Fa: m´ Ahniesgwow
'Hans G. Helms
Hans G. Helms
1959 publizierte Hans G. Helms ein Werk, das trotz seiner Ungewöhnlichkeit und Hermetik zu einem der Marksteine Neuer Musik und Neuer Literatur wurde und Einfluß auf Komponisten und Schriftsteller von Cage bis Kriwet ausübte. (Adorno schrieb über FA: M' AHNIESGWOW eine vielbeachtete Analyse.) Der nur akustisch rezipierbare Teil des Werkes kann als eines der ersten Sprachspiele des Neuen Hörspiels gewertet werden. Das Buch trägt den merkwürdigen, chiffre-artigen Titel FA: M' AHNIESGWOW. Es ist weder Poesie noch Prosa, hat keine chronologische Handlung wie ein Roman, wohl aber ein Handlungsskelett aus einer Reihe zusammenhängender, aber verschiedenartiger gesellschaftlicher Situationen.
Auskunft gibt vor allem eine Analyse des Titels: FA: M' AHNIESGWOW teilt eine fama mit, teils Gerücht, teils Ruhm, ein Märchen aus dem Amigau, aus dem von amerikanischen Truppen besetzten Westdeutschland.
Das Buch besteht aus acht separaten Texten, die in der akustischen Realisation einen neunten "Text" ergeben, der durch Überlagerung der acht Einzeltexte entstanden ist. Das Ergebnis erinnert an Musik. Da alle acht Texte mit einem Sprecher einzeln aufgenommen und dann gemischt wurden, verschmelzen die Laute, bewahren jedoch in der stereofonen Choreografie ihre Vielschichtigkeit. Joyce hat in "Finnegans Wake" Vokabeln aus 14 Sprachen vom Lateinischen bis zum Arabischen verwendet, aber sie blieben einzelne Vokabeln, Fremdwörter in einem völlig englischen Kontext. In FA: M' AHNIESGWOW hingegen sind nicht nur Vokabeln aus vielen Sprachen verwendet worden, sondern ebenfalls grammatische und phonetische Eigentümlichkeiten. Die kompositorische Verfahrensweise ist in vieler Hinsicht mehr die eines Komponisten als die eines Schriftstellers.
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