ANERKENNUNG
Virtual Roof
Hermann-Josef Hack
Multimedia für alle - auch für diejenigen, an die sonst keiner denkt - möglich zu machen, ist die Grundidee des „ Virtual Roof". Anstatt sich rein von der Euphorie der technischen Entwicklung treiben zu lassen und zu Spielwiese und Versuchslabor für die High-Tech-Industrie mit teuren Show-Environments zu verkümmern, will das Kunstprojekt „ Virtual Roof" neue Wege weisen. Wenn Medienkompetenz die Eintrittskarte in die Informationsgesellschaft darstellt, dann dürfen diejenigen nicht ausgeschlossen werden, deren Zahl ständig zunimmt: Menschen ohne Arbeit, ohne Geld, ohne Wohnung .,.
Stattdessen werden Benachteiligte in die Lage versetzt, durch Nutzung neuer Medien ihre Situation selbst zu artikulieren und zu verbessern, anderen zu helfen, ihnen gezielt zu helfen bzw. wieder Würde und Selbstwert zurückzugewinnen. Das Projekt „ Virtual Roof" bietet denjenigen eine virtuelle Heimat und damit wenigstens eine elektronische Adresse, die nirgends mehr zu Hause sind. Von hier aus werden Aktionen und Events in verschiedenen Städten gestartet, um noch mehr Initiativen zu fördern, mit denen sich Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln lässt. Als Work-in-Progress bietet „ Virtual Roof" z. B. Straßenzeitungen (asphalt magazin hannover) eine Plattform zur Darstellung ihrer Arbeit und animiert diese Einrichtungen, sich durch die virtuelle Präsenz Gehör im Cyberspace zu verschaffen. Es entstehen (so geschehen in Hannover im März dieses Jahres, wo Schüler sich mit Zeitungsverkäufern ihrer Stadt trafen) aus unverbindlichen Kontakten im Schutz der Anonymität reale Begegnungen von Menschen, die sich im normalen Stadtbild nicht miteinander befasst hätten. Bereits über tausend Visionen sind schon zum virtuellen Dach Ruhrgebiet, der ersten Besiedelungsregion, eingegangen. Diese werden den zuständigen Politikern überreicht und von Wissenschaftlern und dem Kommunalverband Ruhrgebiet ausgewertet. Als virtuelle Empirie bilden sie Grundlagen für eine Verbesserung der Lebensumstände dieser Region.
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