ANERKENNUNG
Computational Expressionism
Joanna Berzowska
Das beschränkte und stilisierte Aussehen der gegenwärtigen digitalen 2D-Kunst hat direkt damit zu tun, daß die meisten Künstler mit bereits existierenden Werkzeugen arbeiten. Programmierte Zeichenwerkzeuge sind ästhetisch viel leistungsfähiger als die traditionellen Zeichenmedien. Ein einfacher Algorithmus kann ganze Bilder oder Muster erzeugen, wohingegen ein Stück Kreide – egal wie dunkel – nur sehr elementare Formen nachziehen kann. Die stilistische Natur der Computer-Zeichenwerkzeuge kann die visuellen Aspekte der Kunst stärker beeinflussen. Algorithmen übernehmen einen so hohen Steuerungsgrad, daß wir die Werkzeuge und Methoden, mit denen wir digitale Medien erzeugen und manipulieren, vorsichtig auswählen und kontrollieren müssen.
Das Konzept des „Zeichnens mit Berechnung“ bedeutet im Grunde zu programmieren, welche Arten von Linienformen eine lineare Bewegung der Hand zu produzieren in der Lage sein soll. Für einen Künstler bedeutet das die Festlegung der Muster und Farben, die der Pinsel produziert, die Definition des Pinselverhaltens und der Berechnungsattribute mittels Algorithmen und mittels Festlegung von Design-Prinzipien.
Eine durch Berechnung generierte Linie (also die Darstellung einer Geste durch Berechnungswerkzeuge) hat drei Attribute:
– Die Berechnungslinie hat eine physische Erscheinung, die als Set von Punkten zwischen zwei Endpunkten definiert werden kann; sie kann eine Form sein, ein Muster, eine Darstellung eines mathematischen Algorithmus, eine Farbe.
– Die Berechnungslinie hat ein individuelles Verhalten: Dynamische Eigenschaften wie die Veränderung der Farbe über die Zeit oder die Bewegung über die Malfläche.
– Schließlich hat die berechnete Linie auch ein Verhalten,was ihre Interaktion mit anderen Linien auf der Malfläche betrifft. Sie kann sie mit pseudomagnetischen Kräften wegdrücken, ihre Farben oder ihre Formen verändern.
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