ANERKENNUNG
je suis (un readymade)
Benjamin Jay Britton
Benjamin Jay Britton hat verschiedene akademische Grade erworben (M. F. A. Candidate , San Francisco Art Institute; Master of Arts in Medienkunst, Goddard Graduate Program, Mounpelier, Vermont, USA). Zahlreiche Ausstellungen (z. B. zweimal bei der Artists Boston Film/Video Foundation; 1989 Television Access, San Francisco; 1990 Artspace San Francisco; 1990 Subterranean Video, Anaheim, Kalifornien).
„je suis (un readymade)" ist eine Touch-Screen-TV-Installation. Jeder Besucher steuert seine Erfahrung durch den sich entwickelnden Diskurs rund um die Frage der „freien Rede" in einem Massenmedien-Environment. Individuen finden sich in einer Anzahl von Sequenzen wieder, die um Marcel Duchamps Idee des „readymade", des Fertigen, der gefundenen Objekte und um die Verwendung von angeeignetem Material bei der Schaffung von Kunst kreisen. Durch die Verwendung neuer Fernsehtechnologien wird der Betrachter in ein Medien-Environment eingespannt, das ein Gefühl von Gegenwart und Geläufigkeit hervorruft. Es verwendet Zufälligkeiten, Multiple-Choice, Timed-Choice und andere interaktive Elemente, um Erfahrungen zu schaffen, die für jeden Betrachter einmalig sind.
Ein kleiner Touch-Screen-Bildschirm steht auf einem Tisch vor einem Stuhl. Er stellt Fragen und fordert den Besucher auf, den Bildschirm zu berühren. Weitere Besucher können entweder vom Saal aus über die Schulter zusehen oder aber den großen Bildschirm verfolgen (die Bilder sind auf beiden gleich). Man berührt den Schirm und interagiert mit ihm. Es ist, als wären hier fünf Spiele in einem: fünf Abschnitte, alle voneinander verschieden, alle beschäftigen sich mit der Aneignung und mit der Verwendung von Copyright-geschütztem Material für den persönlichen Ausdruck. Es ist wie Unterhaltung, aber es ist keine Unterhaltung. Es ist wie ein Spiel, aber es ist kein Spiel. Es geht eigentlich um menschlichen Ausdruck, um freie Rede in einer von den Massenmedien gesteuerten Umwelt, um die Beziehung Individuum — Massenmedium und um die Verwendung von Copyright-geschütztem Material in der Kunst.
Betrachtet man die Anwendung gefundener Bilder, Klänge und Objekte, so muß man die Herkunft des Materials ebenso ins Kalkül ziehen wie die Auswirkungen unserer Verwendung auf seine Schöpfer und die Auswirkungen seiner Anwendung auf unsere Welt. Wir müssen für das verantwortlich sein, was wir uns aneignen. Diese Aneignung ist durch mechanische und elektronische Reproduktion eine funktionale Realität geworden. So viel Material wird in unseren zeitgenössischen, synthetischen, von Menschenhand geschaffenen Environments produziert, daß es schwer geworden ist, kein vorkonstruiertes Material für einen Ausdruckseffekt zu verwenden.
Ich glaube, daß Aneignung ein wesentlicher Teil der Kommunikation ist, weil wir so sehr mit urheberrechtlich geschützten Klängen und Bildern bombardiert werden. Ich glaube, wir haben das Recht, all dies für expressive Zwecke zu benützen. In diesem Werk frage ich: „Sind Sie der Eigentümer ihrer eigenen Erinnerungen?" Vom Menschen geschaffene Bilder und Klänge beeinflussen unser Bewußtsein. Es gibt Ideen, die nur ausgedrückt werden können, wenn man sich dieser Elemente bedient und sie in einen Zusammenhang stellt. Aneignung ist ein Werkzeug geworden, nicht länger eine Geisteshaltung. Aber dieses Werkzeug muß vorsichtig eingesetzt werden, damit es nicht schadet. Verantwortlicher Umgang mit der Aneignung ist die in diesem Stück vertretene Position — „je suis (un ready-made)".
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