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Prix1995
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Aurora on the Line
Kirk A. Woolford


Kirk Anthony Woolford (USA), geb. 1967, studierte Informatik und Mathematik/Humanwissenschaften an der Clarkson University, Potsdam, New York, und Photographie, elektronische Bildbearbeitung am Institute of Design, Illinois Institute of Technology, Chicago. Performances und Ausstellungen in den USA und Europa seit 1988.

In unserer Mythologie des „Science-fiction" haben wir eine neue Existenzebene erfunden, die Cyberspace heißt. Cyberpunk-Romane quellen über vor Beschreibungen von Figuren, die die Grenzen der physischen und der Cyberwelt überschreiten. Viele davon schreien danach, das Fleisch abstreifen und der physischen Welt entrinnen zu können, um in einem Jenseits im Cyberspace ewig zu leben. In der Matrix wird man von einem physischen Körper nur behindert. „Aurora on the Line" vollzieht genau das, was Cyberpunks am meisten fürchten: Es stellt einen menschlichen Körper mitten in den Datenstrom der Matrix.

Da digitale Daten diese Körper nicht durchdringen können, müssen sie um sie herumfließen, wobei sie Turbulenzlöcher verursachen, die sich bei den Füßen der Körper entleeren; die Turbulenz wird mit den Daten vermischt, die durch die Leitungen übertragen werden. Auf der anderen Seite des Netzes erscheint die Turbulenz als eine Druckwand im Raum, die den örtlichen Datenfluß durcheinanderbringt und sich physisch als Wind manifestiert, der stets in Richtung des anderen Körpers weht.

Ab und zu macht sich ein Cyberspace-Bewohner auf den Weg, um die Ursachen der Turbulenz ausfindig zu machen. „Aurora on the Line" stellt die Frage, was mit dem Körper passiert, wenn er dem Netz begegnet, indem das Netz in der Begegnung mit dem Körper dargestellt wird. Die Installation besteht aus zwei Kreisen, die im physischen Raum getrennt, aber im Cyberspace verbunden sind. Wasser fließt ständig um diese Kreise herum, genau so wie Daten von einer Seite des Raums zur anderen fließen. Wenn ein Besucher in einen Kreis tritt, erzeugt die Anwesenheit des Körpers eine Barriere im Datenraum. Die Daten können nicht aufhören, sich zu bewegen, und können nicht zerstört werden, also ändern sie ihre Richtung, stoßen mit anderen Daten zusammen, stoßen mit der Barriere zusammen... bis sie die andere Seite des Raums erreicht haben. Diese Störung des symmetrischen Flusses erzeugt Turbulenz. Wenn das elektromagnetische Feld der Erde den Fluß des Solarwinds ableitet, entstehen folglich Phänomene, die als geomagnetische Stürme und Aurora Borealis - die Nordlichter - bekannt sind. Eine eher erdenbezogene Turbulenz wird von denjenigen von uns, die einen physischen Körper besitzen, als Wind wahrgenommen. Wenn wir in den Kreis treten, werden Auroras von unseren Körpern abgeleitet, und wir werden zu Winderzeugern im gemeinsamen Raum. Da Computerprogrammierer noch immer an unsere Gesetze der Physik gebunden sind, kann „Aurora on the Line" keinen physischen Körper über das Netz zum entfernten Kreis tragen, doch das Netz trägt die daraus entstandene Turbulenz zum entfernten Kreis und erzeugt sowohl eine Aurora als auch eine Windquelle am anderen Ort.

Technischer Hintergrund

HW: Silicon Graphics
SW: Artists' Proprietary