ANERKENNUNG
Displaced Dice
Thomas Zancker
In dem Film ,Displaced Dice' (,Verlegte Würfel), erscheint ein Würfel ohne Augen im rotierenden Lichtkegel eines Scheinwerfers. Im weiteren Verlauf passiert dann Unerwartetes: Das Filmbild, das den Würfel im Licht des ihn umkreisenden Scheinwerfers wie in einem falsch gebauten Planetenmodell zeigt, verformt sich, während es nach hinten gleichsam in sich selbst hineinklappt. Während sich vor den Augen des Betrachters selten gesehene Formen entwickeln - wobei die Lichter als Höhen aus dem Bild herauswachsen -, wird das Filmbild selbst zur Landschaft und zur Form. Die zwei-dimensionale Projektion wird dreidimensional. Es entsteht eine neue Instanz im Film, in der nicht mehr der gefilmte Würfel, sondern der Film selbst, als wabernde Funktion seiner Helligkeiten, zum dargestellten Objekt wird. Diese Rückkopplung, in der der vorher berechnete Film selbst zum Ausgangsmaterial für eine neue Instanz wird, wiederholt sich noch zweimal, wobei das Chaos immer wilder zu werden scheint.
Tatsächlich gibt es weder Zufallsgenerator noch ,Chaosformeln' in der Berechnung der geometrischen Formen. Die sich abbildende Komplexität ist ausschließlich ein Ergebnis der sich rotierend verändernden Beleuchtung und der dreidimensionalen Interpretation der auftretenden Helligkeiten durch das verwendete Programm. Die Kamerafahrt am Schluß des Films führt dann in diese Landschaft und durch im Boden auftauchende Löcher (Augen) wieder zum Ausgangsmotiv, dem nächsten blinden Würfel. (Thomas Zancker)
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