ANERKENNUNG
Light Stokes
Richard Greene
Richard Greene wurde 1953 in Utica, New York, geboren. 1974 graduierte er am Massachusetts Institute of Technology und begann für das Exploratorium, ein Museum für Wissenschaft und Wahrnehmung in San Francisco, zu arbeiten. Er entwickelte dort interaktive Ausstellungsstücke in den Bereichen Neurophysiologie, Wellen, Holographie, Perspektive und Sprache. Er arbeitete auch in San Francisco als Straßenkünstler (dabei entstanden Original-Serigrafien und Aquarelle), als Computergrafik-Illustrator und Programmierer. 1983 erfand er das Zeichenprisma, das 1984 erstmals in Japan vorgestellt und 1985 patentiert wurde. 1986—87, während er als Artist-in-Residence am Exploratorium arbeitete, entwickelte er „Light Strokes", ein höher entwickeltes Zeichensystem. Zurzeit arbeitet er an einer Version von „Light Strokes" für das Science Museum in Minnesota.
„Light Strokes" ist das Resultat einer 1977 begonnenen Suche nach einem Weg, Computergrafik-Eingabegeräte mit der Ausdruckskraft traditionellen künstlerischen Handwerksgerätes auszustatten. Es war schon damals offensichtlich, daß Computer eine ganze Welt leistungsfähiger neuer Grafikmöglichkeiten bieten. Aber die unveränderbaren „Pinsel"formen der frühen Paint-Systeme waren nur ein schwacher Ersatz für wirkliche Pinselstriche. Ich sah nicht ein, warum Künstler die sensomotorischen Fähigkeiten, die sie besaßen, aufgeben sollten. Zu dieser Zeit war ich bereits sehr angetan von den Effekten, die der japanische Sumi-Pinsel ermöglichte. Jede geringfügige Änderung in der Handhabung findet ihren sichtbaren Niederschlag am fertigen Bild, so daß der Betrachter den Gefühlszustand des Künstlers ablesen kann, auch noch Jahrhunderte, nachdem der Sumi getrocknet ist. Im Gegensatz dazu waren die verfügbaren Computergrafik-Eingabegeräte, die für und von Technikern entworfen wurden, für diese malerischen Gesten unempfänglich. Ich suchte damals nach einer Synthese dieser charakteristisch östlichen und westlichen Ansätze in der Kunst der Grafik.
Obwohl ich ursprünglich nur nach einem Weg suchte, Pinsel in interaktiver Computergrafik zu verwenden, war ich freudig überrascht herauszufinden, daß meine Erfindung die Verwendung von wirklich jedem Gegenstand als Zeichenwerkzeug erlaubte. Und eigentlich wurde dann das Fingermalen zu meiner Lieblingsanwendung des Systems. Ich finde, daß ich ein sehr breites Spektrum von Linienstärke erhalten kann, wenn ich in einer einzigen Bewegung mit Hilfe der Fingerspitzen zur ganzen Handseite zeichne.
Knöchel, Handflächen und Finger bieten ebenso ein interessantes Reservoir von sich dauernd ändernden Formen und Strukturen, die immer mit der Drehung des Handgelenks erreicht werden können.
Jetzt male ich meistens am liebsten zu Musik. Die „Auflösungs"-Effekte und die Leichtigkeit, mit der der „Light Strokes"-Bildschirm wieder gelöscht werden kann, vereinfachen diesen Prozeß sehr. Das Fließen der Bilder in der Zeit — das Malen als Tanz — ist so Schwerpunkt meiner Arbeit geworden. Einzelne Bildprodukte sind für mich jetzt weniger interessant als der Prozeß, den ich für überaus therapeutisch halte.
Außerdem ist es wichtig für mich, der Öffentlichkeit in einer Art und Weise Zugang zu Computern zu geben, die zeigt, daß sie nicht unbedingt kalte und unterdrückende Maschinen sind, die nur von einer priesterischen Elite kontrolliert werden können. Ich möchte, daß die Leute sehen, daß der Computer ein Werkzeug ist, das ihren eigenen menschlichen Bedürfnissen selbstverständlich und mit Vergnügen dienen kann.
|