DSCHUBI DUBI (1977)
Hörtext 13
' Kriwet
Kriwet
DSCHUBI DUBI soll zu Gehör bringen oder erst hörbar machen, was uns mehr oder weniger unbewußt alltäglich an Versatzteilen möglicher phonetischer Poesie umgibt, und zwar versteckt in den wilden Gärten der populären Musik. Materialien der Komposition sind all jene "vorsprachlichen", sinnlichen oder noch nicht eindeutig sinn-vollen Äußerungen der vokalen Popmusik, die in dieser zumeist nur Füllwerk und Stimmungsträger sind, die herausgelöst aus dem Klanggebrei aber eine eigenständige formalgestalterische Qualität haben, welche sie befähigt oder befähigen könnte, akustische Poesie zu konstituieren, DSCHUBI DUBI soll spielerisch zeigen, in welch vertrautem Ensemble das angeblich so esoterische Material der "neuen Poesie" der Lautgedichte seit Dada und Futurismus ganz allgemein eingebettet und natürlich dort auch zugedeckt ist, da der Konsument die Rolling Stones ja kaum strukturell hört, wie dies etwa die sprachliche Analyse tut.
Analyse bedeutet hier nichts anderes, als das Herauslösen der kleinen und kleinsten Sprachpartikel und Sprechschlenker, der Gesangsfragmente, Zungenschläge und Lippenlaute aus dem musikalischen Zusammenhang.
Praktisch schnitt ich mir aus den Tonbändern von ca. 900 Musiktiteln diese Kleinstelemente wie Stöhnen, Hauchen, Hicksen, Glucksen, Schreien, Yeah, Ah, Oh etc. heraus; klebte diese – jeweils durch Pausen (also Gelbband) getrennt – zu separaten Bändern zusammen und erfaßte diese oft nur den Bruchteil einer Sekunde dauernden "takes" in schriftlichen Listen (mittels phonetischer Um-Schrift oder privater Grafismen). Insgesamt ergaben sich ca. neun unterschiedliche, einander auch überlappende und nicht immer exakt voneinander zu trennende Materialbereiche, die ich sodann kompositorisch zu einzelnen, "thematisch" konzentrierten nahtlos miteinander verbundenen und einander vermittelnden Formteilen gefügt habe, deren technische Realisation schließlich im Tonstudio erfolgte.
Kriwet
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