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Prix1990
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Compassion Rules
Joseph Nechvatal


Joseph Nechvatal wurde 1951 in Chicago geboren. 1974 graduierte er zum Bachelor of Fine Arts an der Southern Illinois University. Bis 1978 besuchte er die Cornell und die Columbia University. Als Künstler hat er verschiedene Stipendien, darunter auch den Pollack-Krasner Foundation Award, erhalten. Seine Werke waren in den USA und in Europa zu sehen.

Schöpferische Menschen müssen sich über die Ebene des Mechanischen stellen durch die Integration von Kunst und Technik und der Quantifizierung des Lebens aus einem Interesse von Macht, Prestige und Profit sowie der Mode der Idealisierung mechanischer Kräfte widerstehen. Die Computer/Roboter-Gemälde symbolisieren eine Gesellschaft, die sich selbst vom total rationalen Utilitarismus befreit hat mit Hilfe des Symbolismus der Poesie in der Technologie und indem sie die Urängste mit der Technologie der Gegenwart verbindet. Diese sind weitgehend eine Reaktion auf den organisatorischen Panzer der postindustriellen Gesellschaft, auf den technokratischen Blick des Geistes. Indem der Bedeuter vom Bedeuteten weggerückt wird, wird das subjektive Spektakel einer ekstatischen Spiritualität simuliert. Da nun Spiritualität nicht bedeutet werden kann (keine bedeutende, zeichensetzende Einheit bezieht sich auf die Spiritualität, die ja ein Modus des Seins ist, des Fühlens), können die Bilder der technotronischen Gesellschaft gegen sich selbst verwendet werden und uns so vom Fluch einer singulären Vision („vom neuen Schlaf") abhalten. Die privilegierte Denkweise der westlichen Kulturen hat die Welt in die rationale, kalkulierende „objektive" und in die intuitive „subjektive" eingeteilt. Eine holistische Kultur würde Ratio und Intuition ms Gleichgewicht bringen und den Dualismus von Wissenschaft und Kunst auf der Ebene der Produktion herausfordern. Die potentiellen Auswirkungen der Computertechnologie als Integrator von Kunst und Wissenschaft sind wohlbekannt. Und dennoch, wenn wir den Zwang des Computers zur Ordnung mit den primären, ursprünglichen Vorbehalten im sozialen Unterbewußtsein vergleichen, so wird offenbar ein mehr träumerischer, ein subjektiverer Umgang mit der Computer-Revolution notwendig. Heute wird alles ausgebreitet, auseinandergesprengt, gleichzeitig bekannt, geteilt und vergessen. Kein Medienmystizismus kann unser aufgeblähtes Medienjahrtausend erleichtern. Das innere Leben ist verarmt in der Mechanisierung der überdisziplinierten Orbitalen Gesellschaft als Folge des Fehlens von Spontaneität. Der Trend zu einer informationszentrierten Gesellschaft droht den kategorischen Geist fixierter Bilder in eine Mono-Welt von überladener, abstrakter Bildverbreitung zu pressen. Diese unbewußte Konspiration kopfgeborener technologischer Freiheit verspricht, die Mensch-Maschine- und Mensch-Mensch-Beziehungen zum Besseren oder Schlechteren zu verändern.

Technischer Hintergrund

Technische Information zur computer-/roboterunterstützten Acrylmalerei auf Leinwand:

Vier aufeinanderfolgende Prozesse finden statt:

  1. Ein elektronischer Laser scannt und digitalisiert 2D-Informationen.

  2. Die Information wird computerisiert.

  3. Der Computer vergrößert die Information, um die Bilder in weitere Ferne zu projizieren, damit sie perzeptuell gelesen werden kann, und publiziert damit die innere Arbeit (den inneren Raum) des Kunstwerkes. Dies schafft ein lang anhaltendes Gemälde für die öffentliche Konsumption.

  4. Roboterarme führen die Befehle des Computers aus, indem sie mit Computerpräzision in Acryl auf Leinwand malen.

HW: Computer-Robotics IBM