ANERKENNUNG
Ab Ovo
Akemi Ishijima
Eine der einmaligsten Eigenschaften der elektroakustischen Musik ist ihre Fähigkeit, einen virtuellen Raum, der physikalisch gesehen nicht existiert, zu projizieren und ihn damit erscheinen zu lassen.
Die räumliche Wahrnehmung akusmatischer, elektroakustischer Musik resultiert aus der Interaktion zwischen den auf Band gestalteten akustischen und psycho-akustischen Bedingungen und der Hörsituation. Dadurch, daß so viele unvorhersehbare Faktoren beteiligt sind, ist die Raumwahrnehmung instabil und individuell verschieden. Trotzdem glaube ich, daß das Erstellen von Grundsätzen für räumliche Kompositionen eine Geschlossenheit schaffen sollte, und zwar nicht nur die Raumwahrnehmung betreffend, sondern auch in Hinblick auf eine generelle ästhetische Wertschätzung. Ausgangspunkt bei der Komposition ,Ab ovo' war die Bewegung eines Pendels. Ich mußte mir eine Art Klang vorstellen, vielleicht ein leichtes Vibrieren der Luft, wenn das Pendel vorbeischwingt, und ihn in einem elektroakustischen Klangraum musikalisch darstellen. ,Ab ovo' ist die endgültige Abstraktion eines solchen Kompositionsprozesses. Obwohl der Klang des Pendels in seiner Urform nicht mehr vorhanden ist, werden zwei Aspekte der Bewegung auf verschiedenste Weise das ganze Stück hindurch reflektiert: die Periodizität und das Anhalten der Bewegung durch irgendeine Störung. (Akemi Ishijima)
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