AUSZEICHNUNG
ovalprocess / ovalcommers
Markus Popp
"ovalprocess" ist ein interdisziplinäres, modulares, dnyamisches Musikprojekt, das aus einer Software-Applikation, einer Serie von Audio-CDs, Vorträgen und (seit April 2001) aus drei interaktiven Klanginstallations-Objekten unterschiedlicher Größe und Form bestehend. Alle Komponenten sind konzeptuell miteinander verwoben und nach den einzigartigen *oval*-Strategien für Klang, Struktur und musikalische Ästhetik modelliert.
"ovalprocess" als Ganzes ist der Versuch, ein Modell für einen möglichen alternativen Ansatz in der Audio-Produktivität der zeitgenössischen Musik zu präsentieren, der auf der Definition von Musik als Software basiert. Formell präsentiert als eine Serie von CDs, Klanginstallations-Objekten, Konzertereignissen und Vorträgen, versucht "ovalprocess" auf diskursanregende, fesselnde und benutzerorientierte – wenn auch vielleicht kontroversielle – Weise, einen neuen Dialog vorzuschlagen und das Augenmerk auf Fragen und Probleme des Software-Designs, der Ergonomie und des Multimedia-Authoring im Allgemeinen zu lenken, um dem Diskurs der elektronischen Musik weitere Kriterien anzubieten.
"ovalprocess" und sein Folgeprojekt "commers" sind mehr als nur Nebenprodukte, vielmehr sind sie hörbare Meilensteine, die die fortschreitende Entwicklung des oval-Audio-Content-Workflows ebenso dokumentieren wie die process-Softwareapplikation und die zugehörigen Klanginstallationen. Die beiden Audio-CD-Ausgaben stellen eigenständige Werke dar, die jeweils eine eindeutige kontrastierende musikalische Sprache verfolgen. Jede CD zielt darauf ab, die zu Grunde liegenden technischen Spezifikationen und formalen Grenzen des "process"-Konzepts zu interpretieren und bisweilen grundlegend zu verändern.
Die eigentliche process-Softwareanwendung – derzeit nur für das MacOS verfügbar und vom Programmierer Richard Ross (San Francisco) implementiert – ist ein erster Versuch, ein Modell für den typischen Arbeitsablauf in der zeitgenössischen Audio-Produktion darzustellen und gleichzeitig die musikalischen Strategien hinter "oval" präzise nachzuzeichnen, wie sie den diversen vergangenen und gegenwärtigen Aufnahmen von "oval" zu Grunde liegen, sowie die inhärenten und gewollten Einschränkungen dieses speziellen musikalischen Ansatzes aufzuzeigen.
Die "process"-Klanginstallationsobjekte wurden in Zusammenarbeit mit der Architekturfirma "sko-toparc" in Berlin konstruiert und sollen als greifbares interaktives Front-End der "process"-Software und des darin inkludierten originalen Klanginhalts dienen. Sie erlauben es dem Benutzer, das jüngste Work-in-progress der sich dynamisch entwickelnden "oval"-Audio-Research umzustrukturieren und von einem konventionellen Musik-Präsentations- bzw. -Distributionsformat in eine personalisierte Arbeitsumgebung umzuwandeln.
<b>Software</b>
Kurz gefasst, repräsentiert "ovalprocess" ein interaktives Authoring-Environment für zeitgemäßes Personal Desktop Audio sowie einen "oval"-eigenen Zugang zur elektronischen Musik. Sie ist so designt, dass sie ein zugängliches, direkt manipulierbares, völlig auf Icons aufgebautes objektorientiertes User-Interface für Echtzeitverarbeitung anbietet.
Der Workflow der Anwendung konzentriert sich weniger auf die üblichen Sampling-, Mix- und Editierfunktionen der gängigen Produktivitätssoftware, sondern bietet detaillierte Mittel zur strukturellen Veränderung des beigefügten "oval"-Soundfile-Archivs. Indem dem Benutzer bzw. dem Publikum tatsächlich die Möglichkeit gegeben wird, über das intuitive, farbcodierte Interface eigene Aufnahmen im "oval"-Stil durch radikale Re-Strukturierung der mitgelieferten Klangfiles zu konfigurieren, designen und aufzunehmen, bringt "process" einen Dialog über zeitbasierte Software-Environments ins Rollen.
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