www.aec.at  
Ars Electronica 1980
Festival-Programm 1980
Back to:
Festival 1979-2007
 

 

Zum Geleit!


'Franz Hillinger Franz Hillinger

ZUM GELEIT!
“ARS ELECTRONICA“ geht im Rahmen des 6. Internationalen Brucknerfestes nunmehr in seine zweite Saison. Der Auftakt war, wie man heute bereits vielfach und an verschiedensten Orten der Welt weiß, ein entsprechend kräftiger: Mit dem realisierten Projekt einer "Linzer Klangwolke", genauer: der elektronischen Open-air-Wiedergabe von Bruckners 8. Symphonie, wurde stärkste internationale Medienbeachtung erzielt. Der bewußte Abend im Donaupark zog hunderttausend Besucher in seinen Bann und aktivierte durch weitere Übertragungs- und Vermittlungsmöglichkeiten noch eine viel größere Anzahl von Menschen.

Konsequenterweise wurde das Ereignis auch vom Carlsen Verlag in Deutschland als einzige österreichische Kultur-Großveranstaltung in das Buch der wichtigsten Weltereignisse von 1979 aufgenommen.

Das Konzept von „ARS ELECTRONICA“ stellt von Anfang an seine beherrschende Grundtendenz klar heraus, die da lautet: Die neue Anwendung elektronischer Technologien im künstlerischen Bereich ist zu veranschaulichen, die Entwicklung und Produktion neuer Instrumente muß kontinuierlich beachtet und ausgenützt werden, wie einschlägige Fachausstellungen und die jährliche Stiftung eines internationalen "Großen Preises der ARS ELECTRONICA" beim Brucknerfest zu beweisen haben.

Schließlich aber sind sich alle Subventionsgeber darüber einig, daß gerade die Nutzung neuer elektronischer Ausdrucksmöglichkeiten der Kulturanimation für entsprechende Großprojekte dienen muß. Mit der Demokratisierung von Massenveranstaltungen, die einen konventionellen Kunst- und Kulturbegriff nicht abflachen und verwässern, sondern umgestalten als experimentelle Revolution, wurde auf diese Weise ernstgemacht. Man hat das aber nicht als Kampfansage an den bestehenden traditionellen Konzertbetrieb aufzufassen, sondern als Alternative, als dynamisches Hinzugewinnen von Publikumsschichten, die bislang noch nie mit Kunst und schon gar nicht mit der Kunst unserer aktuellsten Gegenwart konfrontiert worden sind.

Die Massen werden so an die Avantgarde herangeführt, sie werden feinfühlig und hellhörig dafür, daß auch sie Bewußtsein von Eliten entwickeln können.

Zur detaillierten Programmübersicht, die dieses Heft enthält, nur noch ein paar gezielte Hinweise:
Die "ARS ELECTRONICA 1980" hat sämtliche Anregungen, auch Äußerungen der Kritik von 1979, aufgegriffen und den Fächer des Angebotes um ein Mehrfaches multipliziert. So wird neben der "Klangwolke" im Konzertsaal und im Freien, angesichts riesiger Lichtobjekte von Otto Piene, auch eine "Linzer Stahlsinfonie" im Brucknerhaus uraufgeführt, deren elektronisches Material Klänge und Geräusche aus der Arbeitswelt der VOEST-ALPINE, unseres größten Industriekonzerns, unmittelbar in eine neuartige Komposition umschmilzt. Auf dem Hauptplatz geht weiters ein großangelegtes Mach-Mit-Konzert in Szene, für das seit zwei Monaten im Rahmen eines Wettbewerbes Instrumente von höchst persönlicher Machart gebastelt werden. In Zusammenhang damit ist eine aus tönenden Metallelementen zusammengestellte Klangstraße auf dem Linzer Hauptplatz zu sehen und zu hören, die den Komponisten und Improvisator eigentlich in uns allen wecken sollte. Die Johannes-Kepler-Universität beteiligt sich gleichfalls an „ARS ELECTRONICA“ mit einer internationalen Informatiktagung und -ausstellung neuester Technologien ihres Bereiches. In Korrespondenz dazu ist das Workshop-Symposium des ORF "Über elektronische Musik, akustische Literatur und Technologie als Grundelemente der Kunst" zu beachten, zu dem Künstler und Fachleute von Weltrang erwartet werden. Schließlich wird die LIVA anläßlich des kommunalen "Tags der offenen Tür" 1980 ein "offenes Brucknerhaus" mit Ausstellungen, Musikdemonstrationen und Konzerten im Zeichen von „ARS ELECTRONICA“ anbieten und ebenso wird – ein wahrhaft sensationeller Abschluß! – auch die Abwicklung der 3. Schachcomputer-Weltmeisterschaft im Brucknerhaus unmittelbar miterlebt werden können. Daß die Fülle eines derartigen Angebotes nicht zur Verwirrung geraten ist, hat die LIVA vor allem dem Verständnis ihrer Förderer und der Kooperation ihrer Mitarbeiter und Mitveranstalter zu danken.

Hervorgehoben muß in diesem Zusammenhang die perfekte Zusammenarbeit mit dem Landesstudio des ORF, seinem Intendanten Dr. Hannes Leopoldseder, sowie jene mit dem Elektronik-Spezialisten Hubert Bognermayr – übrigens einem Linzer – und mit dem Hamburger Produzenten Ulli A. Rützel werden. Nur durch diese ideale Synthese ist ein entsprechender Erfolg zu garantieren und zu erwarten.

Franz Hillinger
Bürgermeister der Landeshauptstadt Linz