Cambridge–Boston). Was ich mache, bezieht sich auf ein bestimmtes Zeitereignis und auf ein bestimmtes Lichtereignis. Es wird in einem sehr begrenzten Zeitraum gearbeitet. So kann es passieren, daß Sie alles versäumt haben, wenn Sie nicht um 12.07 dort sind. Sie werden an der Rückseite der Spiegel jene Zeit sehen, die vergangen ist und die ferne Seite ist der Empfänger. Das ist ein retro-reflexives Feld. Sie müssen am Ufer von Cambridge sein, um dies zu sehen. Das ist eine Meile Entfernung. Den Horizont von Boston zu erreichen, ist ein sehr schwieriges Problem, aber ich denke, daß es funktioniert.

Auszug aus: "Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Himmelskunst", Vortrag Sky Art Conference 81, September 25, 1981
Vera Simons:
„DRIFT LINZ“
Ich verwende einen bemannten Gasballon, um ein Bild vom österreichischen Wind – wie er über Linz und Umgebung strömt – zu gewinnen. Beim Aufstieg nehmen wir die Schönheit des Himmels wahr. Um diesen Eindruck noch zu steigern, werden beim Flug Luftskulpturen, die "Sky Tets" genannt werden, hoch oben an Bord des Ballons mitgeführt, um anschließend abgeworfen zu werden. Der eingetragene Ballon – ein österreichisches Luftfahrzeug – wird vom österreichischen Piloten Peter Moll und von mir als Kopilot geflogen. Es ist geplant, vom Donaupark aus aufzusteigen. Der Flugweg bzw. die Strömungen werden wahrscheinlich nach Osten führen, der Donau in Richtung Wien folgend. Die Flugdauer wird zwischen zwei und vier Stunden geschätzt. Sobald das Luftschiff sein Gleichgewicht bzw. die Flughöhe über Linz erreicht hat, werden die "Sky Tets" abgeworfen. Diese Himmelsskulpturen sind ca. 1,6 Meter groß, erzeugt aus Polyäthylen und mit Helium aufgeblasen. Jede dieser Skulpturen wird ein klar gefärbtes Zeichen tragen, damit sie besser gesehen werden können. Diese kleine Flotte von "Sky Tets" ist am Ballon befestigt und wird frei wie ein Tandem mit dem Mutterballon fliegen, oder auch im Einklang mit ihren eigenen Mustern, getragen von den kapriziösen kleineren Windbewegungen, die innerhalb des vorherrschenden Windes entstehen.
Anders Holmquist:
FAHNEN
Auf einer meiner Studienreisen nach New Mexiko machte ich mich mit den Ritualen der Hopis und Navajos vertraut. Diese eingeborenen Indianerstämme glauben, daß der Wind der Atem des Geistes ist und daß er als Träger und Vermittler natürlicher Energien und Botschaften, die mit den Gesetzen des Lebens in direktem Einklang stehen, dient. Daher kommt ihre Sitte, einen Federschmuck zu tragen. Diese Federn benützt der Wind als Antenne, um dem Träger Impulse zu vermitteln. Es war eine große spirituelle Erfahrung für mich, als ich meine "Fahnen" in den Gefilden dieser einzigartigen Welt mit ihren landschaftlichen Schönheiten entfalten konnte.
Steve Poleskie:
„ZIGGURAT“
Durch die Rauchfahne eines Flugzeugs will ich ein großes Ziggurat (Zick-Zack-Figur) in 1000 Meter Höhe (3000 Fuß) über der Donau – zwischen Nibelungenbrücke, Unterer Donaulände, Eisenbahnbrücke und Ferihumerstraße darstellen. Das Werk soll ca. 160 Meter (500 Fuß) über dem Erdboden beginnen, die Spitze des geschaffenen Dreiecks würde ca. 1200 Meter (3500 Fuß) hoch sein, genau über der Donau gegenüber dem Brucknerhaus. Ich würde es vorziehen, das Stück zu fliegen, indem ich ein Flugzeug, wie es von Flugartisten verwendet wird – wie zum Beispiel die Pitts Special – benütze. Da jedoch die Bücker Jungmann oder Jungmeister in Europa gebräuchlicher sind, kann ich auch ein solches akzeptieren, eventuell auch ein tschechoslowakisches Modell "Zlin". Der leichte Wenderadius dieser Flugzeuge würde es ermöglichen, mein Werk im Umkreis des oben genannten Gebietes vorzuführen. Als Alternative könnte das Projekt auch folgenderweise geflogen werden: Man kann niedrige Vorrichtungen (weniger als 30 Grad) benutzen, die an den Ecken von jedem Leichtflugzeug angebracht werden können und eine Rauchwolke erzeugen können.