Kurze Hörstücke (1975)
'Gerhard Rühm
Gerhard Rühm
das 'neue' hörspiel hat das 'alte', das sich noch ausschliesslich als illusionistisches rollenspiel verstand, auf konkrete schallereignisse im weitesten sinn – seien es nun künstlich im studio erzeugte oder dokumentarische ('o-ton') – ausgedehnt; vielleicht sollte man daher besser von hörstücken sprechen. mit diesem begriff wäre auch angedeutet, dass es sich nicht mehr nur um schallereignisse von einer gewissen mindestlänge handeln muss (was bisher auch das 'neue hörspiel' stillschweigend voraussetzte), sondern dass auch die dauer eines hörstücks keiner konvention mehr unterliegt. prägnanz und ökonomie der mittel sind grundprinzipien der sogenannten 'konkreten poesie', die das neue hörspiel wesentlich mitkonstituiert hat.
die hier zusammengestellten stücke (es ist ihnen übrigens jeweils ein kurzer kommentar beigegeben) haben zwei gemeinsame charakteristika. 1. sie müssen gehört werden – ihre schriftliche fixierung kann nur andeutung oder partitur sein, 2. sie sind relativ bis extrem kurz. auditive texte lassen sich nach ihrer präsentationsweise in zwei hauptgruppen unterteilen: sprechtexte, die unmittelbar im mündlichen vortrag realisiert werden und technisch fixierte, synthetische texte, die nur auf dem tonband existieren. die beiden präsentationsweisen können natürlich auch miteinander kombiniert werden. diese sammlung kurzer hörstücke bringt beispiele verschiedener erscheinungsformen auditiver poesie.
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