Anthology of Art
2002
Jochen Gerz (DE) (FR)
Mit Anthologie der Kunst initiiert Jochen Gerz im Internet einen internationalen Dialog von KünstlerInnen und TheoretikerInnen über heutige Vorstellungen von künftiger Kunst und deren Bezug zum theoretischen Diskurs. Die Aneignung der Kunst durch ihre Vermittlungsinstanzen hat deutlich gemacht, dass Kunst und Diskurs heute längst eine enge Verbindung eingegangen sind, die die theoretische Durchdringung gleichberechtigt neben das Kunstwerk stellt. Kunst ist nicht länger Setzung, sondern reflektiert immer häufiger die Bedingungen ihrer Produktion und Vermittlung. Die Anthologie der Kunst antizipiert die Verknüpfung von Produktion und Theorie jedoch nicht, sondern sucht sie auf und stellt das Gefundene dar. Zugleich konfrontiert sie das globale Medium Internet mit dem traditionelleren, internationalen Beziehungsgeflecht in der Kunstszene. Das Ergebnis dieses Versuchs wird Auskünfte über die Bedingungen der Entstehung heutiger Kunst geben.
Jochen Gerz lädt sechs KünstlerInnen und sechs TheoretikerInnen ein, mit einem Bild oder Text auf folgende Frage zu antworten: 'Was könnte, angesichts von Ihrem Bild der Kunst heute, eine noch unbekannte Kunst sein? '
Jede/r TeilnehmerIn schlägt eine/n NachfolgerIn vor, deren/dessen Beitrag den eigenen ablöst. Zwölf Beiträge sind vierzehn Tage lang auf der Internetsite präsent. Im Laufe von vierzehn Monaten sind es 26 Generationen mit insgesamt 312 Beiträgen, je 156 Bildern und Texten: die Anthologie der Kunst. Die Beiträge werden in einem Archiv versammelt, das jedoch erst nach Ablauf der Arbeit als Ganzes zugänglich sein wird.
Über die Erstellung einer repräsentativen Thesensammlung hinaus sucht die Anthologie der Kunst eine offene Produktionsform zu testen, deren Verlauf nicht gesteuert ist. Die Kommunikation in und über Kunst geht heute davon aus, dass die Kunst selbst nicht mehr in Frage zu stellen sei. Im Gegenteil: Alles, was sich mit ihr befasst, tendiert dazu, selber Kunst zu werden. Die Anthologie der Kunst fragt, ob diese Tendenz so weit gehen kann, dass die Erschaffung eines von so vielen AutorInnen zugleich verursachtes, plurales Ganzes als ein Werk denkbar ist. Und ob diese Produktionsform adäquater eine globale Gesellschaft widerspiegelt, als die traditionell kuratierten Modelle.
Nach Abschluss des Internet-Prozess wird das Archiv auf dem Internet zugänglich gemacht. Alle Beiträge werden 2003/4 in einer Ausstellung der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin versammelt und als Buch veröffentlicht. Zeitgleich erstellt die Université de Haute Bretagne, Rennes 2 hierzu eine kritische Publikation.
Veranstalter
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Partner
Université de Haute Bretagne; Rennes 2; Lettre International, Berlin;
Akademie der Künste, Berlin; Evens Foundation, Antwerpen; Universität Karlsruhe (TU); Virtuelle Bibliothek der UB, Berlin
Unterstützung
Gefördert durch die Stiftung Niedersachsen
'Kultur 2000' Europäische Kommission, Brüssel
Dispositif pour la Création Artistique Multimédia, Paris
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