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Veranstalter
ORF Oberösterreich
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Statement der Jury für Computeranimation
Rolf Herken
Die Jury des Prix Ars Electronica in der Kategorie Computeranimation hat versucht, den im Vorjahr aufgestellten Grundsätzen bei der Vergabe der Preise zu folgen. Als vorrangiges Kriterium gilt neben dem Kunstcharakter die Computerspezifität. Die Werke sollen sich durch Bilder auszeichnen, die in spezifischer Weise mit der Verwendung des Computers bei ihrer Herstellung zusammenhängen. Dies hat notwendigerweise die Hinwendung des Blicks auf die Rolle der Software und gegebenenfalls auf deren Entwicklung als Teil des kreativen Prozesses zur Folge.
Unter den eingereichten Arbeiten gab es nur wenige, die in den Augen der Jury in die engere Wahl für die Vergabe der Goldenen Nica gezogen werden konnten. Darin ist nicht unbedingt ein Zeichen für das Nachlassen der Qualität oder für eine Verschärfung der Anforderungskriterien zu sehen. Vermutlich sind nicht genügend viele der herausragenden Produktionen neueren Datums eingereicht worden.
So ist es dann auch zu erklären, daß mit "Lakme" von Pascal Roulin eine Arbeit ausgezeichnet wird, die in künstlerischer Hinsicht einen Gegensatz zu den von der Jury favorisierten neuen Ausdrucksformen darstellt und vertraute, wenn auch mit dem Computer perfekt realisierte und im Sinn des Wortes animierte, surreale Bilder liefert. "Lakme" wurde somit vornehmlich unter Anwendung des Kriteriums der Computerspezifität für preiswürdig befunden - gewissermaßen in Anerkennung der auf der Meta-Ebene der Software geschaffenen Möglichkeit zur Darstellung animierter Bildvorstellungen, wie sie hier in den Bewegungen und Verwandlungen der die Prinzessin Lakme und ihre Dienerin Mallika darstellenden Hände zur Musik von Delibes verwirklicht wurden. Die fließende Verwandlung der Hände und die durch sie hervorgerufenen Assoziationen der verschiedenen Tiere wie auch der Schönheit und Gefahren des sie umgebenden Dschungels sind Höhepunkte der Computeranimation.
Die den Film tragende Animation der Hände wurde von Estelle Chedebois mit Hilfe einer neuentwickelten Animationsoftware realisiert. Sie erlaubt es, ein Skelett zu bauen und zu animieren, das automatisch mit einer Haut überzogen wird. Der Benutzer kann damit extrem komplexe Flächen-Deformationen durch die Bewegungen des Skeletts und unter Einfluß weiterer von ihm zu bestimmender Funktionen definieren, die mit herkömmlichen Modellier- und Animationssystemen nur auf umständlichste Weise zu erreichen gewesen wären. Dadurch ist es möglich gewesen, sich auf das Wesentliche, die Choreographie der Hände und ihrer Verwandlungen, zu konzentrieren, und so unerreicht komplexe und elegante Bewegungen organischer Körper zu realisieren.
Eine der beiden Auszeichnungen geht an Darrin Butts für seine Arbeit "Legacy", eine als Studienarbeit realisierte Produktion. Sie dokumentiert exemplarisch den hohen technischen und künstlerischen Stand, den zu erreichen heute kommerzielle Software einem Künstler gestattet, der sich intensiv mit den durch sie gegebenen Möglichkeiten auseinandersetzt.
Einen Gegenpol bilden "Ex Memoriam" von Bériou und "lnfrared Roses Revisited" von XAOS, die je eine Auszeichnung erhalten. Die fast durchgängig zweidimensionale, animierte Collage Berious bietet in technischer Hinsicht keine wesentliche Neuerung, wird aber im Hinblick auf die künstlerische Stärke seines Gesamtwerks ausgezeichnet.
Die Arbeit von XAOS ist ein interessantes Beispiel für den Trend, durch die kumulierte Anwendung einer Vielzahl von hausintern entwickelten Programmen unter Ausnutzung aller Tricks der Computergraphik zu quasi organischen und halluzinatorischen, dreidimensionalen dynamischen Bildern zu gelangen. Auch in diesem Jahr werden industriell gefertigte Animationen und Spezialeffekte nicht mit Preisen ausgezeichnet. Durch die Vergäbe von Anerkennungen an die herausragenden Produktionen wird jedoch ihre Bedeutung für die Fortentwicklung der Werkzeuge in dem Bereichen Simulation, Spezialeffekte und Kombination von Realbild mit synthetischem Bild ausgedrückt.
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