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Prix1992
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Adelbrecht
Martin Spanjaard


Heute ist es üblich, das Wort ,intelligent' statt ,fähig' zu verwenden. Dies ist nicht zu rechtfertigen, sehr häufig auch nicht in der Wortbezeichnung ,Künstliche Intelligenz'. Ich möchte, daß meine Kunstobjekte auf nicht-triviale Weise agieren und reagieren. Obwohl wir unsere Intelligenz einsetzen, wenn wir nichttrivial agieren, so haben doch die meisten der existierenden Objekte und Programme, die intelligent' genannt werden, Fähigkeiten, welche noch weit entfernt sind von jener komplexen Größe, die wir ,Intelligenz' nennen. Intelligenz umfaßt - wie ich glaube - die Fähigkeit, prinzipiell uneingeschränkt und sinnvoll auf neue Ereignisse zu reagieren. Solche Eigenschaften müssen erst konstruiert werden, wenn auch die neuronalen Netzwerke schon recht vielversprechend sind. Deshalb will ich derzeit das Wort ,intelligent' nicht verwenden.

Nicht nur aus Respekt vor seiner tatsächlichen Bedeutung, sondern auch weil es uns zu sehr in eine Richtung manipuliert, die für das Kunstschaffen nicht erforderlich ist, nämlich zum Versuch, tatsächlich intelligente Objekte zu bauen. Zum Teufel mit der Intelligenz, Kunst hat was mit ,interessant' zu tun. Und deshalb: ,fähig'. Computer in der Form kleiner Karten, die in Objekten installiert und mit Sensoren und Aktivatoren (Motoren, Stimmen, Licht -und Klangquellen) ausgestattet sind, stellen ein leistungsfähiges Mittel dar, als Herz solcher Objekte zu dienen. Um ,Adelbrecht’ auf die kürzest mögliche Art zu beschreiben: Es ist ein anthropomorphischer Protozoen-Roboter in der Form eines Balls mit 40 cm Durchmesser. Es, das heißt er, spricht über sein Leben, seine Umgebung, die Leute, die ihn berühren, rollen, anschreien, streicheln oder schlagen: über alle Dinge im Leben eines rollenden Balls. Er konfrontiert uns mit den Grenzen zwischen Wesen und Maschine, mit dem Übergang zwischen Es und Er. Da ich sein Verhalten geschrieben habe, füngiere ich als Beispiel und Inspirationsquelle, weshalb er auch teilweise ein Selbstporträt ist. Er lebt als eine Art anachronistisches Haustier in einem aus den 50ern stammenden Wohnzimmer von irgendwem, der derzeit (?) nicht da ist. (Martin Spanjaard)