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Prix Ars Electronica
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Prix-Jury

 
 
Veranstalter
ORF Oberösterreich

Statement der Jury für Computeranimation

Während der ersten Durchgänge war es leicht, nur in den Schlußrunden fiel die Entscheidung der Jury äußerst schwer.

Die Jury mußte sehr intensiv beraten, um einen Gewinner der Goldenen Nica zu ermitteln. Die Entscheidung, den Preis zu teilen und ihn zwei unterschiedlchen Einreichungen zuzuerkennnen, resultierte aus der grundlegenden Spannung zwischen den möglichen Wegen, hochqualltative Computeranimationen zu erreichen.

Einerseits hatte die Jury "Jurassic Park" mit seinem gewaltigen Budget (und ILM als international anerkanntem Spitzenbetrieb der Filmtechnologie) ausgewählt, andererseits ein von der Jury als sehr kraftvoll eingeschätztes, von einem kleinen Team mit geringen Mitteln hergestelltes Stück, "K.0. KID". Die Jury hat sich letzten Endes dazu entschieden, den Preis zu teilen und an zwei Firmen zu vergeben, die beide Arbeiten schaffen, die technisch sehr gut sind.

Einmal ILM für " Jurassic Park", weil es ein technisch bahnbrechend komplexes Werk der Special-Effects-Anwendung des Computers im Film und auch kommerziell sehr erfolgreich ist, wobei dieser große Erfolg droht, die Bemühungen kleinerer Filmfirmen und Einzelpersonen völlig in den Schatten zu stellen. Es ist allerdings keineswegs Auffassung der Jury, daß die Arbeiten dieser Leute nicht vergleichbar gut sind.
Es ist aber kaum möglich, "Jurassic Park" zu ignorieren , weil dieser Film ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Computergraphik ist.

Allerdings ist es auch wichtig, jene zu ermutigen, die keine solch gewaltigen Budgets für die Herstellung neuer Arbeiten zur Verfügung haben. Daher hat die Jury die zweite Goldene Nica an die Urheber von " K.0. KID" vergeben, die eine einzigartig dichte, beeindruckende und komplexe Arbeit geschaffen haben. In jeder Hinsicht, sowohl in technischer als auch in filmischer und inhaltlicher Hinsicht, ist dieser computergenerierte Film ein Kunstwerk, und deshalb hat die Jury damit ein Gegengewicht zur Special-Effects-Industrie und damit zu ILM geschaffen.

Die Auszeichnungen gehen an die Filme "No Sex" und "QUARXS", zwei sehr verschiedene Arbeiten, die zwei sehr wichtige Richtungen in der Computergraphik veranschaulichen. Beide wurden von der Jury ausgewählt, weil sie Inhalte transportieren.

Obwohl "No Sex" in technischer Hinsicht nicht den letzten Stand der Technik repräsentiert und keine 3D-Arbeit im eigentlichen Sinn ist, meint die Jury, daß sowohl die technische Brillianz als auch die starke künstlerische Aussage eine Honorierung verdienen. Es ist zwar unüblich, daß das Werk nicht auf einem High-End-System erstellt wurde, diese Tatsache aber zeigt, daß es eben verschiedene Mittel und Wege gibt, Computeranimationen zu erstellen, und das Konzept dahinter ausschlaggebend ist. Die Arbeit besticht durch ihren Schnitt, durch die Choreographie und speziell durch das sehr gut konzipierte Zusammenspiel zwischen Bild,Ton und Inhalt. jedes Bild, jeder Frame, kann als Graphik für sich alleine stehen. Das Werk durchbricht nicht nur übliche
Stilkriterien und die zeitgenössische Clipkultur, sondern hat eine klare und starke Aussage.

"QUARXS" ist wahrscheinlich das schönste ausgewählte Werk. Die Arbeit ist eine gewaltige Leistung, was Modellierung und Rendering betrifft, und eine sehr realistische Darstellung nicht existenter Dinge - surrealer Lebensformen - unter Verwendung einer Technologie, die Wirkungen erlaubt, die in dieser Weise nicht durch andere Mittel erzielt werden können. So ist "QUARXS" ein sehr interessantes Beispiel, weit durch die perfekte Anwendung der Computergraphik hier eine Pseudo-Realität, eine pseudo-wissenschaftliche Untersuchung mit unzweifelhaftem Unterhaltungswert vorgegeben wird. Durch künstlerisch hochstehendes Design, exzellente Lichtführung und sein interessantes Konzept zeigt sich die technische Brillianz von "QUARXS" in der Art, daß sie gar nicht bemerkt wird.

So wie auch bei "Jurassic Park", "K.0. KID" und "No Sex" ist die Verwendung des Computers als solchem in keiner Weise mehr vorrangig. Bei der Bewertung der Werke hat sich die Jury ausschließlich auf inhaltliche und formale Aspekte gestützt.

 
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