Erwin Redl (A), MFA Computer Art (School of Visual Arts, New York) Diplom in Tonsatz und Elektroakustische Musik (Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien) Preise und Ausstellungen in Europa und den USA. Arbeitsbereich: synästhetische Computerinstallationen.

Die Installation „Parallel Mesmerization of Eleven Blondes and Eleven Brunettes by Two Computers" interagiert mit dem Organismus des Dow Jones Industrial Average. Der Dow Jones stellt eine organische virtuelle Spezies dar, die aus reiner Quantität besteht: die Börsenkurse der 30 größten amerikanischen Firmen. Die Lebenszeichen des Dow Jones sind auf der ganzen Welt verteilt und leicht zugänglich, weil man die Kurse vom Internet einfach runterladen kann. (Fast) jeder kann an diesem System teilhaben und dessen Verhalten beeinflussen, doch nur bis zu einem gewissen Grad - die Investition. Dieses Werk simuliert nicht die Börse, sondern ver(ent)wendet die Lebenszeichen des Dow Jones als Auslöser für audiovisuelle Geschehnisse oder - etwas allgemeiner gesagt - Masseverhalten als Inspiantion für die Kunst.

Zwei aus Puppen bestehende Teams werden auf das Fußballfeldmodell gestellt (Team der Blondinen/Team der Dunkelhaarigen). Das Verhalten der Teams wird von einem Computer gesteuert. Jede Puppe ist mit den Bewegungen eines bestimmten Dow-Jones-Kurses gekoppelt. Alle fünfzehn Minuten loggt sich der Computer bei einem Internet-Börsenkurs-Provider ein und fragt die Kurse ab. Je nach Kurswertveränderungen ändert sich auch das Verhalten der Puppen: Brüste leuchten auf, sie sprechen (Samples aus Kindergeschichten und pornographischen Aufnahmen) und singen usw. Durch kleine Motoren werden die Figuren in willkürlichen Mustern kreuz und quer über das Feld bewegt - eine seltsame Ballettruppe aus singenden Blondinen und Dunkelhaarigen mit aufleuchtenden Brüsten führt ein hybrides Theaterstück auf, das vom virtuellen Organismus des Dow Jones dirigiert wird.