ANERKENNUNG
Gedichte von Ernst Jandl
Eku Wand
Zunächst stellte sich mir die Frage, ob es mir gelingt, eine poetische Vorlage mit den Möglichkeiten des Computers derart umzusetzen, daß der eigentliche Gegensatz beider zugunsten einer gemeinsamen Aussage aufgehoben wird. Oder wollte jemand behaupten, der Computer als solches beziehe schon eine poetische Position? Durch meine Experimente sollte eine Beziehung zwischen Mensch und Maschine hergestellt werden, in der beide in einer Art Symbiose einander ergänzen, mit anderen Worten, das Vertraute mit dem Ungewohnten verbunden wird, eine Art ,sprechender Bildschirm'. Formal waren die systematischen, funktionalen und analytischen Arbeitsmechanismen des Computers in Parallelität zur systematischen Entwurzelung von Sprache und Schrift aus ihren Bedeutungszusammenhängen, also Jandls Arbeitsweise, ausschlaggebend, daß das Medium Computer für eine Umsetzung und Interpretation die besten Voraussetzungen bot. Die Formensprache der verwendeten digitalisierten Münder ist weniger befremdend und abstrakt als vielmehr surreal, während die aus ihrem Zusammenhang gerissenen Münder, in einen neuen Bedeutungs- und Funktionszusammenhang verpflanzt, durch die Möglichkeiten der Bild- bzw. Datenverarbeitung, im wesentlichen dem Arbeitsprinzip der Dadaisten entspricht. So entstand ein ungewohntes Bilderlebnis, das mit dem Spracherlebnis der Gedichte Jandls einhergeht.
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