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Prix Ars Electronica
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Prix-Jury

 
 
Veranstalter
ORF Oberösterreich

Goldene Nica

Für die Entscheidung, der Graphik "Gramophone" von Tamas Waliczky den Prix Ars Electronica zu verleihen, war die Tatsache maßgebend, daß sein Werk in Fonn und Inhalt in hervorragender Weise den Ansprüchen genügt, die an eine mit dem Gestaltungsmedium unserer Zeit, dem Computer, gefertigte Arbeit zu stellen sind. Beachtlich ist die Geschlossenheit der Form, zu der der Bildautor gefunden hat. Sein Bild enthält nur wenige Elemente, die - optimal aufeinander abgestimmt - zu einer höheren Einheit finden. Thema ist "die automatische Maschine" an sich - als ein Symbol unserer technischen Welt. Durch den Fotorealismus der Darstellung wird ein funktionierendes System angedeutet, erst bei näherer Betrachtung wird der symbolisch-abstrakte Charakter einer Pseudomaschine klar. Der Schwarz-weiß-Charakter unterstreicht die Schlichtheit der technischen Welt die Fehlerlosigkeit - durch die Brillianz der realistischen, optisch richtigen Wiedergabe -, die von der Wirklichkeit abhebt, wird hier als ein für die Computergraphik charakteristisches Stilmittel eingesetzt.

Trotz dieser aktuellen Bezüge steht die Arbeit auf der Basis der
kunstgeschichtlichen Tradition. Es knüpft an Bildwerke von Laszlo Moholy-Nagy an, wobei dessen Bildideen in 3-D-Modelle übersetzt wurden. So kann "Gramophone" auch als überzeu-ende Fortführung überlieferter, durch das Bauhaus vertretenen Ideen gelten.


Auszeichnungen

Der Künstler legt eine Arbeit "Mask of Fear" vor, in der er die in der Computergraphik verfügbaren Mittel nur sparsam einsetzt und eben dadurch zu einer sehr prägnanten Darstellung findet. In der Gestaltung des Hauptmotivs, eines Gesichts, zeigt sich der klassisch ausgebildete Maler, der mit wenigen Strichen und Farbflecken Ausdruck wiederzugeben vermag. Die Möglichkeiten des Computers werden in Form von Transformationen genutzt - das Hauptmotiv tritt mehrfach auf, u. a. als fahlfarbener Hintergrund, ein einfacher Kunstgriff, der aber für die Gesamtwirkung ausschlaggebend
ist. Der starke emotionale Charakter des Bildes ist vom Künstler beabsichtigt, der sich als Mittler zwischen traditioneller und moderner künstlerischer Auffassung sieht, nicht zuletzt mit der Absicht, die expressiven Gestaltungselemente früherer Kunstepochen in die Gegenwart zu überführen. Das von ihm vorgelegte Bild beweist, daß altbewährte ästhetische Mittel auch in der Computergraphik möglich sind.

Die Anerkennung, des Werks "Moon Night Devil`s" von Kenneth Snelson ist durch einige positive Momente begründet, die in der Intention des Künstlers liegen: Als Architekt und Skulpteur beschäftigt er sich mit Entwürfen für Objekte, die in ihrer Verspannungstechnik an der Grenze zwischen Skulpturen, Baukonstruktionen und Maschinen stehen. Der Künstler benutzt anspruchsvolle Methoden der Computergraphik, um seine Skulpturen in eine utopische Landschaft einzubauen, gewissermaßen als Vorgriff auf eine von ihm erdachte Welt, in der Technik, Architektur und Kunst eine Einheit bilden. Auf diese Weise entstanden visionäre Bilder, die als eigenständige Kunstwerke gelten können. Bemerkenswert dabei ist die in konventionellen Werken selten auftretende komplexe räumliche Verteilung, der durch 3-D-Programmierung Rechnung getragen wird - das Ergebnis entspricht also jener Verteilung von prinzipiell nur mit dem Computer produzierbaren Bildern, die nicht flächenhaft, sondern räumlich konzipiert sind - vielleicht Vorläufer späterer computergenerierter holographischer Kunstwerke, mit denen künstliche Räume und Landschaften geschaffen werden. Der Computer ist für Kenneth Snelson ein Mittel, seinen Ausdrucksbereich über das real Machbare hinaus zu erweitern; seine Arbeit kann daher als Beispiel fürjene Art computergenerierter Arbeiten gelten, die neue Gestaltungsräume erschließen.

 
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