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Ars Electronica 1980
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Festival 1979-2007
 

 

Composers Inside Electronics


'John Driscoll John Driscoll / 'Ralph Jones Ralph Jones / 'Philip Edelstein Philip Edelstein

PERFORMANCE IM MITTLEREN SAAL
am 11./12./13. September 1980 mehrmals täglich; die Vorführungszeiten werden noch bekanntgegeben.

Composers Inside Electronics (USA) mit John Driscoll, Philip Edelstein, Ralph Jones und David Tudor.

PROGRAMM:
Star Networks At The Singing Point von Ralph Jones
Dry Pool Soundings von Ralph Jones
Charmed Particles von John Driscoll mit Philip Edelstein.

Programmänderung aus technischen Gründen vorbehalten.

DRY POOL SOUNDINGS VON RALPH JONES
Dry Pool Soundings ist eine Bewegungsarbeit, die Wahrnehmung und Beobachtung akustischer Wechselwirkungen zwischen einem Richtungslautsprecher und dem Aufführungsraum ermöglicht. Der Lautsprecher wurde in einer vom National Endowment For The Arts unterstützten Forschungsarbeit vom Composers Inside Electronics entwickelt. Die weiteren Arbeiten wurden, ebenfalls mit der Unterstützung des National Endowment, in einem Studio der Media Study in Buffalo ausgeführt.
"Ich stellte mir vor, daß ich sich bewegende Klangbilder produzieren könnte, wenn ich einen Klang punktuell erfassen und auf ein bestimmtes Ziel lenken könnte. Zu diesem Zweck habe ich einen Lautsprecher gebaut, der einen Klangstrahl produziert, so wie ein Filmprojektor einen Lichtstrahl produziert. Beim Test dieses Lautsprechers schickte ich fortlaufend eine Reihe von Knackgeräuschen durch den Lautsprecher, richtete den Tonstrahl quer durch den Raum und horchte.

Etwas Wunderbares geschah. Ein Bild dieser knackenden Geräusche erschien am anderen Ende des Raums, und außerdem hörte ich einen ganz neuen Klang: ein deutlicher, glockenähnlicher Ton klang an mein Ohr – eine Reaktion des Raumes auf die Schallerregung des Tonstrahls. Als ich den Lautsprecher langsam bewegte, um den Strahl rund um den Raum gehen zu lassen, hörte ich andere neue Tonhöhen. Auf diese Weise fortfahrend entdeckte ich eine kleine Tonskala – eine Reihe von Tonhöhen, die dem Raum innewohnen. So wurde der Raum zu einem Melodieinstrument.

In diesem Stück spiele ich das Instrument, das dieser Raum darstellt. Weil dieses Phänomen von der Position des Hörers abhängig ist, wird jeder von uns seine eigene Melodie hören, eine Melodie, die nicht nur vom Raum und von meinen Bewegungen bestimmt wird, sondern auch von Ihrer Position in diesem Raum.

Außerdem sollen sich bewegende Klangbilder sichtbar werden."


Ralph Jones


John Driscoll:
ROTATIONSLAUTSPRECHER – PROJEKTGESCHICHTE
Während der letzten drei Jahre habe ich hauptsächlich an dem Entwurf und der Darstellung elektro-akustischer Instrumente und Klangplastiken gearbeitet. Ein Teil entstand aus der intensiven Zusammenarbeit, die 1973 mit David Tudor aus dem "Rainforest"-Projekt hervorging. Diese Arbeit setzt sich mit den Resonanzeigenschaften von Skulpturformen und -materialien auseinander. Durch die Interaktion zahlreicher Klangplastiken in verschiedenen Raumgrößen entwickelte ich ein Interesse an Raumresonanzen bzw. architektonischer Akustik. Dieses spezielle Interesse führte mich zur Entwicklung eines Rotationslautsprecher-Instrumentes. Die Konstruktion des Prototyps wurde durch einen Auftrag des DeCordova Art Museums ermöglicht, ein Klangskulptur-Environment mit Stan Edmuster für das Sommerfestival 1976 zu erarbeiten; unter den sechs in diesem Zusammenhang entwickelten Klangplastiken besaß der Rotationslautsprecher eine einzigartige "theatralische" Ausstrahlung durch seine Verbindung von Klangstrukturen und damit in Bezug gesetzten simultanen Bewegungen, was mich dazu führte, seine weiteren potentiellen Möglichkeiten zu erforschen. Zu diesem Zeitpunkt bestand nur eine begrenzte Klang- und Bewegungskontrolle der Klangeinheit.

Seit DeCordova ist der Rotationslautsprecher in der Entwicklungsarbeit "Charmed Particles" verwendet worden. Versionen von "Charmed Particles" wurden auf dem Festival d'Automne in Paris aufgeführt sowie in New York bei "The Kitchen", der Experimental Intermedia Foundation, und bei der "Sound Sculpture"-Show in der Thorpe Intermedia Galerie.

Im Jänner 1977 hatte ich die Zeit und die Möglichkeit, nochmals an dem Projekt zu arbeiten. Pauline Oliveros lud die Gruppe "Composers Inside Electronics" für zwei Wochen in das Center for Music Experiment in La Jolla ein, um dort zu forschen. Während dieser zwei Wochen war ich in der Lage, ein einfaches spannungsabhängiges Motorantriebs-System zu entwickeln und zu bauen; außerdem konnte ich verschiedene Erfahrungen hinsichtlich Bewegungsabläufen und Lautsprecherkonstruktionen sammeln.

Zu diesem Zeitpunkt änderte ich das Instrument in ein Zwei-Kanal-System um. Während meines Aufenthalts in La Jolla erhielt ich einen "Digital-Shaft-Encoder", der auf kleinste Veränderungen der Motorgeschwindigkeit reagierte und daher die Voraussetzung für eine genaue Kontrolle von Bewegung und Klangstrukturen im Raum bot.

Nach vielen Gesprächen mit Leuten, die mit diesem Projekt vertraut sind, wurde ersichtlich, daß eine digitale Motorkontrolle notwendig war, um meine Projektvorstellung zu verwirklichen, und daß ein Mikro-Computer-System die Einheit (das Instrument) automatisieren könnte. Dies würde mir gestatten, die Bewegungsabläufe zu strukturieren und choreographieren; und es würde auch die Wiederholung solcher Abläufe ermöglichen.

1978 und 1979 erhielt ich ein "National Endowment for the Arts"-Stipendium, um ein Rotationslautsprecher-Instrument zu automatisieren und konstruieren für die Dance Construction Co. aus Washington (D. C.). In dieser Zeit spendete Rockwell International Inc. ein AIM-65-Mikrocomputer-System. In Zusammenarbeit mit Michael Christofferson, Philip Edelstein und Peter Labiak wurde dieses System dazu benutzt, das neuentwickelte Rotationssystem zu automatisieren. Diese Arbeit konnte aufgrund ihrer Komplexität nur durch die Zusammenarbeit verschiedenster Spezialisten realisiert werden. Das "National Endowment for the Arts" hat mir kürzlich ein Künstlerstipendium am Dance Theater Workshop in New York für das Frühjahr 1980 gewährt, was mir die Premiere der zweiten "Charmed Particles"-Version ermöglicht, einer musikalischen Darstellung ohne Tanz.