AUSZEICHNUNG
Harvey
Peter McDonald
Peter McDonalds 9-Minuten-Film "Harvey" erzählt die Geschichte von Einsamkeit und Obsessionen. Dabei nimmt er Bezug auf Alfred Hitchcock's Meisterwerk "Psycho", das er nicht nur mit den Mitteln und Möglichkeiten unserer Zeit erzählt, sondern das er in die gesellschaftliche Wirklichkeit unserer Tage transponiert.
"Harvey" ist die Fortsetzung einer Serie von traurigen, düsteren Kurzfilmen, die bewusst schockieren und verletzen.
Der Film erzählt auf beklemmende Weise von der Besessenheit und Einsamkeit eines Mannes auf der Suche nach physischer wie emotionaler Ergänzung und Vervollständigung. Erst als er glaubt, sein Ziel in der erzwungenen Vereinigung mit seiner Nachbarin erreicht zu haben, beginnt er die schmerzliche und unauflösliche Natur seiner Besessenheit zu begreifen.
Von der technischen Seite her sollte "Harvey" auf jeden Fall eine große Herausforderung sein: Der Held der Geschichte existiert nur als halber Mensch, anstelle seiner linken Körperhälfte hat er eine blutige Wunde, die sich vom Scheitel bis zur Sohle zieht. Einstellung um Einstellung zeigt, wie dieser halbe Mensch umhergeht und sich hinsetzt, aber richtig kompliziert wird es erst, als er seiner Hälfte noch eine halbe Frau hinzufügt. Trotz dieser technischen Unmöglichkeiten hat mich aus der Sicht des Filmemachers einfach die Aufgabe gereizt, daraus eine Geschichte zu machen, die das Publikum auch akzeptieren kann. Figuren zu schaffen, die unser Mitgefühl ansprechen, ist schon mit den normalen erzählerischen Mitteln nicht einfach; bei "Harvey" aber mussten wir die surreale Bildwelt die Geschichte erzählen lassen, und es bedurfte einer stringenten Planung, um die Special Effects zur Wirkung zu bringen. Vom Technischen her war es jedenfalls eine einmalige Erfahrung, wie ich sie nicht nochmals zu machen gedenke …
Und das Ergebnis? Ist es mir gelungen, jenes nicht greifbare Gleichgewicht zwischen technischer Leistung und ehrlichem Geschichtenerzählen zu finden? Ich kann nur beurteilen, wie der Film von absolut fremden Zusehern aufgenommen wird. Wenn ich im Kino sitze und dem nervösen, ungläubigen Lachen lausche, die im Dunklen hin- und herrutschenden Körper höre, dann schließe ich daraus, dass ich zumindest teilweise erfolgreich war. Wenn ich dem Publikum Spannung bieten kann und einen Gesprächsstoff für nach der Vorstellung, dann, glaube ich, habe ich der Welt doch etwas zurückgegeben!
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