ANERKENNUNG
About Five Idylls (The Narcissist)
Robert McFadden
Meine Arbeit erforscht die Technologie der Virtuellen Realität als Eingriff in die Kultur. Sie basiert auf der Prämisse, daß im Entstehen begriffene Technologien in all ihrer ursprünglichen Gräßlichkeit die Möglichkeit bieten, die dominierenden Muster einer technologischen Entwicklung herauszufordern. Diese Annahme beruht ihrerseits auf dem Geräusch-Konzept, das Jacques Attali in seiner Analyse der politischen Ökonomie der Musik verwendet. Geräusch, sagt Attali, ist jedes Signal, das eine nicht auslotbare Herausforderung an jenes System darstellt, in das es eingebettet ist. Die Geräusche der Technologie der Virtuellen Realität entstehen daher aus der Repräsentation existierender kultureller Bedingungen und Konventionen in einzigartigen und unerwarteten Kombinationen. Im Diskurs der Gegenwart wird die Virtuelle Realität zu einer wörtlichen Verkörperung von Wünschen und Ängsten - besonders jener Wünsche und Ängste, die das Spannungsverhältnis zwischen Körper und Technologie hervorruft.
Meine Praxis bemüht sich, an diesen Spannungspunkten in den laufenden Diskurs einzugreifen und die bereits latent in der Technologie der Virtuellen Realität vorhandenen Geräusche zu verstärken. Bei der Produktion von ,About Five Idylls (The Narcissist)' (,Von etwa fünf Idyllen [Der Narzißt]') bin ich von der Annahme ausgegangen, daß unsere Wahrnehmung und Umsetzung der Technologie der Virtuellen Realität grundlegend von unserer Geschlechtsideologie bestimmt werden. ,About Five Idylls' erforscht eines der möglichen Sets von Beziehungen, die durch diese Annahme suggeriert werden: jene zwischen der Technologie der Virtuellen Realität und den Konzepten der Männlichkeit. Diese Beziehung wird durch die Gegenüberstellung von drei Verkörperungen aufgebaut: der virtuelle Körper (die visuellen, auditiven und Erlebnis-Elemente des virtuellen Environments), der technologische Körper (die Hard-und Software als Prothese) und der menschliche Körper (der Benutzer/Betrachter). Vier spezifische Körperdarstellungen von Männlichkeit werden im virtuellen Environment wiedergegeben: der hysterische Mann, der manifeste Mann, der ideale Mann und der aufgelöste Mann. Gemeinsam ergeben diese Körperbilder die Pathologie des Narzißten, wie ihn Bela Gruberger in seiner Psychoanalyse des faschistischen Mannes beschreibt. ,About Five Idylls (The Narcissist)' ist ein Virtual-Reality-Environment, das sowohl binokulare 3D-Video- als auch binaurale 3D-Audiokomponenten umfaßt. Das Environment wird mittels eines Sets von zwei Micro-ECD-Schirmen (einem für jedes Auge), Kopfhörern und eines 3D-Positions-Detektors sowie einer Maus vermittelt. (Robert McFadden)
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